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Sport: Deutschland - England: Auf nach Fröttmaning

Vielleicht hat sich das eine oder andere Mitglied der japanisch-südkoreanischen WM-Delegation, die zum Spiel der deutschen Nationalelf gegen England in München war, ein bisschen gewundert, warum sie in München ihr schönes Stadion nicht länger benutzen wollen. Schließlich war die Stimmung unter dem Zeltdach viel besser, als man es von einer zugigen "Kommunistenschüssel" (Franz Beckenbauer) erwarten würde.

Vielleicht hat sich das eine oder andere Mitglied der japanisch-südkoreanischen WM-Delegation, die zum Spiel der deutschen Nationalelf gegen England in München war, ein bisschen gewundert, warum sie in München ihr schönes Stadion nicht länger benutzen wollen. Schließlich war die Stimmung unter dem Zeltdach viel besser, als man es von einer zugigen "Kommunistenschüssel" (Franz Beckenbauer) erwarten würde. Doch das Olympiastadion ist nicht immer ausverkauft und es geht nicht immer gegen England. Und hätten die Herren aus dem Fernen Osten schon einmal an einem regnerischen Februarnachmittag ein mäßig besuchtes Bundesligaspiel von 1860 München gegen Bochum besucht, sie würden die Sehnsucht der Münchner Vereine nach einem bernabeumäßigen Hexenkessel wahrscheinlich verstehen.

Nach jahrelangen Debatten zwischen Befürwortern eines Stadionneubaus und Befürwortern eines Umbaus des Olympiastadions hat der Münchner Stadtrat im Juli beschlossen, dass in Fröttmaning am nördlichen Rand der bayerischen Landeshauptstadt ein Neubau errichtet werden soll. Die reinen Baukosten von geschätzt 400 Millionen Mark wollen sich die beiden Vereine 1860 und Bayern München teilen, die etwa ebenso hohen Infrastrukturkosten sollen die Stadt, das Land Bayern und eventuell der Bund zuschießen. Allerdings nur, wenn die Münchner diesem Plan am 21. Oktober in einem Bürgerentscheid zustimmen. Einige Bürgerinitiativen wehren sich nämlich vehement gegen jegliche öffentlichen Zuschüsse. Unter anderem mit dem Argument, es sei nicht einzusehen, warum der Steuerzahler sich an einem Stadion beteiligen soll, in dem dann Spiele stattfinden, die er vielleicht gar nicht im Free-TV empfangen kann.

Da die Zeit drängt - die Stadt muss bis zum 15. Dezember beim DFB ihre endgültigen Bewerbungsunterlagen als Austragungsort für die WM präsentieren - haben die Vereine bereits einen Wettbewerb unter Baufirmen ausgeschrieben. 28 Unternehmen aus ganz Europa bewarben sich, und am Freitag gaben die Vereine bekannt, welche acht davon in die engere Wahl kommen.

Diese Baufirmen haben prominente Architekturbüros engagiert: unter anderem werden Sir Norman Foster, der Architekt der neuen Kuppel des Reichstags, und Peter Eisenman, der das Berliner Holocaust-Mahnmal geplant hat, mit Modellen an der Endausscheidung teilnehmen. Für eines davon entscheidet sich eine Jury aus Vertretern von Stadt und Vereinen Ende November. Im Februar 2002 soll der Bau des Stadions beginnen, das bis zum Konföderationen-Cup im Jahr 2005 in Deutschland fertiggestellt sein soll.

Heinrich Geiselberger

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