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Ausgedribbelt. Leroy Sané von Manchester City darf erstmal seinen Urlaub planen.

© dpa/Christian Charisius

DFB-Team: Nicht Sané zählt, sondern das große Ganze

Leroy Sané von Manchester City wurde zum besten Jungprofi in Englands Liga gewählt – bei der WM in Russland fehlt er. Das ist nachvollziehbar. Ein Kommentar.

Der Kader, den Joachim Löw am Montag für die Weltmeisterschaft in Russland gemeldet hat, weist eine ziemliche Unwucht auf. Das lässt sich nicht anders sagen. Fast ein Drittel des Aufgebots – sieben von 23 Spielern – steht beim FC Bayern München unter Vertrag. Paris St. Germain stellt immerhin noch zwei Abgesandte, sonst aber gibt es keinen Verein, der mit mehr als einem Spieler in Löws Kader vertreten ist.

Natürlich ist das ein Abbild der Zustände im deutschen Fußball, die Konsequenz aus der beängstigenden Dominanz der Bayern in der Bundesliga. Und trotzdem ist es ungewöhnlich für den Bundestrainer. Die finalen Entscheidungen, die Löw am Montag getroffen hat, folgen vor allem einem Prinzip: dem der Ausgewogenheit.

Es geht ihm ums große Ganze, um ein in sich stimmiges Gesamtkonstrukt – und da spielen individuelle Befindlichkeiten nun mal eine nachrangige Rolle. Das betrifft nicht Bernd Leno, Jonathan Tah und Nils Petersen, die es beim finalen Cut erwischt hat.

Das betrifft vor allem Leroy Sané. Der 22-Jährige war in den vergangenen Tagen immer zu den Wackelkandidaten gezählt worden war, und trotzdem scheinen jetzt alle überrascht zu sein, dass sich der Bundestrainer tatsächlich gegen ihn entschieden hat.

Sané hat was. Das, was dem deutschen Spiel manchmal fehlt. Sané ist schnell, er ist gut im Dribbling, er ist zielstrebig. Mit diesen Fähigkeiten hat es der frühere Schalker in der Premier League, der vielleicht stärksten Liga der Welt, zum besten Jungprofi gebracht.

Dazu ist er mit Manchester City englischer Meister geworden. Und trotzdem reicht es nicht für einen Platz unter den 20 besten deutschen Fußballspielern?

Sanés Problem ist, dass er seine besonderen Fähigkeiten in den raren Auftritten bei der Nationalmannschaft eher für sich behalten hat, zuletzt am Samstag bei der Testspielniederlage gegen Österreich.

Von seinem Ruf und wohl auch seinem eigenen Selbstverständnis müsste Sané bei Löw mindestens die erste Einwechseloption sein; nach seinen bisherigen Leistungen in Länderspielen aber kommt er über die Rolle eines Mitläufers nicht hinaus. Eine solche Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung birgt immer ein gewisses Konfliktpotenzial. Vor allem im Rahmen eines großen Turniers.

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