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Sport: DFB-Pokalfinale: Schalke bekommt einen Titel aus erster Hand

Es ist Sache des Außenseiters, sich etwas einfallen zu lassen. Und was das Bemalen von Transparenten anbelangte, waren die Fußballfans des 1.

Es ist Sache des Außenseiters, sich etwas einfallen zu lassen. Und was das Bemalen von Transparenten anbelangte, waren die Fußballfans des 1. FC Union zumindest fleißig. "Heute geht euer Alptraum in die Verlängerung", war auf einem zu lesen. Nun lässt sich trefflich über die Originalität der Texterei streiten, nicht aber darüber, dass es eine liebe lange Halbzeit danach aussah. Nach 45 Minuten stand es nämlich noch 0:0. Da zu einem richtigen Fußballspiel aber eine zweite Halbzeit gehört, wurde das textile Transparent nach einer gespielten Stunde wieder eingerollt. Schalke 04 führte zu diesem Zeitpunkt 2:0. Genauso endete das Spiel dann auch, und der hohe Favorit sicherte sich den 58. Vereinspokal des Deutschen Fußball-Bundes.

Der Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte gestern Abend seinen kolossalen Bau an der Spree verlassen und war ins mit 73 011 Zuschauern ausverkaufte Olympiastadion geeilt. Dort übergab der Bundeskanzler dann schließlich den Pokal an Schalkes Kapitän Ebbe Sand.

Nach einem tränenreichen Bundesligafinale vor einer Woche durften die mitgereisten Fans des Meisterschaftszweiten nun tatsächlich jubeln. 1938 und 1972 hatte Schalke den Pokal gewonnen. Für den 1. FC Union bleibt das Erlebnis, als Regionalligist im Finale im ausverkauften Olympiastadion gestanden zu haben. Die Teilnahme am Uefa-Cup stand bereits zu einem Zeitpunkt fest, da Schalke sich die Teilnahme an der Champions League gesichert hatte. Zudem können sich die Berliner auch noch damit trösten, den Aufstieg in die Zweite Bundesliga geschafft zu haben - und das war schließlich ihr Saisonziel Nummer eins. Das DFB-Pokalfinale war eine mehr als nette Zugabe.

Zu den Einfällen der Unioner zählte gestern im Olympiastadion aber auch, dass die Spieler in längsgestreiften Trikots aufliefen. Das Design sollte erinnern an die Pokalhelden von 1968. Damals hatten die Köpenicker den FDGB-Pokal gewonnen. Für Unions Präsidenten Heiner Bertram bleibt die Gewissheit, den haushohen Favoriten mächtig geärgert zu haben. Und es wird nach der Niederlage im Finale mächtig Geld in der Kasse bleiben. Am letzten Augustwochenende des vergangenen Jahres hatte sich Bertram leichtsinnig auf eine Regelung eingelassen, wonach sich die Siegprämie für die Spieler im Pokal von Runde zu Runde verdoppelt. Damals hatte der Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen bezwungen, und niemand gab einen Pfennig darauf, dass es diese Mannschaft bis ins Finale schaffen würde. Hätte Union das Finale gewonnen, hätte jeder Spieler 64 000 Mark an Prämie einstreichen dürfen.

Es kam nicht dazu. Zur allgemeinen Überraschung der rot-perückten Union-Fans hatte Trainer Georgi Wassilew Daniel Teixeira nicht aufgeboten. Der Brasilianer, den sie in der Wuhlheide alle nur Texas nennen, hatte 31 Tore in der Regionalliga geschossen. Und fast hätte sich das bezahlt gemacht. Nach einer torlosen ersten Halbzeit traf der für Teixeira ins Aufgebot gerutschte Bozo Durkovic in der 49. Minute den Pfosten. Ein ähnliches Pech hatte nach gespielten 20 Minuten sein Sturmkollege Harun Isa, der das Lattenkreuz traf.

Schalke hatte sich die Ausgestaltung des Finalabends in Berlin doch etwas leichter vorgestellt. Der beste Sturm der Bundesliga, bestehend aus Emile Mpenza und Ebbe Sand, versiebte in der ersten Halbzeit eine Vielzahl von Chancen. Und Unions Abwehr stand ausgesprochen gut. Wie gesagt, eine Halbzeit lang.

Schalkes Trainer Huub Stevens wird in der Pause ein paar passende Worte gefunden haben. Schalke kam wie ausgewechselt aus der Kabine. In der 53. Minute war es soweit. Jörg Böhme, dessen Torgefährlichkeit bei Freistößen sich eigentlich auch bis nach Köpenick herumgesprochen haben sollte, erzielte das 1:0. Überflüssig zu erwähnen, dass ihm das per Freistoß gelang. Wenige Minuten später zerrte auch noch Unions Torwart Sven Beuckert Schalkes Stürmer Mpenza im Strafraum um, Schiedsrichter Albrecht ließ sich nicht lange bitten - er zeigte auf den Elfmeterpunkt. Und weil es der Jörg Böhme halt auch aus elf Metern kann, schoss und traf er: 2:0.

Im Weiteren entwickelte sich ein ansehnliches Spielchen. Union probierte, Schalke kontrollierte. Bis, ja bis Gerhard Schröder das Spielfeld betrat und den Schalkern das gab, was sie sich verdient haben - einen Titel.

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