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Von wegen Dosenöffner. Auch nach dem Tor von Timo Werner tat sich Deutschland schwer.

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DFB-Team tut sich schwer in WM-Qualifikation: Deutschland siegt knapp gegen Liechtenstein

Das Bundestrainer-Debüt von Hansi Flick verläuft durchwachsen. Gegen den krassen Außenseiter Liechtenstein gewinnt die deutsche Nationalmannschaft nur 2:0.

Eine kleine Reminiszenz an die Vergangenheit gab es dann doch noch. Und sie wirkte fast wie ein Menetekel. Es war vor dem Anpfiff des WM-Qualifikationsspiels der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, als die Hymne des Gegners gespielt wurde. „Oben am jungen Rhein“, die Nationalhymne Liechtensteins, hat die gleiche Melodie wie „God save the Queen“, das beim letzten Auftritt der Nationalmannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw gespielt wurde. Ende Juni gegen England, im letztlich verlorenen EM-Achtelfinale.

Zäh waren die letzten Monte unter Löw, zäh begann es auch für seinen Nachfolger Hansi Flick, mit dessen Amtsantritt als Bundestrainer sich die Hoffnungen auf einen Neuanfang und deutlich mehr Schwung und Enthusiasmus verbinden.

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Bei ihrem dünnen 2:0 (1:0)-Erfolg konnten die Deutschen die hohen Erwartungen am Donnerstagabend in St. Gallen nicht annähernd erfüllen. Es wäre aber wohl auch ein bisschen zu viel erwartet gewesen, wenn nach wenigen Tagen gemeinsamen Trainings schon alles funktioniert hätte, noch dazu gegen einen Widersacher, der es allein darauf anlegte, den Spielfluss des Gegners zu unterbinden.

Aus der Mannschaft, die im Achtelfinale der Europameisterschaft an England gescheitert war, standen gegen die Liechtensteiner nur noch vier Spieler beim Anpfiff auf dem Feld: Joshua Kimmich, der den angeschlagenen Manuel Neuer als Kapitän ersetzte, Robin Gosens, Kai Havertz und Timo Werner. Dafür waren mit Thilo Kehrer und Ridle Baku zwei Spieler in Flicks Startelf dabei, die bei der EM nicht zum Kader gehört hatten.

Zwei gute Chancen, dann lange nichts

Die Deutschen begannen engagiert, hatten in den Anfangsminuten gleich zwei gute Torchancen, nachdem sie sich flott und direkt durch Liechtensteins Defensive kombiniert hatten. Doch zweimal – erst gegen Kimmich, dann gegen Werner – reagierte Torhüter Benjamin Büchel glänzend und verhinderte den frühen Rückstand für seine Mannschaft.

In der Folge hatte die Begegnung die Anmutung eines Erstrundenspiels im DFB-Pokal zwischen einem Bundesligisten und einem unterklassigen Amateurverein. Die Deutschen hatten ungefähr 108 Prozent Ballbesitz, davon etwa 104 Prozent in der Hälfte des Gegners. Innenverteidiger Niklas Süle fand sich zeitweise auf der Zehnerposition wieder. Die Liechtensteiner hingegen knubbelten sich mit alle Mann am und im eigenen Strafraum und versuchten, dem Favoriten auf diese Weise den Abend zu verleiden.

In der Fifa-Weltrangliste findet sich das Team von Nationaltrainer Martin Stocklasa aktuell auf Rang 189 wieder, nur zwei Teams in Europa sind noch schlechter: Gibraltar und San Marino. Dafür aber machte es der Außenseiter lange erstaunlich gut. Abgesehen von einem Kopfball, den Robin Gosens an den Pfosten setzte, gelang den Deutschen in der Offensive wenig. Das Tempo war zu getragen, um die Defensive der Liechtensteiner in Panik zu versetzen.

Erst kurz vor der Pause fiel das 1:0

Viermal waren beide Teams bis zum Donnerstagabend aufeinandergetroffen, und nie hatte es so lange gedauert, bis die Deutschen in Führung gingen. Erst fünf Minuten vor der Pause wurde der Bann gebrochen: Nach einem feinen Pass des jungen Jamal Musiala in die Spitze überwand Timo Werner Torhüter Büchel zum 1:0.

Auch nach der Pause taten sich die Deutschen zunächst schwer – auch wenn es in solchen ungleichen Duellen oft nur eine Frage der Zeit ist, bis beim Außenseiter die Kräfte schwinden und damit auch die Konzentration nachlässt. Flick reagierte vergleichsweise früh und heftig, brachte nach einer Stunde mit Marco Reus, Serge Gnabry und Jonas Hofmann gleich drei neue, offensiv ausgerichtete Spieler.

Der Bundestrainer tauschte sich an der Seitenlinie intensiv mit seinem Assistenten Danny Röhl aus; allzu glücklich sah Flick nicht aus. Alles in allem war seine Mannschaft bei ihren Offensivbemühungen immer wieder zu ungenau und zu kompliziert. Bis eine Viertelstunde vor Schluss dauerte es, dann traf Leroy Sané mit einem platzierten Linksschuss ins lange Eck zum 2:0. Flick jubelte, eher wütend, als gelöst.

Im Juni 2000 hatte die Nationalmannschaft gegen Liechtenstein einmal durch fünf Tore in den letzten zehn Minuten aus einem 3:2 noch ein 8:2 gemacht. Diesmal aber blieb es bei dem dürren 2:0 für die Deutschen, die in den letzten fünf Minuten in Unterzahl spielen mussten. Weil Flick schon fünfmal gewechselt hatte, konnte er den angeschlagenen Robin Gosens nicht mehr ersetzen. Es war wirklich kein allzu gelungener Abend für den neuen Bundestrainer. (Tsp)

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