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Ob mit oder ohne Bart. Leon Draisaitl ist einer der besten Stürmer der Welt.

© dpa

Deutschland bei der Eishockey-WM: Hoffnungsträger Leon Draisaitl: Einer für alle

Die Eishockey-Nationalmannschaft muss bei der WM offensiv zulegen. Mit Leon Draisaitl im Team könnte das gelingen.

Marco Sturm hatte eine kurze Nacht. Schon am Morgen nach dem hart erkämpften 3:2-Penaltysieg gegen die Slowakei stand für den Bundestrainer ein wichtiges Telefonat an. „Ja, ich habe mit Leon gesprochen. Er will kommen. Als Kölner möchte er unbedingt noch in seiner Stadt spielen“, sagte Sturm nach dem Training der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft am Donnerstag.

Ein paar Stunden zuvor war die Saison von Leon Draisaitl in der National Hockey League (NHL) zu Ende gegangen. Mit den Edmonton Oilers verlor der 21-Jährige das entscheidende siebte Spiel in der zweiten Play-off-Runde bei den Anaheim Ducks 1:2. Damit ist der Weg frei, der beste deutsche Eishockeyspieler könnte sein Nationalteam bei der Heim-Weltmeisterschaft noch unterstützen. Theoretisch.

Am Donnerstagabend waren dann auch die letzten Zweifel, etwa bei Versicherungsfragen, ausgeräumt. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) gab bekannt, dass die organisatorischen Details mit den Edmonton Oilers und Draisaitl selbst geklärt seien. Der 21-Jährige wird am Samstagmorgen in Deutschland erwartet. „Wir freuen uns sehr, dass es so schnell geklappt hat“, sagte Sturm. „Leon hat nach dem Ausscheiden mit den Oilers sofort signalisiert, unbedingt für Deutschland spielen zu wollen.“

Die Mannschaft kann einen gleichermaßen spielstarken wie torgefährlichen Angreifer bei der WM gut gebrauchen. Das wurde im Spiel am Mittwochabend gegen die Slowaken mehr als deutlich. Wer gedacht hatte, die Deutschen würden dem Gegner ihren Stempel aufdrücken können, sah sich über weite Strecken des Spiels getäuscht. Gerade offensiv ging wenig. Entweder verzettelten sich die deutschen Stürmer in Einzelaktionen oder sie spielten einen Pass zu viel. „Wir müssen es besser schaffen, Druck aufzubauen und mehr Leute vor dem gegnerischen Tor zu positionieren. Da haben wir sicherlich noch Steigerungspotenzial“, sagte Sturm.

Dominik Kahun erzielt per Penalty das Siegtor gegen die Slowakei. Deutschland hat damit bei der WM weiter gute Aussichten auf das Viertelfinale.
Dominik Kahun erzielt per Penalty das Siegtor gegen die Slowakei. Deutschland hat damit bei der WM weiter gute Aussichten auf das Viertelfinale.

© Wolfgang Rattay/Reuters

Dennis Seidenberg lobte am Donnerstag ausdrücklich die Youngster Frederik Tiffels und Dominik Kahun. „Die machen einen richtig guten Job“, sagte der erfahrene NHL-Verteidiger. Kahun war es auch, der im Penaltyschießen als einziger Spieler traf und damit den wichtigen Extrapunkt sicherte. Tiffels hat sich bei diesem Turnier in den Fokus gespielt. Der 21-jährige, der in den USA für die Western Michigan University aufläuft, übersieht aber noch zu oft den besser postierten Nebenmann.

Ob Draisaitl schon am Samstag spielen kann, ist derzeit noch offen

Diese Übersicht hat hingegen Leon Draisaitl in Edmonton in dieser Saison überzeugend unter Beweis gestellt. In den Play-offs war er nach den zwei gespielten Runden der zweitbeste Scorer überhaupt. So ein Spieler würde die gesamte Mannschaft stärker machen und natürlich die gegnerischen Verteidiger auf sich ziehen, was seinen Kollegen wiederum Räume verschafft. Doch noch müssen sie Bundestrainer Sturm und die deutschen Fans gedulden. Gegen Dänemark am Freitag (20.15 Uhr/live bei Sport 1) steht Draisaitl noch nicht zur Verfügung. Auch das Spiel am Samstag gegen Italien könnte noch zu früh für Draisaitl kommen, wenn er erst am Morgen des Spieltags aus dem Flugzeug steigt. Deutlich realisitscher scheint ein Einsatz damit erst im Spiel gegen Lettland am kommenden Dienstag zu sein.

Das Duell mit den Letten könnte dabei zu einem echten Endspiel um den Einzug ins Viertelfinale werden. Für Sturm sind allerdings alle restlichen Vorrundenpartien „Schlüsselspiele“. Gegen Dänemark ist die Mannschaft in jedem Falle gewarnt. Geschenkt gibt es bei dieser WM nichts. „Die Dänen spielen ähnlich wie die Slowaken, nur schneller. Das wird sicher nicht leichter“, glaubt Sturm. Im Rückblick auf die nicht wirklich überzeugende Vorstellung gegen die Slowakei meinte der Bundestrainer dann auch: „Wir wissen, dass wir besser spielen können und müssen.“

Ob am Freitag wieder Thomas Greiss im Tor steht, bleibt bis kurz vor dem Spiel offen. Der Torhüter ist leicht angeschlagen, ließ sich deswegen im Slowakei-Spiel schon nach zehn Minuten auswechseln. Sein Ersatz Danny aus den Birken machte danach beim zweiten Gegentor keine glückliche Figur. Dennoch scheint eine Nachnominierung von Philipp Grubauer unwahrscheinlich. Der ist zwar mit den Washington Capitals in der NHL ebenfalls in der Nacht auf Donnerstag ausgeschieden, aber angesichts dreier guter Torhüter, stellt sich nicht nur Marco Sturm die Frage, ob es Sinn macht, Grubauer für womöglich nur ein Spiel nach Deutschland zu holen.

Mit Grubauer hatte Sturm am Donnerstagmorgen deshalb auch noch keinen Kontakt aufgenommen. Denn der Bundestrainer weiß, dass jetzt die Spiele anstehen, die in der Offensive gewonnen werden müssen.

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