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Deutsche schwach: Schwimm-Chefin vermisst Wettkampfhärte

Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), mahnt mit deutlichen Worten eine andere Einstellung der Schwimmer zum Spitzensport an.

„Ich finde es schade, dass sie sich offensichtlich international keine ausreichende Wettkampfhärte abgeholt haben“, sagte sie in Peking. Ihre Forderung an die Athleten nach vielen bitteren Vorlauf-Pleiten: „Sie müssen sich ständig mit dem Gegner messen und sich dem Gegner stellen, wenn sie Erfolg haben wollen.“

Die sechsfache Europameisterin Britta Steffen machte dem gebeutelten Team am Mittwochabend (Ortszeit) mit der zweitbesten Vorlaufzeit und dem Einzug in das Halbfinale über 100 m Freistil Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Medaillen-Kandidatin war froh, die erste Hürde unbeschadet überstanden zu haben. „Das war ein taktisches Rennen, ich habe nicht voll gemacht.“ Petra Dallmann kam als 16. ebenso weiter wie Helge Meeuw (11.) über 200 m Rücken und Anne Poleska (14.) über 200 m Brust. Die Frauen-Staffel über 4 x 200 m Freistil, Olympia-Dritte von Athen, verpasste ohne Steffen das Finale mit Platz zwölf und verlor den Europarekord an Frankreich. Markus Deibler verabschiedete sich über 200 m Lagen auf Rang 40.

Thiel stellte sich ausdrücklich vor Örjan Madsen. Die Schuld für das bisher schlechte Abschneiden „liegt auf jeden Fall nicht beim Cheftrainer“, sagte sie. Thiel hofft mit neuen Strukturen auf bessere Zeiten. Sie hat es nicht leicht in Peking. „Meine Präsidenten-Kollegen fragen ja schon: Was ist los mit euch“, sagte sie, „die sind erschüttert.“ Mit der Feststellung „der Verband lebt von der Einheit. Unser Zugpferd in Peking sind die Springer“ machte sie deutlich, wo Deutschlands Schwimmer im Moment einzuordnen sind. Thiel: „Wir wussten vorher, dass wir nicht zu viel erwarten durften.“

Mangelnde Wettkampfhärte und Wettkampfpraxis sind aus ihrer Sicht ursächlich für den Leistungseinbruch. „Die Athleten haben bei Welt- und Europameisterschaften viele Weltklasseleistungen abgerufen“, stellte die Juristin fest, „bei den Olympischen Spielen geht es jedesmal schief.“ An den finanziellen Rahmenbedingungen des DSV liege dies nicht. Gleichwohl forderte Thiel die deutsche Wirtschaft mit Hinweis auf die Bedingungen für den Profisport in den USA und Australien zu einem größeren Engagement auf. 

Durch die Finanzierung von Ausbildung und Studium und eine Arbeitsplatzgarantie könnte deutschen Sportlern die für den internationalen Vergleich notwendige soziale Sicherheit gegeben werden. Thiel kündigte an, dass der DSV möglichst schnell die personellen Weichen für die Zukunft stellen wolle. Noch in Peking soll der Nachfolger für den scheidenden Cheftrainer und Sportdirektor Madsen vorgestellt werden. (dpa)

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