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Luxus war gestern. Darin Olver hat sich mit seiner neuen Rolle arrangiert.

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Deutsche Eishockey-Liga: Heute ein Verteidiger

Darin Olver steht exemplarisch für die Siegesserie der Eisbären – weil er sich für nichts zu schade ist. Trainer Tomlinson sagt: "Er gehört zu denen, die das Team aus der schwierigen Situation herausgeführt haben."

Die Aufholjagd hat ihre Spuren hinterlassen bei den Eisbären: Auch Darin Olver ist mittlerweile deutlich gezeichnet von den Anstrengungen der vergangenen Wochen, in denen der Deutsche Meister in jedem Spiel um die Teilnahme an den Pre-play-offs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) kämpfen musste. Eine genähte Wunde an der Schläfe belegt, dass er sich nicht geschont hat. "Die letzten paar Spiele waren für uns schon wie Play-off-Spiele", sagt Olver. In denen ging es darum, nach einer lange enttäuschenden Hauptrunde noch den zehnten Platz zu erreichen. Der große Einsatz machte sich bezahlt: Sechs der letzten sieben Spiele gewannen die Berliner, mittlerweile stehen sie auf Platz neun. Mit einem Sieg in der regulären Spielzeit gegen den Tabellenelften Augsburger Panther könnten sie heute (14.30 Uhr) in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof die Pre-play-off-Teilnahme perfekt machen. Sogar Platz acht, der den Heimvorteil in der Qualifikationsrunde bedeuten würde, ist noch möglich.

Der späte Aufschwung liegt nicht nur daran, dass verletzte Leistungsträger zurückkehrten – die jüngste Erfolgsserie begann, als Stammtorhüter Rob Zepp und die Angreifer André Rankel und Julian Talbot nach langen Verletzungspausen wieder mitspielen -, sondern eben auch am unbändigen Einsatzwillen, den die Mannschaft angesichts der prekären Lage entwickelt hat. Dass es spielerisch oft nicht lief, förderte ungeahnte Charakterzüge bei manchem Spieler zutage. Olver ist das beste Beispiel. Lange galt er als brillanter, oft etwas puckverliebter Spielmacher, der die Abwehrarbeit nicht allzu ernst nahm – als Luxusartikel, den sich die Eisbären in guten Zeiten leisten konnten. Inzwischen zählt auch er zu denen, die vor dem eigenen Tor aufräumen.

"Zu Beginn der Saison hat er nicht getroffen. Da musste er einen anderen Weg finden, um der Mannschaft zu helfen", sagt Trainer Jeff Tomlinson. Und so fing Olver an, sich ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit in Schüsse zu werfen und harte Zweikämpfe zu führen. "Ich habe wirklich keine Angst mehr, ihn in einer defensiven Situation zu bringen", sagt Tomlinson. Nun steht der Stürmer sogar in der ersten Unterzahlformation auf dem Eis, dann also, wenn es darum geht, das eigene Tor gegen eine Übermacht zu verteidigen. "Dafür hatte ich ihn gar nicht auf der Rechnung. Aber er macht das sehr gut", sagt Tomlinson.

Inzwischen hat Olver auch seine offensiven Qualitäten wiederentdeckt: zum Sieg gegen München steuerte er ein Tor und eine Vorlage bei; mit 35 Punkten ist er drittbester Scorer des Teams. Profitiert hat er dabei zuletzt von seinem neuen Nebenmann Mark Bell, der für den erkrankten Florian Busch in Olvers Angriffsreihe rutschte. "Er ist ein völlig anderer Spielertyp. Aber er hat einen hohen Eishockey-IQ, und mit ihm und Barry Tallackson habe ich jetzt zwei körperlich starke, torgefährliche Spieler neben mir. Das macht es leichter für mich", sagt der selbst eher filigrane Angreifer.

Dass Olver nun wieder zuverlässig punktet, freut seinen Trainer besonders: "Er hat es verdient, denn er gehört zu denen, die das Team aus der schwierigen Situation herausgeführt haben." Dass es nun im vorentscheidenden Spiel gerade gegen Augsburg, seinen früheren Klub, geht, ist Olver "völlig egal", sagt er: "Wichtig ist nur, dass wir den Pre-Play-off-Platz jetzt endgültig sichern"

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