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Der zweite Schritt zuerst. Matthias Ginter (rechts) ist mit der A-Nationalmannschaft schon Weltmeister geworden, jetzt kämpft er mit der U 21 um den EM-Titel. Bei Mats Hummels, 2009 U-21-Europameister, war es genau umgekehrt.

© picture alliance / dpa

Deutschlands U-21-Nationalmannschaft: Auf den Spuren von Manuel Neuer, Mesut Özil und Mats Hummels

Die deutschen U-21-Fußballer starten an diesem Mittwoch gegen Serbien in die EM. Die aktuelle Generation um Champions-League-Sieger Marc-André Ter Stegen gilt schon jetzt als talentierter als die Europameister von 2009.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat dieser Tage schöne Bilder von der U-21-Nationalmannschaft verbreitet. Sie zeigen den Empfang des neuen Champions-League-Siegers Marc-André ter Stegen im Kreis seiner Kollegen. Da wird umarmt, geherzt und abgeklatscht. Es ist allerdings nicht einmal ein Gerücht, dass Bernd Leno auf all diesen Bildern nicht zu sehen ist, weil er bei der Ankunft des Torhüters vom FC Barcelona schlicht unauffindbar gewesen sein soll.

Seit Jahren wird die Geschichte kolportiert, dass die beiden Torhüter Leno und ter Stegen eine innige gegenseitige Abneigung pflegen; nur Horst Hrubesch, der Trainer der U 21, will davon noch nie etwas bemerkt haben. Deshalb sieht er auch keine besondere Brisanz in der Entscheidung, wer von beiden an diesem Mittwoch (20.45 Uhr, live in der ARD) gegen Serbien, im ersten Gruppenspiel der Deutschen bei der U-21-Europameisterschaft in Tschechien, das Tor hüten wird: Ter Stegen oder Leno? "Vielleicht lass’ ich auch Timo Horn spielen", hat Hrubesch in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" gescherzt.

Es gibt für einen Trainer ganz sicher unangenehmere Situationen als diese Wahl: Entweder Leno, den Stammtorhüter von Bayer Leverkusen, der bereits 26 Einsätze in der Champions League vorweisen kann und den viele für den besten Torhüter hinter Manuel Neuer halten. Oder ter Stegen, der mit dem FC Barcelona in der abgelaufenen Saison den nationalen Pokal und die Champions League gewonnen hat und den viele für den besten Torhüter hinter Manuel Neuer halten. "Das ist einfach Weltklasse, was wir hier dabei haben", sagt Emre Can vom FC Liverpool über die Torhüter im U-21-Kader.

Es ist noch nicht einmal anderthalb Jahrzehnte her, da diente die U 21 vor allem als Spielpraxisbeschaffungsmaßnahme für junge Talente, die in ihren Bundesligavereinen kaum oder gar nicht zum Einsatz kamen. Im Kader der Deutschen für die EM in Tschechien finden sich neben dem leibhaftigen Champions-League-Sieger ter Stegen auch ein echter Weltmeister (Matthias Ginter) und vier weitere Spieler (Christian Günter, Maximilian Arnold, Max Meyer und Kevin Volland), die bereits in der A-Nationalmannschaft zum Einsatz gekommen sind. Drei weitere Weltmeister – Mario Götze, Erik Durm und Skhodran Mustafi – dürften von ihrem Alter her ebenfalls noch für die U 21 spielen, stehen aber nicht in Hrubeschs Kader, weil sie längst vollwertige A-Nationalspieler sind. Trotzdem sagt U-21-Kapitän Kevin Volland: "Wir haben einen sehr guten Kader mit Leuten, die alle schon gestandene Profis sind."

Technisch und taktisch ist das Team schon weiter

Der aktuelle Jahrgang darf sich sogar mit der Mannschaft von 2009 vergleichen lassen, ohne dabei schlecht wegzukommen. Das Team von 2009 gilt als die heilige U 21 des deutschen Fußballs – weil sie nach wie vor die einzige ist, die einen EM-Titel für den DFB gewonnen hat. Viel mehr noch aber hat zu ihrem legendären Ruf beigetragen, dass die U-21-Europameister von damals, Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil, die Weltmeister von heute sind. Schon ein Jahr nach der EM in Schweden standen sechs U-21-Europameister im Kader für die Weltmeisterschaft in Südafrika; insgesamt elf schafften es in die A-Nationalmannschaft.

Bisher galt das 2009er Team als Ausnahmeerscheinung im deutschen Fußball. Horst Hrubesch aber schätzt den aktuellen Jahrgang technisch und taktisch schon jetzt höher ein als die goldene Generation von 2009. Die 23 Spieler im aktuellen Kader kommen auf die Erfahrung von fast 1300 Erstligaspielen, das sind annähernd 400 mehr als bei ihren Vorgängern vor sechs Jahren. Bundestrainer Joachim Löw hat bereits seinen Besuch in Tschechien angekündigt und einige U-21-Spieler als mögliche Aufrücker in die A-Nationalmannschaft identifiziert. Neben den beiden Torhütern und Weltmeister Ginter gelten auch Emre Can, der künftige Münchner Joshua Kimmich, Max Meyer und Kevin Volland als außergewöhnliche Begabungen mit Aussichten auf eine mindestens stabile Karriere im A-Team.

Erfahrungsgemäß erfüllen sich aber nicht in allen Fällen die Hoffnungen. Auch 2009 gab es eben nicht nur Neuer, Hummels und Khedira, sondern auch Daniel Adlung, Dennis Grote und Chinedu Ede. Aus dem damaligen Kader verfügte Marko Marin mit sechs Länderspielen über die größte Erfahrung in der Nationalmannschaft. Bei Joachim Löw spielt der 26-Jährige schon lange keine Rolle mehr.

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