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Europameisterlicher Jubel: Thies Prinz (l.), der Spieler des Turniers, und Kapitän Paul Dösch.

© Gregor Fischer/dpa

Deutschland ist Hockey-Europameister: Der erste Titel für eine goldene Generation

Die deutschen Hockey-Männer holen bei der Hallen-EM in Berlin den Titel. Im Finale gegen Österreich zeigt das junge Team noch einmal sein ganzes Potenzial.

Valentin Altenburg stand auf seiner Trainerbank, sein Oberarm lag lässig auf der Bande. Der Trainer der deutschen Hockey-Nationalmannschaft machte einen überaus entspannten Eindruck, obwohl um ihn der Irrsinn tobte. Als Kapitän Paul Dösch zu Beginn des letzten Viertels im Finale der Hallenhockey-Europameisterschaft das vorentscheidende 5:2 für sein Team erzielte, reckte Altenburg einmal seine rechte Faust in die Höhe. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Jungs einen Push brauchten“, sagte der Bundestrainer.

Und man muss auch nicht unbedingt gleich ausflippen, nur weil man mal Europameister wird. Genau das aber taten die meisten der 3500 Zuschauer im ausverkauften Horst-Korber-Sportzentrum nach der Schlusssirene – genauso wie die deutschen Spieler, die im fünften EM-Spiel in Berlin ihren fünften Sieg feiern konnten. 6:3 (2:1) gewannen sie das Finale gegen den Welt- und Europameister Österreich.

Deutschland hinterlässt den stärksten Eindruck

„Es ist einfach krank, was hier passiert ist“, sagte Kapitän Dösch über die drei Turniertage. Seine Mannschaft war als Außenseiter in die EM gestartet – und verabschiedete sich als fast schon logischer Sieger. Selbst fünf Minuten Unterzahl überstanden die Deutschen im Finale unbeschadet. Bronze sicherte sich Holland durch einen 11:3-Sieg gegen Russland.

Die junge deutsche Mannschaft hinterließ von allen acht Teilnehmern den stärksten Eindruck. „Wenn das eine B-Mannschaft sein soll, dann will ich nur noch B-Mannschaften trainieren“, sagte Altenburg. Auch die Österreicher, in den vergangenen Jahren die dominierende Nation im Hallenhockey und definitiv ein echtes A-Team, konnten im Finale nicht mithalten. Vor zwei Jahren hatten sich beide Teams im Finale der Weltmeisterschaft, ebenfalls in Berlin, gegenübergestanden. Damals gewannen die Österreicher im Penaltyschießen. Diesmal mussten sie sich nach der regulären Spielzeit geschlagen geben – und das sogar recht deutlich. „Die haben gute Erinnerungen an Berlin“, hatte Bundestrainer Altenburg vor Turnierstart über die Österreicher gesagt. „Vielleicht sollten wir das mal ändern.“

Stolzer Trainer: Valentin Altenburg (l.).
Stolzer Trainer: Valentin Altenburg (l.).

© Gregor Fischer/dpa

Dass seinen Spielern das auf derart beeindruckende Weise gelang, sagt einiges über ihre Entwicklung an diesem Wochenende. Am Tag vor dem EM-Start hatten die beiden Finalisten noch ein Testspiel gegeneinander bestritten. Die Österreicher gewannen nach einem 0:3-Rückstand noch 9:3. „Die Fehler, die wir da gemacht haben, haben wir super korrigiert“, sagte Paul Dösch mit dem goldenen Siegerpokal im Arm.

Dabei hatte es im Finale alles andere als gut angefangen. Gerade 15 Sekunden waren gespielt, als es die erste Strafecke gab und Michael Körper die Österreicher in Führung brachte. Aber das deutsche Team hat im Laufe des Turniers gezeigt, dass es auch mit solchen Rückschlägen umgehen kann, dass es auch Widerstände überwinden kann.

„Wir waren auf jeden Fall nervös“, sagte Kapitän Dösch. Aber auch damit wurde das Team fertig. Die Deutschen waren eindeutig aktiver als die Österreicher. Dösch setzte den Ball nur kurz nach dem 0:1, ebenfalls nach einer Strafecke, an den Pfosten. In der fünften Minute glückte ihm dann mit einem Siebenmeter der Ausgleich zum 1:1.

Thies Prinz als bester Turnierspieler ausgezeichnet

Österreich sei eine Mannschaft, „die man eigentlich gar nicht schlagen kann“, sagte Bundestrainer Altenburg. „Aber jeder Spieler hat das abgerufen, was wir brauchten, um am Ende auch souverän zu gewinnen.“ Nach wunderbarer Vorarbeit des erst 19 Jahre alten Hannes Müller musste Philip Schmid den Ball nur noch über die Linie stupsen. Nach der Pause war es dann Thies Prinz, der die Führung mit einem unwiderstehlichen Solo zum 3:1 ausbaute.

„Was Thies Prinz hier abgefackelt hat – er wusste wahrscheinlich selbst nicht, dass er das drin hat“, sagte der Bundestrainer. Der gebürtige Berliner Prinz wurde später auch als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet – aber daran lag es bestimmt nicht, dass er sagte: „Das ist die schönste Erfahrung, die ich bisher hatte.“

Raphael Hartkopf, erneut Dösch und Jan Schiffer erzielten die weiteren Tore zum 6:3-Erfolg, der den deutschen Hockey-Männern den ersten Titel seit der Hallen-Europameisterschaft 2016 in Prag sicherte. „Das ist erst der Anfang von was ganz Großem“, sagte Valentin Altenburg. „Das ist eine super Generation. An den Jungs werden wir noch viel Freude haben.“

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