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Deutsche Olympia-Bewerbung: Bach legt sich auf München fest

Berlin wird wohl so schnell nicht wieder ins Olympia-Rennen gehen, weil sich DOSB-Präsident Thomas Bach vorzeitig auf München als deutschen Kandidat für Olympische Spiele festlegt.

Berlin - Es war ein heißer Sommerabend, an dem sich die Münchner Innenstadt zwischen Stachus und Marienplatz in einen Biergarten verwandelte. Die Münchner wollten am 6. Juli auf Hunderten von Bierbänken auf den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2018 anstoßen. Es kam zumindest in einem Punkt anders: Der südkoreanische Rivale aus Pyeongchang erhielt die Spiele. Ihr Bier aber tranken die Münchner trotzdem. Seit Montagabend erscheint es als sicher, dass sie in einigen Jahren wieder Bierbänke in der Innenstadt aufstellen können.

Bei der Abschlussveranstaltung der gescheiterten Bewerbung „München 2018“ erklärte Thomas Bach: „Wir können Olympia in München und Garmisch-Partenkirchen, das ist die klare Ansage – die Frage ist, wann!“ München soll es also wieder versuchen. Die Frage, ob nicht eine andere deutsche Stadt für Olympische Spiele infrage kommen könnte, hat der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) damit für hinfällig erklärt. Dabei hatten sich in Berlin und Hamburg einige Stimmen für eine Kandidatur für Sommerspiele ausgesprochen. Entsprechend groß ist nun die Empörung.

„Das kann Herr Bach nicht alleine entscheiden“, sagte Klaus Böger, der Präsident des Landessportbundes Berlin. „Es gibt dazu keine Beschlusslage, und die nächste wichtige Veranstaltung ist die DOSB-Mitgliederversammlung.“ Sie findet im Dezember statt – in Berlin. „Man kann das nicht einfach so durchwinken, schon gar nicht ohne Diskussion“, sagte Böger. Er ist auch Sprecher der Landessportbünde, die neben den Spitzenverbänden das größte Gewicht im DOSB haben.

Nach dem Scheitern Münchens hatte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit das Interesse seiner Stadt an Olympia bekundet: „Berlin ist bereit für Olympische Spiele“, hatte er in einem Interview mit dem Tagesspiegel gesagt und sein Interesse mit Kritik an Thomas Bach verbunden: „Wenn wir mit einem deutschen IOC-Vizepräsidenten in eine Bewerbung um Winterspiele gehen und ein derart schwaches Ergebnis mit 25 von 95 Stimmen herauskommt, dann muss man doch mal die Frage stellen: Versteht eigentlich noch jemand, wie das IOC denkt?“

Thomas Bach glaubt es offenbar zu wissen, sonst hätte er sich nicht vorzeitig auf München festgelegt. Die Frage ist nun, ob sich die Stadt für 2022 oder 2026 bewerben sollte. „Wir müssen sorgfältig abwägen, dass der richtige Zeitpunkt gewählt wird“, sagte Bach. Sollten Madrid, Istanbul oder Rom den Zuschlag für die Sommerspiele 2020 erhalten, würden die Chancen eines europäischen Bewerbers für die Winterspiele 2022 sinken. Auch gibt es einige innenpolitische Hindernisse für diesen Termin. Schon im September 2013 müssten wichtige staatliche Garantien gegeben werden, dann aber finden fast zeitgleich eine Bundestagswahl und eine bayerische Landtagswahl statt. Es erscheint fraglich, ob die Parteien die Olympiabewerbung zum Wahlkampfthema machen wollen. Zumal auch die Finanzierung schwierig ist. München 2018 konnte 26,5 Millionen aus der privaten Wirtschaft sammeln. Für die übrigen 6,5 Millionen muss entgegen der ursprünglichen Planung der Steuerzahler aufkommen. mit dpa

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