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Deutsche Fahrer: Champagner und Karambolagen

Für die deutschen Formel-1-Fahrer verlief die Saison recht wechselvoll, doch jeder erlebte sein Highlight – allen voran Sebastian Vettel.

SEBASTIAN VETTEL

Die Sensation des Formel-1-Jahres kommt aus Südhessen. Dabei begann die Saison für den Heppenheimer Sebastian Vettel mit viel Schrott und vier Ausfällen in Serie. Doch als Toro Rosso dann ab Monaco das neue Auto brachte, ging es steil nach oben - wozu auch Vettel mit seiner Mischung aus Enthusiasmus und disziplinierter Arbeitsweise beitrug. Die große Stunde des managerlosen 21-Jährigen schlug beim Grand Prix von Italien: Während die Favoriten im Dauerregen von Monza patzten, legte Vettel ein perfektes Wochenende auf die Piste und wurde zum jüngsten Grand-Prix-Sieger der Formel-1-Geschichte. Nebenbei auch zum ersten deutschen Gewinner seit Michael Schumacher, als dessen Nachfolger er fortan gehandelt wird. Vettel selbst bleibt bescheiden: "In dieser Saison schon einen Sieg zu schaffen, das war sicher mehr, als ich mir erhoffen durfte", sagte er und wurde angesichts des Wechsels von Toro Rosso zu Red Bull fast schon wehmütig: "Es war eine tolle Zeit." Die Experten sind sich allerdings einig, dass Sebastian Vettel die tollsten Zeiten noch bevorstehen. Nicht nur Formel-1-Imperator Bernie Ecclestone glaubt: "Vettel wird mal Weltmeister." In diesem Jahr war er durch sein Duell mit Hamilton in Brasilien immerhin schon aktiv an der Titelvergabe beteiligt.

NICK HEIDFELD

Zweiter Platz in Australien, zweiter Platz in Kanada, zweiter Platz in Großbritannien, zweiter Platz in Belgien - das klingt gut. Doch insgesamt verlief Nick Heidfelds Saison eher enttäuschend. Der 31-Jährige war mit vagen Hoffnungen auf den WM-Titel gestartet und musste am Ende froh sein, nicht seinen Arbeitsplatz verloren zu haben. Heidfeld hatte vor allem in der ersten Saisonhälfte große Probleme mit den Reifen, so dass sein Teamkollege Robert Kubica meist schneller war. Der Pole war es auch, der Heidfeld in Kanada die Trophäe des ersten Sieges für das neue BMW-Team wegschnappte. Doch Heidfeld gab nicht auf: Er kam mit viel Arbeit und Einsatz den Hintergründen der Probleme auf die Schliche, und von da an lief es wieder besser. "Aber es ist einfach schade, dass das so lange gedauert hat, sonst wäre sicherlich einiges drin gewesen", sagt Heidfeld. "Vielleicht hätte ich zumindest eine Zeitlang wirklich in der WM mitmischen können." Diese Hoffnung bleibt dem Mönchengladbacher immerhin für die kommende Saison: Weil er auch im nächsten Jahr noch im BMW sitzen darf, hat Heidfeld weiter die Möglichkeit, der erste Weltmeister der Weiß- Blauen zu werden.

NICO ROSBERG

Als er sich 2006 gleich mit der schnellsten Rennrunde in der Formel 1 vorstellte, galt er als Senkrechtstarter. Mittlerweile kämpft Nico Rosberg gegen die Stagnation seiner Karriere. Als Gefangener in einem mittelmäßigen Team wuchs im Laufe der Saison die Frustration bei dem 23-Jährigen, der nun froh ist, "dass das Jahr endlich vorbei ist. So etwas habe ich bisher noch nie erlebt." Seine Sehnsucht nach einem Auto, "mit dem ich was reißen kann", beherrschte ihn so sehr, dass er sich teilweise dem Niveau seines Williams anpasste und sich unnötige Fehler leistete. Immerhin zeigte Rosberg mit vereinzelten Sternstunden als Dritter beim Saisonauftakt in Australien und als Zweiter beim Nachtrennen in Singapur, warum er weiterhin als künftiger Weltmeister gehandelt wird. In der kommenden Saison wird das wohl noch nicht passieren: Da fährt Rosberg noch bei Williams.

TIMO GLOCK

Dass Timo Glock gleich in seiner ersten kompletten Formel-1-Saison die WM entscheiden würde, war zu Beginn des Jahres nicht abzusehen. Bei Toyota fand er ein großes Hindernis vor: Jarno Trulli, den Teamkollegen, der schon Ralf Schumachers Formel-1-Karriere beendet hatte. Der Italiener hatte das Auto komplett auf seine Bedürfnisse zuschneiden lassen. Damit hatte Glock einige Schwierigkeiten und fabrizierte teils spektakuläre Unfälle, doch dann stellte er Abstimmung und auch seinen Fahrstil um. So kam er Trulli immer näher und fuhr über die Renndistanz oft sogar stärker. Glocks Bilanz fällt positiv aus, "weil ich im Laufe der Saison gute Fortschritte gemacht habe". Diese Entwicklung will er nächstes Jahr fortführen: "Meine Ambition ist es, an der Spitze zu fahren." Dass er das kann, bewies er nicht nur in Brasilien, sondern auch durch seinen zweiten Platz in Ungarn.

ADRIAN SUTIL

Seine Leistung einzuschätzen, ist schwierig - zu langsam ist sein Force India. Gegen seinen neuen Teamkollegen Giancarlo Fisichella sah Sutil anfangs schlecht aus, weil ihn ähnliche Probleme mit den Reifen wie Nick Heidfeld plagten. Sutil reagierte ein bisschen übermotiviert und zog sich mit einigen unüberlegten Manövern den Unmut der Kollegen und den Ruf des Crashpiloten zu. Doch der Münchner fand den Weg aus dem Tief und bestand neben dem routinierten Teamkollegen. Sein großer Moment hätte das Rennen in Monaco werden können, als er im Regen kurz vor Schluss sensationell auf Rang vier lag. Doch dann knallte es wieder - ausgerechnet Weltmeister Kimi Räikkönen rauschte ihm ins Heck. Das brachte Sutil zwar keine WM-Punkte, aber weltweite Aufmerksamkeit. Und die Gewissheit, dass er auch nächstes Jahr für Force India in der Formel 1 fahren darf.

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