Emotionaler hätte das Finale der Paralympics kaum sein können, zumindest für Gerd Schönfelder nicht. Da kurvt der deutsche Alpinfahrer gerade wieder einmal zu Gold, diesmal in der neuen Disziplin Superkombination, und holt damit seinen vierten Sieg bei den Spielen in Kanada. Und dann klingelt in der Zieleinfahrt bei seinem Betreuerteam das Handy. Gerade ist sein zweites Kind auf die Welt gekommen. „Ich bin überglücklich, das ist ein unglaublich schöner Tag“, sagte Schönfelder. Der 39-Jährige, der seinen rechten Arm als Jugendlicher verloren hatte, weil er noch schnell auf einen fahrenden Zug aufgesprungen war, ist ein Star der deutschen Paralympics-Mannschaft. Einer von vielen Stars.
Für das deutsche Team werden die Spiele in Kanada nicht nur wegen des abschließenden Glücks von Gerd Schönfelder, der seine Karriere nun beendet, unvergessen bleiben. „24 Medaillen für unser gesamtes Team, davon 13 goldene, davon kann man eigentlich nur träumen“, sagt Maike Hujara, seit einem Jahr hauptamtliche Trainerin des Teams Ski Alpin. Dank der etablierten Spitzenathleten um Schönfelder und dem mehrfachen Goldmedaillengewinner Martin Braxenthaler, aber auch wegen der Nachwuchsfahrerinnen Andrea Rothfuss sowie der 17-jährigen Schülerin Anna Schaffelhuber wurde das deutsche Ski-Alpin-Team das erfolgreichste dieser Spiele – und stand in der Medaillenwertung am Ende vor Russland und Gastgeber Kanada.

Paralympics auf sportlicher Augenhöhe mit Olympia
"Der Erfolg war in dieser Dimension nicht zu erwarten", staunte auch Mannschaftschef Karl Quade. Die fünffache Goldmedaillengewinnerin Verena Bentele wurde in Kanada als eine der besten Athletinnen der paralympischen Geschichte überhaupt gefeiert. Sie verlor Freudentränen – aber nicht ihren Humor. Als die blinde Biathletin auf ihren im Zieleinlauf langsameren, sehenden Vorläufer Thomas Friedrich auffuhr, sagte sie, „der ist jetzt auch schon fix und fertig“.
In Kanada fanden die Paralympics erstmals auf sportlicher Augenhöhe mit den Olympischen Spielen statt. Nun geht auch für das deutsche Team der Blick nach Sotschi 2014. Dort werden unter anderem die vierfache Medaillengewinnerin Andrea Rothfuss oder der Abfahrts-Vierte Thomas Nolte neue Akzente setzen sowie die Youngster Anna Schaffelhuber aus München, die bei ihrer Paralympics-Premiere Bronze im Super G gewann und die Fahne bei der Abschlussfeier tragen durfte.
Aus Sicht von Mannschaftschef Quade steht Anna Schaffelhuber für die hohe Sozialkompetenz der deutschen Mannschaft. So sei etwa in Kanada gut angekommen, dass das Team geschlossen ins Haus der Volunteers gegangen sei, um sich dort für den Einsatz der Ehrenamtlichen zu bedanken. Quade wünscht sich künftig einen selbstverständlicheren Umgang auch mit seinen Sportlern. Dazu bedürfe es aber mehr hauptamtlicher Trainer, weiterer Trainingsstützpunkte und einer stärkeren Berücksichtigung der Athleten bei der Olympia- und Paralympics-Bewerbung. Auch bei den Zuschauern in Kanada ist der sportliche Erfolg des Team Germany gut angekommen. Auf einem Plakat stand „Gold: Rosi, Maria – Andrea“.
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