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Wo soll es hingehen? Joachim Löw sucht den Weg.

© dpa/Charisius

Deutschland gegen Polen: Bolzen statt Ballzauber?

Hat Löw den Weltmeister mit seinem Gerede vom Abnutzungskampf vielleicht auf eine falsche Spur geschickt? Ein Kommentar.

Das zweite Vorrunenspiel dieser EM ist aus deutscher Sicht zwar nicht in die Hose gegangen, aber doll war dieses 0:0 gegen Polen nun wirklich nicht. Ist das mit Abnutzungskampf gemeint, den Joachim Löw seit Tagen, ach was, seit Wochen propagiert?

Was ist das überhaupt, Abnutzungskampf? Soll man etwa so lange nicht auf das Tor des Gegners schießen, bis auch er den Spaß daran verliert und völlig erschöpft die Bälle sich selbst reinlegt? Oder meint Löw damit, dass seine Mannschaft in der Vorrunde gar nicht so sehr auf Tore aus ist, damit sich die eigenen Hochgelobten nicht abnutzen? Vor allem aber, wie kommt Löw überhaupt darauf?

Zu beobachten bei dieser EM ist sicher eins: Durch die Erweiterung des Teilnehmerfeldes von 16 auf 24 Nationen, sinkt zweifelsfrei das Gesamtniveau dieser Veranstaltung. Derzeit quälen sich die fußballerisch etwas besseren Mannschaften des Kontinents, wie Frankreich, Portugal, England oder eben Deutschland, gegen Nationen wie Albanien, Island, Wales oder die Ukraine.

Da diese Länder inzwischen auch richtig gut verteidigen können, kommen Spiele zustande, bei denen die eine Mannschaft das Tor der anderen berennt, aber kaum durchkommt, weil die sogenannten Kleinen ihre Bude mit zwei dichtstehenden Fünfer-Abwehrketten verriegeln. Dann erinnert Fußball mehr an Handball, und das sieht dann nicht mehr schön aus, vor allem sieht der Favorit ziemlich blöd aus.

Und jetzt soll wieder gerackert, gerungen und gebolzt werden?

Womit wir wieder bei den Deutschen wären. Hat Löw den Weltmeister mit seinem Gerede vom Abnutzungskampf vielleicht auf eine falsche Spur geschickt? Abnutzungskampf hört sich sehr nach den guten, alten deutschen Tugenden an, nach Kampf, Einsatzbereitschaft, Wille und so. Hatte Herr Löw nicht vor drei, vier Jahren, als ihm das Glück der vielen talentierten Spieler in den Schoß fiel, nicht auch das Finden von spielerischen Lösungen als neue deutsche Tugend ausgerufen, das Kombinieren, das Leichte, das Technische?

Und jetzt soll wieder gerackert, gerungen und gebolzt werden?

Das wäre aber wirklich schade. Man konnte in den vergangenen wirklich Gefallen finden, am Spiel der Deutschen. Mal war es mutig, mal mitreißend und mal berauschend. In fast allen Fällen aber war es unterhaltsam und anregend.

Was also ist passiert? Wer oder was hat sich abgenutzt? Oder ist es der deutschen Mannschaft eigentlich untersagt, es bei dieser EM auch mal mit Fußball zu probieren?

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