zum Hauptinhalt
Zum Stehen gekommen: Die deutsche U21-Nationalmannschaft ist bei der U21-Em in Tschechien im Halbfinale an Portugal gescheitert.

© rtr

Deutschland scheidet bei U21-EM aus: 0:5: Portugal führt Hrubesch-Elf vor

Gewogen und für zu leicht befunden: Die DFB-Auswahl von Horst Hrubesch ist bei der U21-EM im Halbfinale von Portugal mit 5:0 abgefertigt worden.

Am Ende war es ein Desaster, dieses 0:5 gegen Portugal im Halbfinale der U21-EM. Ein Desaster, kein bisschen weniger. Dass es ein hartes, ein schweres Spiel gegen einen hervorragenden Gegner werden würde, daran hatte keiner gezweifelt. Als zu gut waren diese Portugiesen eingeschätzt worden, als zu routiniert, als zu abgeklärt, als dass es ein leichter Gang für die Deutschen werden würde. Doch wer hätte gedacht, dass das Halbfinale zu einem solchen Fehlschlag werden würde? 0:5! Ein Ergebnis, das klingt, als stamme es aus dem Reich der Phantasie. 

Zur Halbzeit stand es schon 0:3 - ein Team von Bundesligaspielern, das chancenlos war gegen den Nachwuchs aus Portugal, das sich in keiner Teildisziplin des Fußballs messen konnte mit den Portugiesen. Sie waren ihnen technisch wie taktisch überlegen. Und auch körperlich, was besonders schmerzen muss, da die Physis ja als eine deutsche Domäne gilt. Was sich im Stadion von Olmütz abspielte, war nicht nur eine Demonstration der Portugiesen - es verdeutlichte, dass der vermeintlich begabteste deutsche Nachwuchsjahrgang seit 2009 vielleicht doch kein so großer ist, wie manche im DFB es gern gesehen hätten. 

Bernardo Silva (25.), Ricardo Pereira (33.), Ivan Cavaleiro (45.+1), Joao Mario unmittelbar nach dem Wiederanpfiff und Ricardo Horta (71.) trafen für die Portugiesen, die nach ihren nicht immer überzeugenden Leistungen, aber recht ökonomischen Leistungen in der Vorrunde mit nur zwei Treffern zu einer immensen Steigerung fähig waren. Auch darin zeigt sich eine Wettkampfreife, über die die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch nicht verfügt, die zudem noch Leonardo Bittencourt in der 75. Minute nach Gelb-Rot verlor.  

Horst Hrubesch hatte das Mittelfeld der U21-Nationalmannschaft umgestellt

Nach dem 1:1 gegen die Tschechen im letzten Gruppenspiel stellte Hrubesch im Mittelfeld um. Der Schalker Max Meyer blieb zunächst auf der Bank, Emre Can spielte weiter vorn als bisher, die Absicherung übernahm der Neu-Schalker Johannes Geis. Der Plan war ebenso schlicht wie einleuchtend: Der robuste Can sollte nicht nur offensiv wirken, sondern gleichzeitig die Kreise von Portugals hünenhaftem Spielmacher William Carvahlo stören, was dem körperlich unterlegenen Meyer nicht zugetraut worden war. Doch einmal mehr zeigte sich, dass es nicht unbedingte eine gute Idee ist, einen der spielstärksten eigenen Spieler auf den gegnerischen Spielmacher abzustellen - man denke nur an den Versuch von Joachim Löw, bei der EM 2012 Andrea Pirlo durch Toni Kroos zu stören.

Doch es wäre nicht richtig, das Spiel gegen Portugal als „vercoacht“ hinzustellen. Mag die Idee nicht zündend gewesen sein: Auch in einer anderen Formation wäre es gegen diese Portugiesen deutlich zu deren Gunsten ausgegangen, zumal sich die Mannschaft nach dem 0:1 etwa defensiver aufstellte und Can zurückgezogener agierte. Den Anspruch, ein Führungsspieler zu sein, verfehlte Emre Can in diesem Match ebenso sehr wie manche andere im deutschen Team, er zählte sogar zu den schwächten an diesem Abend. Und so reist die Mannschaft ab mit der Erkenntnis, auf Spitzenniveau nicht mithalten zu können - eine Erfahrung, die der deutsche Nachwuchs auch schon bei der U20-WM vor wenigen Wochen machen musste. 

Stefan Osterhaus

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false