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Florian Busch

© dpa

Deutscher Eishockey-Bund: Fixer Sport, lahme Politik

Eishockeyprofi Florian Busch wartet weiter auf seine Strafe. Er hatte im März eine Dopingprobe zunächst verweigert. Eigentlich sollte das Urteil bereits vor den Olympischen Spielen in Peking gefällt werden.

Von Katrin Schulze

Berlin - Eishockey ist die schnellste Mannschaftssportart der Welt. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 Kilometern pro Stunde jagen die Spieler einer Hartgummischeibe hinterher und pressen sich gegenseitig mit voller Wucht gegen die Bande. Eishockey ist aber auch eine der langsamsten Sportarten. Auf einer anderen Ebene. Im Hintergrund, bei Verbandzuständigkeiten und Informationspolitik, laufen die Prozesse nicht annähernd so schnell ab wie auf dem Eis. Bestes Beispiel ist die Dopingpolitik des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB).

Nationalspieler Florian Busch, der im März eine Dopingprobe zunächst verweigert hatte, wartet bis heute auf ein Strafmaß. Weil sich die vom DEB festgelegte Geldstrafe für Busch zu weit vom Code der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada bewegte, einigten sich die Parteien auf Initiative des Deutschen Olympischen-Sportbunds (DOSB) auf ein Schiedsgericht, das ein bindendes Strafmaß festlegt. Dessen Urteil sollte ursprünglich vor den Olympischen Spielen in Peking und damit vor Saisonbeginn der Deutschen Eishockey-Liga gefällt werden, doch dann verschob sich der Termin auf Ende September. Jetzt sagt DEB-Präsident Uwe Harnos: „Vor Ende Oktober wird es kein Urteil geben.“

Immerhin lassen sich wenigstens Fortschritte bei der Urteilsfindung feststellen, denn das am 16. Mai einberufene und irreführend mit dem Attribut „ad-hoc“ versehene Schiedsgericht hat sich gut vier Monate später abschließend konstituiert. Die Streitparteien einigten sich auf je einen Richter und Stephan Netzle aus der Schweiz als neutralen Leiter des Gremiums – für die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada wird Ulrich Haas, der auch an der Ausarbeitung des Nada-Codes beteiligt war, argumentieren, den DEB vertritt Franz Steinle,Vizepräsident des Deutschen Skiverbands. „Seit dem 19. September liegt mir die Stellungnahme der Wada vor“, sagt Netzle. „Jetzt hat der DEB 20 Tage Zeit für sein Gutachten.“ Danach erst folgt die konkrete Verhandlung.

Obwohl der DOSB herausstellt, wie wichtig „ein schnelles Urteil im Sinne des gesamten Sports“ ist, müssen sich Florian Busch und sein Verein auf eines beschränken: Warten. Unterdessen schießt der Eisbären-Profi Tor um Tor für seinen Klub und versucht die Gedanken an eine mögliche Sperre „so gut wie möglich zu verdrängen“. Der Eisbären-Manager wird deutlicher. „Unsere Geduld ist am Ende“, sagt Peter John Lee. Das schleppende Verfahren lässt nun verschiedene Theorien zu: Bei den Eisbären glauben sie, dass das Urteil absichtlich so verzögert wird, um den neuen – ab dem 1. Januar geltenden – Nada-Code abzuwarten und damit ein milderes Urteil zu legitimieren. DEB-Präsident Harnos hingegen verweist auf den „juristischen Sprengstoff innerhalb des Verfahrens“ und schätzt die Chancen für eine Sperre von Busch auf 50:50.

All die Spekulationen beweisen, dass der Fall Florian Busch einzigartig im deutschen Eishockey ist und wegweisend war für dessen Zukunft. Die verschärfte Umsetzung der Nada-Regularien durch den DEB führte im Sommer bereits zu drei Verwarnungen gegen A-Nationalspieler, weil sie gegen Meldevorlagen verstießen. Über die Fälle wird das Landgericht München Ende September entscheiden. Trotz der Fortschritte fällt es dem deutschen Eishockey immer noch schwer, die jahrelangen Versäumnisse im Anti-Doping-Kampf aufzuholen. Einige wollen sich dem Prozedere, das in allen Sportarten gleich ist, gar nicht erst stellen: Sascha Goc (Hannover) und Stefan Ustorf (Berlin) gaben aus Angst vor möglichen Sperren wegen nicht korrekter Meldebestimmungen der Nada ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt. Und auch DEB-Präsident Uwe Harnos sagt: „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass die vom unabhängigen DEB-Gremium verhängte Strafe für Florian Busch ausreichend ist.“

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