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Typische Reaktion nach dem Südkorea-Spiel: Verkriechen.

© Ulrich Perrey/dpa

Deutschlands WM-Aus: Natürlich steckt Putin dahinter!

Unser Kolumnist trauert noch still nach dem Vorrunden-Aus der Nationalelf. Diese Schadenfreude der anderen! Und dieser böse Verdacht. Eine Glosse.

Ich habe Anrufe erhalten. Manche sagten Belgien. Andere Senegal. Man solle jetzt mit ihnen mitfiebern. Mein Therapeut sagt, ich wär noch nicht so weit. Ich habe am Abend die Blumen gewässert. Das ist eine sehr beruhigende Tätigkeit. Man gießt das Wasser über die hängenden Blüten und denkt: PHFNMRLCMDCNFKVJTNLDDMMCTRI!

Ich kann es dann nicht lassen. Ich weiß, ich sollte es nicht tun, aber ich tue es dann doch. Und schaue mir die internationalen Pressestimmen an. Diese Schadenfreude! Ich sage Ihnen, diese Schadenfreude haben wir uns hart erarbeitet. Aber nicht durch dieses läppische Ausscheiden gegen eine bereits fast ausgeschiedene Mannschaft. Dieses Ereignis hatte ja nun null epische Qualität.

Es war alles nur öde und zäh und es umschlich einen ja selbst das Gefühl, es ist wohl besser, wenn diese Mannschaft erlöst wird von ihrem Leiden. Nein, die internationalen Reaktionen sind natürlich ein Spiegel früherer Erfolge. Der Respekt ist dermaßen groß, dass man uns so etwas nicht zugetraut hätte. Die englische Presse schreibt: „Jeder Engländer auf dem Planeten wird niemals müde werden (…), dieses Ergebnis immer wieder fröhlich herauszukramen.“

Eines waren wir immer: fit

Was erlaube England? Nein, kramt es ruhig heraus. Macht es, wirklich. Wenn ich mir die WM-Erfolge der Engländer vor Augen führe, muss ich ihnen diese kleine Portion Schadenfreunde von ganzen Herzen gönnen. Ich gieße noch etwas Wasser auf den Lavendel und denke: KRMDECDCßß3UZN3M3DMO!

Es gibt ja neben Jogi Löw derzeit noch etwa 20 Millionen weitere aktive Bundestrainer. Einer von ihnen, ich nämlich, hat sich in unserer kurzen Zeit dieses Turnier immer etwas gefragt.

Wir mögen zwar mitunter nicht die besten Teams aufgestellt haben, aber eines waren wir immer: fit. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine deutsche Nationalmannschaft gesehen zu haben, die nicht fit gewesen wäre. Nun ist es sicherlich unfair, einen einzelnen Spieler herauszugreifen.

Aber Khedira zum Beispiel. Wie kann es sein, dass Khedira minutenlang wie ein Tourist durch den Mittelkreis wandert? Als sei er ein interessierter, neutraler Beobachter, der in das Geschehen nicht direkt involviert ist. Warum dachte ich bei unserer Innenverteidigung nicht an Innenverteidigung, sondern an Physiotherapie? Warum wurde Müller durch ein gleichnamiges Double ersetzt? Fragen über Fragen. Und es kann letztlich nur eine Erklärung dafür geben. Natürlich steckt Putin dahinter! Wer sonst? Ich trau dem alles zu! Der hat unseren Jungs irgendwas ins Essen mischen lassen! Anders kann es doch gar nicht sein! BSNDURRCKMBFBHJROO! (Das war ein Witz, liebe Kommentarschreiber.) Aber ich bleibe trotzdem dabei: Khedira war sediert.

Es geht immer noch eine Stufe drunter

Und als wäre der Abend nicht schon peinlich genug gewesen, kommt dann diese Sportreporterin, deren Name mir in diesem Moment auch noch einfällt. Sie sagt, dass es jetzt nicht richtig wäre, eine Frage zu stellen, um sie dann doch zu stellen. Sie will also den Nachweis erbringen, dass ihre niederen Reflexe stärker sind als ihr Intellekt. Also fragt sie Jogi Löw 20 Minuten nach dem Spiel, ob er jetzt zurücktrete.

Ich finde, wer in diesem Moment eine solche Frage stellt, kann Mario Gomez nicht mangelndes Timing vorwerfen. Aber das Ganze hat natürlich auch einen positiven Aspekt. Das Spiel der deutschen Mannschaft mag niveauarm gewesen sein, aber es geht immer noch eine Stufe drunter. Tja, schade. Vor allem für meine Pflanzen. Die in den nächsten Tagen eindeutig zu viel Wasser bekommen werden. MWKDMJCURNRMKVRMR!

Belgien vielleicht?

Unser Kolumnist Frank Lüdecke.
Unser Kolumnist Frank Lüdecke.

© Derdehmel

Frank Lüdecke ist Kabarettist und begleitet die Bundesliga immer montags mit einer Kolumne im Tagesspiegel. Hier schreibt er im Wechsel mit Nadine Angerer, Jens Hegeler, Sven Goldmann, Roman Neustädter, Philipp Köster und Harald Stenger.

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Frank Lüdecke

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