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Sport: Detaillierte Vorwürfe

Jan Ullrich weist neue Anschuldigungen im spanischen Dopingskandal zurück

Berlin – Sechs Tage vor Beginn der Tour de France soll bei den Ermittlungen im spanischen Radsport-Dopingskandal nach Informationen der Zeitung „El País“ auch Jan Ullrich ins Visier der Fahnder geraten sein. Die Polizei habe bei Hausdurchsuchungen mit Codes versehene Blutkonserven entdeckt und prüfe nun, ob es eine Verbindung zu dem T-Mobile-Kapitän gebe, berichtete die Zeitung am Montag. Einige dieser Präparate seien mit der Aufschrift „Hijo Rudicio“ (Rudis Sohn) gekennzeichnet gewesen. Hinter „Rudicio“ könne sich der Freund Ullrichs und Sportliche Leiter bei T-Mobile, Rudy Pevenage, verbergen, schrieb „El País“ unter Berufung auf Ermittlungsergebnisse der Guardia Civil.

Mit dem „Sohn“ könne demnach Ullrich selbst gemeint gewesen sein. Sowohl Jan Ullrich als auch Rudy Pevenage wiesen am Montag die Vorwürfe zurück. Ullrich sagte: „Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun.“ Bereits während des Giro d’Italia hatte der deutsche Radsportstar mehrfach eine Verbindung zu dem Sportarzt Eufemiano Fuentes dementiert, der nach Überzeugung der Ermittler als Hauptfigur eines Doping-Ringes gilt und wie vier weitere Verdächtige Ende Mai festgenommen worden war. Sie sind inzwischen gegen Kaution wieder auf freiem Fuß. Seinen Namen in Zusammenhang mit Fuentes zu erwähnen, so Ullrich damals, sei eine „Frechheit“.

Die mutmaßlichen Vorwürfe gegen Ullrich sind detailliert: Die mit roten Blutkörperchen angereicherten Blutkonserven sollen nach Angaben des Blattes „Hijo Rudicio“ am 1. Mai, wenige Tage vor dem Beginn des Giro d’Italia, verabreicht worden sein. Eine weitere Transfusion sei für den 20. Juni geplant gewesen, also kurz vor dem Start der Tour de France. Die Fahnder seien zudem bei den Hausdurchsuchungen auf Inventarlisten von in Kühlschränken gelagerten Substanzen aus dem Jahr 2004 mit dem Eintrag „Jan“ gestoßen.

„Wir nehmen die Lage ernst. Das sind schwere Anschuldigungen“, sagt T-Mobile-Sprecher Christian Frommert. „Wir untersuchen, wie es zu diesen Vermutungen kommt und müssen reagieren – so oder so. Aber wir müssen kühlen Kopf bewahren, bislang liegt uns ein Zeitungsartikel vor.“ Nach Informationen des Tagesspiegel bemüht sich das Management Jan Ullrichs bereits um Akteneinsicht.

Der Doping-Ring soll mindestens 58 Radprofis mit präparierten Blutkonserven und anderen verbotenen Mitteln versorgt haben. „Vor zwei Jahren war die Organisation noch kleiner, und die Namen der Rennfahrer stehen direkt auf den Blutbeuteln“, schrieb „El País“. Der Name „Jan“ habe auch auf Quittungen für Käufe von Dopingmitteln im Wert von 1900 Euro gestanden, die die Ermittler fanden, so die Zeitung weiter. Sein Team-Kollege, der Spanier Oscar Sevilla, der früher beim Skandalteam Kelme fuhr, als Fuentes dort Teamarzt war, gehört nach spanischen Medienberichten zum Kundenkreis des Dopingnetzwerks. Laut „El País“soll Sevilla zu Kollegen gesagt haben: „Wenn sie mich kriegen, dann kriegen sich auch Ullrich.“Tsp/dpa/Vbn

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