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Schlägerspitzenduell. Der US-Amerikaner Matt Hunwick (rechts) und Michael Wolf im Kampf um den Puck.

© AFP

Deutschland - USA 0:3: Keine Kraft für die Kür

Das deutsche Eishockey-Team verliert bei der Weltmeisterschaft gegen die USA – und muss nun für den Einzug in die K.o.-Runde auf Schützenhilfe hoffen.

Helsinki - Eine Floskel von Bundestrainer Pat Cortina ist seit Beginn des WM-Turniers fast so sehr in Stein gemeißelt wie die Hartwall Areena im Norden Helsinkis: „Alles ist möglich.“ Gebetsmühlenartig predigt der Italo-Kanadier diesen Satz, mal enthusiastisch, mal dozierend, mal beschwörend. Nach sechs von sieben Gruppenspielen darf sich der 48-Jährige bestätigt fühlen. Es ist tatsächlich noch alles möglich.

Zwei Spiele in nicht einmal 24 Stunden liegen hinter der deutschen Mannschaft. Einem überlebenswichtigen 2:0-Sieg gegen Lettland folgte eine verdiente 0:3-Niederlage gegen die USA. Die drei Punkte gegen den Tabellenletzten Lettland sicherten mathematisch zwar noch immer nicht den Klassenerhalt. Trotz der anschließenden Pleite gegen die USA besitzt Cortinas Team aber weiterhin die Chance auf den Einzug ins Viertelfinale.

„Wir wollten nicht mehr in den Abstiegsstrudel geraten. Das ist uns gelungen“, sagte Christoph Ullmann, der Torschütze zum 1:0 gegen die Letten. Weil die Deutschen nach der Pflicht allerdings die Kür verpatzten, war die Freude im Lager des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) zumindest ein wenig getrübt.

Gegen famos aufspielende Amerikaner verschliefen Cortinas Spieler die ersten fünf Minuten komplett. Bobby Butler (2.) und Paul Stastny (5.) brachten die USA frühzeitig in eine komfortable Situation. Erst danach fand das DEB-Team ins Spiel, ließ aber mehrere gute Chancen ungenutzt. So war es Stephen Gionta vorbehalten, in der 52. Minute den Schlusspunkt zu setzen. „Wir waren zu passiv. Das darf uns nicht passieren“, kritisierte Ullmann die fatalen Anfangsminuten. Die Verantwortung übernahm hinterher uneingeschränkt der Bundestrainer. „Das war mein Fehler, das muss ich auf meine Kappe nehmen“, sagte Cortina. Er hatte seinen vom Vortag noch erschöpften Spielern eingeschärft, die verbliebene Energie klug einzusetzen. Die Folge war, dass die US-Amerikaner sofort ins Spiel fanden und ihre individuelle Klasse direkt in eine Zwei-Tore-Führung umwandelten. Dieser Rückstand erwies sich dann als zu hoch für die aufopferungsvoll kämpfenden Deutschen.

Während sich die USA damit nach Finnland als zweite Mannschaft aus der deutschen Gruppe für das Viertelfinale qualifizierten, beginnt für das DEB-Team nun das große Zittern. „Wir haben das Schicksal nicht mehr in unseren Händen“, sagte Cortina. Seine Mannschaft muss hoffen, dass entweder die Slowakei oder Russland in ihren letzten Spielen Punkte lassen. Dann könnte seinerseits Deutschland im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich mit einem Sieg doch noch in die Runde der letzten Acht einziehen.

„Jetzt hoffe ich, dass es für uns läuft“, gestand Ullmann, dass sich alle Augen auf die Ergebnisse der Konkurrenz richten werden. Cortina indes brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, noch einmal in Helsinki gegen die USA spielen zu können. Um in einem möglichen Viertelfinale seinen Fehler wiedergutzumachen.

Doch selbst, wenn Deutschland die K.o.-Runde verpassen sollte, kann der Bundestrainer mit der Gesamtleistung seiner Mannschaft zufrieden sein. Deutschland hat den Nachweis erbracht, mit den großen Eishockey-Nationen mithalten zu können. Spieler und Trainer scheinen sich gefunden zu haben. „Die Spieler glauben jetzt an unser System. Und damit kommen auch die Ergebnisse.“ Auch das hat Cortina über Wochen gepredigt. Und Recht behalten. Marc Merten

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