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Berlin packt zu. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit würde den DFB-Pokal gerne mal länger in der Stadt halten als nur für ein paar Wochen. Foto: dpa

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DFB-Pokal: Da ist das Ding

Dreieinhalb Wochen vor dem Finale wird der DFB-Pokal im Roten Rathaus abgeliefert – Hertha darf zumindest einen Blick riskieren.

Berlin - Am Tag, als der DFB-Pokal ins Rote Rathaus kommt, schaut auch Michael Preetz vorbei. Sicher ist sicher, und wer weiß, wann er der edelsteinbestückten Monstervase mal wieder so nahekommt. „Eigentlich ist der Pokal doch gar nicht so Ihr Ding …“ – „Na, schönen Dank, das ist ja eine nette Begrüßung“, sagt Preetz, man hat ihn schon fröhlicher gesehen in diesen Tagen, da das von ihm verantwortete Fußball-Unternehmen Hertha BSC den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat. Hertha und der Pokal, das ist eine Geschichte, die noch jedes Jahr lange vor dem Finale endet, obwohl es doch in Berlin ausgespielt wird. Ein guter Gastgeber bleibt eben dezent im Hintergrund und freut sich, dass von Nord bis Süd und West bis Ost fanfraktionsübergreifend alle singen, wie gern sie nach Berlin kommen, obwohl sie doch sonst so gern vom Leder ziehen gegen die linksregierten Steuerverschwender und Partykönige. Auch und gerade in Bayern und Baden-Württemberg, was im konkreten Fall die Fans von Bayern München und VfB Stuttgart nicht daran hinderte, die gemeinsame Klassenfahrt am 1. Juni zum Pokalfinale als einen Höhepunkt im Kalender anzukreuzen.

Seit ein paar Jahren inszeniert der Deutsche Fußball-Bund die offizielle Anreise des Pokals immer ein paar Wochen vor dem Finale als Happening im Roten Rathaus. Klaus Wowereit erzählt, ihm als Gastgeber hätten ja am besten immer die Finals gefallen, „wenn die bayerischen Mannschaften unter sich waren, das war immer sehr interessant zu beobachten“. In der Tat, auch wenn das letzte bayerische Finale schon ein bisschen länger zurückliegt. Vor 31 Jahren siegte der FC Bayern 4:2 über Nürnberg, gespielt wurde in Frankfurt am Main, und Wowereit war Regierungsrat zur Anstellung beim Senator für Inneres. Egal, der Regierende Bürgermeister freut sich, dass er mal eine Hand an den Pokal bekommt, „ich würde ihn ja gern mal ein wenig länger behalten“. Und, etwas leiser: „Also, Hertha!“

An diesem Dienstag sind für Michael Preetz und seinen Klubpräsidenten Werner Gegenbauer im Wappensaal des Roten Rathauses schon mal Plätze hinter den Ehrengästen reserviert. Es sind dies: Die leitenden Angestellten Matthias Sammer und Fredi Bobic als Repräsentanten für Bayern und Stuttgart nebst der sie begleitenden Nationalspieler Toni Kroos und Cacau. Und, auch nicht ganz unwichtig: Norbert Dickel, ehedem Stürmer und heute Stadionsprecher von Borussia Dortmund, und er hat ihn mitgebracht, den eigentlichen Hauptdarsteller. Sechs Kilogramm Sterlingsilber, 250 Gramm Feingold, zwölf Turmaline, zwölf Bergkristalle und 18 Nephrite.

Ihr Auftritt, DFB-Pokal!

Norbert Dickel ist eine Dortmunder Pokal-Ikone. 1989 hat er die Borussia in Berlin mit zwei Toren zum 4:1-Finalsieg über Werder Bremen geschossen, mit lädiertem Knie, es zwang ihn später dazu, die Karriere mit nicht mal 30 Jahren zu beenden. Die Fans im Westfalenstadion lieben ihn wie kaum einen anderen und haben ihm ein eigenes Lied geschrieben, es wird zur Melodie von „Flipper“ gesungen und geht so: „Wir singen Norbert, Norbert, Norbert Dickel, jeder kennt ihn, den Held von Berlin.“

24 Jahre nach dem Heldenstück von Berlin rückt Dickel das gute Stück nur ungern raus, denn es „hatte einen schönen Platz im Vereinsmuseum, direkt neben der Meisterschale, die beiden haben sich ganz gut verstanden“. Nette Erinnerungen an die vergangene Saison, als die Dortmunder erst die Bayern in der Bundesliga um Fußballplatzlängen distanzierten und dann auch noch im Pokalfinale blamierten, mit einem grandiosen 5:2-Sieg. Seit ein paar Wochen schon mussten die Dortmunder die Meisterschale Richtung München schicken, und im Pokal war schon im Viertelfinale Schluss, ausgerechnet gegen die Bayern. „Aber vielleicht gewinnen wir in dieser Saison ja noch einen anderen Pokal“, sagt Dickel. Das ist eine bemerkenswert elegante Anspielung auf das deutsche Champions-League-Finale und wird mit einem spontanen und ehrlichen Applaus belohnt.

Weil aber die Dortmunder in diesem aufregenden Fußballfrühling schon mehr als nur Trophäen an die Bayern verloren haben, ist Dickel ganz froh, dass er das Ding über Umwege erst mal Klaus Wowereit in die Hand drücken kann. Matthias Sammer schaut schon ein wenig sehnsuchtsvoll hinüber, denn sein Verhältnis zum Pokal ist ähnlich traumatisch wie das von Hertha BSC. Als Spieler ist er mit Stuttgart und Dortmund „nicht mal in die Nähe gekommen“, sagt der Sport-Vorstand des FC Bayern. Dass er 1990 in der versinkenden DDR mit Dynamo Dresden die letztmalige Ausspielung des FDGB-Pokals gewonnen hat, zählt irgendwie nicht.

Da war der Kollege Bobic schon erfolgreicher – 1997, natürlich mit dem VfB, damals im Finale gegen Energie Cottbus, als der Stuttgarter Trainer noch Joachim Löw hieß. Bobic sagt, die Bayern seien natürlich der große Favorit, „aber in der Bundesliga haben wir zweimal gut gegen sie gespielt. Irgendwann kommt der Tag“, und warum sollte das nicht der 1. Juni 2013 sein? Sven Goldmann

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