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Sport: Deutschlands Volleyballer kämpfen um Olympia-Teilnahme / Gabriel Krüger verletzt

Stelian Moculescu reagierte etwas unwirsch. Da hatte der von ihm trainierte VfB Friedrichshafen gerade beim SC Charlottenburg mit 2:3 die erste Saisonniederlage bezogen, und irgendjemand wollte doch tatsächlich von ihm wissen, ob er sich denn nicht auch, zumindest ein wenig, als Sieger fühle.

Von Karsten Doneck, dpa

Stelian Moculescu reagierte etwas unwirsch. Da hatte der von ihm trainierte VfB Friedrichshafen gerade beim SC Charlottenburg mit 2:3 die erste Saisonniederlage bezogen, und irgendjemand wollte doch tatsächlich von ihm wissen, ob er sich denn nicht auch, zumindest ein wenig, als Sieger fühle. Blöde Frage? Vielleicht nicht ganz. Moculescu ist nämlich nebenher auch noch Trainer der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft der Männer, und die wiederum rekrutiert sich im wesentlichen aus Spielern des SCC. Dennoch hält Moculescu seine Einflussnahme bei den Charlottenburgern für nicht der Rede wert. "Darüber", wiegelt er ab, "brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Das ist kein Thema."

Moculescu hat ohnehin Wichtigeres im Sinn, als über eventuelle Erfolgs-Anteile zu schwadronieren. In dieser Woche steht in Vilvoorde (Belgien) die zweite Runde der Olympia-Qualifikation für Sydney 2000 an. Die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) besitzt gegen Lettland, Slowakei, Ungarn und Belgien "nur eine winzige, eine ganz winzige Außenseiterchance", so Kaweh Niroomand, der SCC-Manager. Nur der Erste erreicht die Qualifikations-Endrunde Anfang Januar in Polen. Sydney liegt also noch in unendlicher Ferne.

Aber düstere Prognosen trüben Moculescus gute Laune keineswegs. Je kniffliger die Aufgabe, desto reizvoller für ihn. "Im Laufe des Sommers haben wir Fortschritte gemacht, uns technisch und mental weiter entwickelt", stellt er fest und rechnet mit einer ganz knappen Entscheidung in Belgien: "Ich glaube, man kommt sogar mit einer Niederlage weiter."

Das Wohl des deutschen Volleyballs sollen in erster Linie wieder die Spieler retten, die seit über einem Jahr beim SCC zum Nationalmannschafts-Stützpunkt zusammengefasst worden sind. Sieben Akteure der Charlottenburger standen ursprünglich im 14-köpfigen Kader für das Turnier in Belgien. Fünf bleiben wahrscheinlich nur übrig. Am Tag vor der Abreise verletzte sich Außenangreifer Gabriel Krüger schwer. Verdacht auf Bänderanriss im Knie, lautet die vorläufige Diagnose. Krüger fällt wochenlang aus, auch für den Verein. Diese Hiobsbotschaft korrespondiert mit einer erfreulichen Kunde. Ein anderer Außenangreifer, Wolfgang Kuck von Bayer Wuppertal, über den Moculescu gesagt hat, er sei kaum gleichwertig zu ersetzen, hat seine Kniebeschwerden weitgehend auskuriert. Kuck wird wohl in letzter Minute zum Kader stoßen. SCC-Spieler Silvio Schultze, als Ersatz vorgesehen, müsste dann unverrichteter Dinge die Heimreise nach Berlin antreten.

Sollte die deutsche Mannschaft in Belgien scheitern, wäre das nicht unbedingt ein Beinbruch. "Dass wir die Zwischenrunde erreicht haben", sagt Niroomand, "war schon ein Achtungserfolg. Wenn jetzt Endstation sein sollte, schmeißt uns das nicht gleich um."

Wirklich nicht? Es könnte gut sein, dass sich der Deutsche Volleyball-Verband danach wieder auf Trainersuche begeben muss. Moculescu verspürt keine allzu große Lust, weiter in Doppelfunktion für den VfB Friedrichshafen und die Nationalmannschaft als Trainer zu fungieren. Werner von Moltke, der DVV-Präsident, würde Moculescu gerne im Amt halten. Und ein bisschen hofft von Moltke auch darauf, dass ein gutes Abschneiden in Belgien einen Meinungsumschwung bei Moculescu bewirken wird.

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