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Im Alleingang. Über 200 Meter Freistil gelingt Paul Biedermann mit 1:45,60 Minuten eine überragende Zeit.

© imago/Camera 4

Deutsche Meisterschaften im Schwimmen: Paul Biedermann: Im Zweifel Weltklasse

Nur Paul Biedermann beeindruckt bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin. Im Rennen über 200 Meter Freistil schwamm er vom Startsprung ab vorneweg.

Für den Höhepunkt war dann doch wieder der Meister höchstpersönlich zuständig. Im Rennen über 200 Meter Freistil schwamm Paul Biedermann zum Abschluss der 127. deutschen Meisterschaften vom Startsprung an vorneweg, seine zuletzt frecher gewordene Konkurrenz kam nicht annähernd hinterher. Nach vier Bahnen im Alleingang schlug Biedermann in 1:45,60 Minuten an und unterbot damit die Weltjahresbestzeit, die der zuletzt wegen Dopings gesperrte Chinese Sun Yang wenige Stunden zuvor aufgestellt hatte. „Das hätte ich jetzt echt nicht gedacht“, sagte Biedermann über die Weltklasse-Zeit, die bei der Heim-EM im vergangenen August sogar für den Titel gereicht hätte.

Zuvor hatte der 28-Jährige mit seinem langsamen Rennen über 100 Meter vom Tag zuvor gehadert. „Im Training lief es doch eigentlich so gut. Und ich dachte: Mein Gott, warum kriegst du es nicht gebacken?“, sagte Biedermann, der über 200 Meter am Sonntagmorgen noch knapp vier Sekunden langsamer geschwommen war als im Endlauf und nur als Viertschnellster ins Finale ging.

Mit seinem beeindruckenden Auftritt am Sonntagnachmittag ließ der Hallenser dann aber keinen Raum für Selbstzweifel oder Kritik. „Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden“, sagte Chef-Bundestrainer Henning Lambertz als Bilanz der deutschen Meisterschaften. „Besonders Paul hat heute gezeigt, was wirklich in ihm steckt.“ Zusätzlich zu Biedermann und dem wegen eines Infekts fehlenden Steffen Deibler, die für die WM bereits vornominiert waren, erfüllten 26 Athleten des Deutschen Schwimm-Verbands die ersten Normzeiten für die Weltmeisterschaft vom 24. Juli bis 9. August in Kasan (Russland). Auch Vize-Weltmeister Marco Koch war vornominiert, der Darmstädter trat deshalb in Berlin nicht voll austrainiert und mit einigen Kilogramm zu viel an, für den Titel über 200 Meter Brust, die WM-Norm und die weltweit drittbeste Zeit des Jahres reichte es trotzdem.

Bundestrainer Lambertz freut sich auch über Leistungssprünge bei einigen jungen Schwimmern

„Wir haben Strecken, auf denen wir wirklich gut liegen und den Kopf aus dem Wasser strecken“, sagte Lambertz. „Da sind wir international in Schlagdistanz.“ Der Bundestrainer freute sich auch darüber, dass einigen jungen Schwimmern Leistungssprünge gelangen, die sie letztlich nach Kasan befördern könnten. Enttäuscht wurde Lambertz allerdings von zwei seiner Athleten, die ihm in der jüngeren Vergangenheit bereits große Freude bereitet hatten. Mit Christian Diener über 200 Meter Rücken und Philip Heintz über 200 Meter Lagen verpassten zwei Vize-Europameister die WM- Norm. Lambertz kritisierte, die beiden seien ihre Rennen „ein bisschen lasch, ein bisschen locker“ angegangen.

Der Potsdamer Diener wollte als Olympia-Vorbereitung eine Spitzenzeit vorlegen, verpokerte sich aber mit einer extrem schnellen Rennhälfte und brach am Ende völlig ein. „Wenn ich nächstes Jahr richtig schnell schwimmen will, muss ich andere Taktiken einstudieren“, verteidigte sich Diener, der auch über 100 Meter die Norm verpasste und nun darauf hoffen muss, zumindest als Staffelstarter zur WM fahren zu dürfen.

„Wir versuchen, alle Staffeln in Kasan an den Start zu bekommen“, sagt Lambertz, auch im Hinblick auf Olympia: Platz zwölf bei der WM bedeutet die Qualifikation für Rio 2016. Der Chef-Bundestrainer hat allerdings nicht vor, in Grenzfällen allzu viel Gnade walten zu lassen. „Wir legen Normen auf, damit die erfüllt werden“, sagte Lambertz. „Wir haben gesehen, dass wir an einigen Stellen die Zügel wieder anziehen müssen.“ Paul Biedermann hat er damit aber wohl kaum gemeint.

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