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Felix Schütz jubelt mit seinen Mitspielern über den Sieg gegen Dänemark.

© dpa

Deutsches Eishockey-Team: Planspiele mit viel Emotion

Die Eishockey-Nationalmannschaft verdient sich mit dem Erreichen der WM-Zwischenrunde Sympathie. Dem oft ein wenig altbacken wirkenden Deutschen Eishockey-Bund lässt sich dabei sogar planerische Fähigkeit unterstellen.

Die Uhr war weg. Felix Schütz war es egal: „Ich habe ja schon eine.“ Schließlich war der Bayer mit dem zauseligen Haarschopf am Mittwochnachmittag in der Kölnarena nicht zum ersten Mal als bester deutscher Eishockey-Nationalspieler geehrt worden und mit dem Präsent eines Turnier-Sponsors bedacht worden. Am Freitag hatte der junge Mann das 2:1-Siegtor der Deutschen beim Weltmeisterschaftsauftakt gegen die USA geschossen. Am Mittwoch nun hatte Schütz das vorentscheidende 2:1 beim 3:1-Erfolg gegen die Dänen beigesteuert, womit das Deutsche Team die Zwischenrunde erreicht hatte.

Felix Schütz? Das ist ein 22 Jahre alter Bursche aus Erding, der bei den Portland Pirates in der American Hockey-League sein Geld verdient und auf dem Sprung in die National Hockey League ist. Sein Bekanntheitsgrad in Deutschland reichte bis vor einer Woche kaum über den Kreis eingefleischter Eishockey-Fans hinaus. Nun ist das schon ein bisschen anders. Da war das Weltrekordspiel mit den 78 000 Zuschauern von Schalke, das unglückliche 0:1 der Deutschen gegen die Finnen und nun der souveräne Erfolg gegen die Dänen: Die Eishockeynationalmannschaft ist bei der WM auf gutem Wege, sich wieder Sympathien zu erspielen.

Tatsächlich lässt sich dem oft ein wenig altbacken wirkenden Deutschen Eishockey-Bund planerische Fähigkeit unterstellen. Es war es eine gute Idee vom Verband, das Eröffnungsspiel in Schalke stattfinden zu lassen. Das schaffte Öffentlichkeit, die das Team mit seinem couragierten Auftritt nutzte. „Wir sind als Mannschaft zusammengewachsen“, sagt der Augsburger Torhüter Dennis Endras. Das ist zu sehen und hören. Als am Mittwoch in Köln die Nationalhymne lief, standen die Deutschen Arm in Arm und wirkten nach ihren Lippenbewegungen zu deuten ziemlich textfest.

Am Samstagabend gegen Topfavorit Russland

Taktisch spielen die Deutschen ein sympathisch geordnetes Eishockey: Nur drei Gegentore in drei Spielen sind Beleg dafür. „Disziplin“ ist eines der Lieblingsworte des Bundestrainers, der es nun wohl schafft, deutsche Tugend bei seinen Spielern in Energie umsetzen zu lassen. So sagte Uwe Krupp nach dem Sieg gegen Dänemark: „Wir haben unseren Spielplan durchgehalten.“ Siege nach Plan – klingt auch sehr deutsch. Stimmt aber nicht allein. Krupp hatte gegen die Dänen auch beobachtet, dass seine Spieler „mit viel Emotion gespielt haben. Ich habe auch nach dem 0:1 der Dänen gesehen, dass die den Sieg wollten.“ Gegen das Überraschungsteam Dänemark, das zuvor die Eishockeyweltmächte Finnland und USA erniedrigt hatte, gelang den Deutschen ihr bestes Spiel in einem Turnier, das nun für sie in der Zwischenrunde nicht zu Ende sein soll, wie Angreifer André Rankel sagte. „Denn wir haben noch ganz viel vor.“ Gegen die Russen können die Deutschen dieses Vorhaben am Sonnabend weiterverfolgen, dann geht es nach Lage der Dinge gegen die Slowakei und Weißrussland. Mit einem weiteren Sieg stünde Deutschland wohl im Viertelfinale.

Bis dahin kann sich Felix Schütz also noch ein paar Uhren abholen. Nach dem Spiel gegen die Dänen war er froh, dass ihm wenigstens sein Arbeitsutensil blieb. „Meinen Schläger bringe ich mal lieber schnell in die Kabine“, sagte er lachend. Der Schläger vom 2:1 gegen die USA wurde übrigens – anders als die Uhr – nicht entwendet. Der ist auf dem Weg zur Eishockey-Ruhmeshalle in Toronto.

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