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Deutsche Basketballer: Die Lockerheit geht

Europameisterschaft in Polen: Die deutschen Basketballer enttäuschen mit einer 75:86-Niederlage gegen Mazedonien - auch die Kulisse des Spiels ist wenig EM-reif.

Als Sven Schultze drei Minuten vor Spielende ausgewechselt wurde, klatschte er seine Mitspieler nur mit einer schlaff herabhängenden Hand ab, bevor er sich auf die Bank sacken ließ. Der emotionale Anführer der deutschen Nationalmannschaft ließ den Kopf hängen, das Spiel war verloren. Mit ihrer bislang schwächsten Leistung dieser Basketball-EM unterlag die deutsche Mannschaft am Sonntag im zweiten Spiel der Zwischenrunde 75:86 (36:36) gegen Mazedonien. Ein Sieg hätte dem Team von Trainer Dirk Bauermann hervorragende Chancen auf das EM-Viertelfinale eröffnet. „Wir haben uns einen schlechten Tag ausgesucht, um ein schlechtes Spiel abzuliefern“, sagte Bauermann. „Uns hat ein bisschen gelähmt, dass ein Sieg für uns so ein großer Schritt gewesen wäre.“

Gegen die Mazedonier wirkte es von Beginn an, als stünde vor 2500 Zuschauern in der erneut nur zu einem Drittel gefüllten Luczniczka-Arena von Bydgoszcz ein anderes deutsches Team auf dem Feld als bei den Spielen zuvor. Der Bundestrainer hatte seinen Spielern gesagt, sie sollten den ballführenden Gegner nicht ganz so aggressiv verteidigen wie in den Spielen zuvor, als sie immer wieder früh in Foulprobleme geraten waren. Doch diese Anweisung ließ die Deutschen unentschlossen und ohne Biss agieren.

Besonders der 35 Jahre alte mazedonische Spielmacher Vrbica Stefanov, der seine Profikarriere eigentlich schon beendet hat und für seine Verdienste um den mazedonischen Basketball in seiner Heimat bereits mit einem Orden geehrt wurde, war von der deutschen Verteidigung nie zu stoppen, am Ende war er mit 25 Punkten bester Werfer der Partie. Die deutsche Mannschaft versuchte mit Dreipunktwürfen dagegenzuhalten. Der 21-jährige Lucca Staiger traf bis zum Pausenstand von 36:36 alle seiner drei Versuche aus der Distanz.

Zu Beginn der zweiten Hälfte zeigte auch der eingebürgerte US-Amerikaner Jeremiah Massey, dass sein mazedonischer Pass eine gute Investition für sein neues Basketball-Heimatland gewesen ist. Während die Mazedonier bei ihren Würfen ein „lockeres Händchen“, zeigten, wie Center Patrick Femerling feststellte, verkrampften die deutschen Spieler. Sechsmal hintereinander verloren sie den Ball beim Dribbling oder passten ihn gleich direkt in die Hände der Mazedonier, die jeden Fehler routiniert ausnutzten. Alba Berlins Steffen Hamann wirkte im Spielaufbau völlig verunsichert. „Es tut mir leid, ihn so zu sehen“, sagte Bauermann. „Ohne Steffen hätten wir uns letztes Jahr nicht für die Olympischen Spiele qualifiziert.“ Schon sieben Minuten vor dem Ende war das Spiel beim Stand von 54:69 entschieden. So sehr sich die Deutschen auch mühten: Näher als bis auf zehn Punkte kamen sie nicht mehr heran.

Trotz der Niederlage ist Bauermanns Mannschaft noch nicht ausgeschieden. Zum Abschluss der Zwischenrunde muss sie aber am Dienstag (21 Uhr, live im DSF) in einem echten Endspiel gegen Kroatien gewinnen, um noch den vierten Platz in der Gruppe und damit das Viertelfinale zu erreichen. Die Kroaten unterlagen Frankreich gestern 79:87. Auch die Russen, die zuvor überraschend 68:65 gegen die Griechen gewonnen hatten, dürfen sich noch Hoffnung auf die Runde der besten acht Teams Europas machen.

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