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DFB-Pokal: Ein Spiel zum Reinbeißen

Wie Düsseldorf im Pokal sich selbst begeistert: Sieger und Besiegte waren auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden. Beide wurden von ihren Fans gefeiert. Die Gewinner aus Hamburg jubelten dabei verhaltener als die Verlierer von Fortuna Düsseldorf.

Sieger und Besiegte waren auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden. Beide wurden von ihren Fans gefeiert. Die Gewinner aus Hamburg jubelten dabei verhaltener als die Verlierer von Fortuna Düsseldorf. Verkehrte Welt in der Düsseldorfer Arena, die einen intensiven Abend erlebt hatte, der mehr zu bieten hatte als die meisten Erstrundenspiele des DFB-Pokals. Auch die Kommentare verrieten, dass etwas Besonderes geschehen war in dem vor Begeisterung wogenden Stadion. „Wir haben immerhin gegen den HSV gespielt“, sagte der forsche Fortuna-Torschütze Andreas Lambertz, genannt „Lumpi“, der in der letzten Minute der Verlängerung das 3:3 erzielt hatte. Bisher hatten die Hamburger Fußballfreunde nur einen Lumpi gekannt: den langjährigen HSV-Mittelfeldspieler Harald Spörl. Jetzt kennen sie auch Lumpi Lambertz, der trotz des 1:4 im Elfmeterschießen ähnlich forsch auftrat wie einst Spörl. „Wir haben immerhin gegen den HSV gespielt, diese Jungs sind nicht zu unterschätzen.“

Vorübergehend mag sich so manch Düsseldorfer in eine längst vergangene Zeit versetzt gefühlt haben, in jene Ära zwischen 1978 und 1980, als Düsseldorf dreimal nacheinander das Finale erreichte und zweimal den Cup gewann. Es war eine mitreißende Zeitreise, auch wenn sie für die kämpferische, erstaunlich spielstarke Fortuna ohne Happy End blieb. In der 120. Minute schien die Glücksgöttin noch ihrer Namenscousine aus dem Rheinland zugewandt. Das 3:3 habe noch einmal „viel Euphorie freigesetzt“, sagte Oliver Fink, der Schütze des ersten Tores, und dann sei die Sensation „doch nicht passiert“. Stattdessen war der HSV mit einem blauen Auge und einer blutigen Nase davongekommen, wie dessen Torwart Frank Rost feststellte, der sich die blutige Nase geholt hatte. Auch Fink wählte an diesem Abend der Tore und Metaphern ein Bild, und zwar eines, das bei der scheinbar satten Spezies der Fußballprofis fast rührselig wirkt. „Das ist, wie wenn die Oma dir ein Stück Kuchen gibt und du willst gerade reinbeißen, aber dann zieht dir jemand den Teller vor der Nase weg.“

Genau das haben Frank Rost mit seinen Paraden und Piotr Trochowski mit seiner Schusstechnik gemacht. Der eine hielt nicht nur zwei Elfmeter (einer davon traf ihn mitten ins Gesicht), sondern bewahrte seine Elf gegen Ende der ersten Hälfte vor einem höheren Rückstand, der andere schoss insgesamt drei Tore. „Am Ende entscheidet eben die Klasse einzelner Spieler“, sagte der Düsseldorfer Torwart Michael Melka.

Der Verlierer verschmerzte es. „Wir sind wieder da!“ riefen die Düsseldorfer Fans so laut sie konnten – und das war äußerst laut. Sie sehen ihren Klub nach trüben Jahren in unteren Spielklassen wieder auf dem Weg zu altem Ansehen. Dafür, dass sie auf dem richtigen Weg sind, spricht auch die erstaunlich abgeklärte Reaktion Melkas. „Das war eine schöne Randgeschichte, aber die ist jetzt vorbei. Ab Samstag weht ein anderer Wind.“ Und zwar aus Richtung Paderborn.

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