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Das war ordentlich. Toni Kroos nach dem Spiel gegen Frankreich.

© Reuters

Deutschland gegen Frankreich, ein Kommentar: Die Gedemütigten stehen wieder auf!

Das Spiel von München zeigt, dass der deutsche Fußball nicht dem Untergang geweiht ist. Mannschaft und Trainer haben sich selbst reanimiert. Ein Kommentar.

Fast ist man geneigt, das 0:0 vom Donnerstag in München als einen kleinen Erfolg zu deuten. Wenn man bedenkt, wo man herkommt, aus der desaströsen Nacht von Kasan. Als sich der WM-Titelverteidiger Deutschland bei einem 0:2 gegen Südkorea bis auf die Knochen blamierte - und somit für das schlechteste WM-Abschneiden einer deutschen Fußballnationalelf überhaupt in der Historie sorgte. Und jetzt, zehn Wochen danach, wirkt das torlose Unentschieden gegen den neuen Weltmeister Frankreich beruhigend auf die aufgewühlte Seele des Fußballvolkes.

Ja, es war ein 0:0 der besseren Art. Nicht zu vergleichen mit jenem vor exakt 15 Jahren auf Island, das für den damaligen Fußball-Guru Günter Netzer einen neuen, noch tieferen Tiefpunkt darstellte und den damaligen Teamchef Rudi Völler letztlich zu seiner berühmten Käse-Mist-Scheißdreck-Rede animierte.

Löw hat es womöglich auch wieder ins Jetzt und auf den Boden der Tatsachen gebracht

Das Duell der Weltmeister von 2014 und 2018 in München hat gezeigt, dass der deutsche Fußball doch nicht dem Untergang geweiht ist. Die Mannschaft und ihr Trainer Joachim Löw haben sich selbst reanimiert. Dieses Mal stimmte die Einstellung, die Bereitschaft und die Organisation auf dem Platz. Alles Dinge, die Spieler und Löw im WM-Sommer haben vermissen lassen. An der fußballerischen Qualität hat es nämlich – anders als an jenem 6. September 2003 - nicht gemangelt. Das machte das Vorrundenaus in Russland an sich so skandalös.

Ja, die eben noch gedemütigte Auswahl ist wieder aufgestanden, sie hat sich aufgerichtet. Ihr Trainer hat es womöglich auch wieder ins Jetzt und auf den Boden der Tatsachen gebracht. Seine taktischen Vorgaben und Umstellungen waren zeitgemäß und auf den Gegner zugeschnitten. Deutschland konnte mit der momentan weltbesten Mannschaft mithalten. Das ist mal wieder eine Basis, mit der sich arbeiten lässt. Der vorsichtige Applaus des Münchner Publikums war angemessen. An diesem Abend war er verdient – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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