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DFL: Rauball: "Es gibt keine heiligen Kühe"

Der neue DFL-Präsident Reinhard Rauball will tiefgreifende Strukturreformen im deutschen Fußball durchsetzen. "Wir sollten jeden Stein umdrehen", kündigte Rauball nach seiner Wahl an.

Reinhard Rauball will als neuer starker Mann des deutschen Fußballs die 36 Vereine der Ersten und Zweiten Liga disziplinieren und stellt die Strukturen des Profifußballs auf den Prüfstand. "Es gibt keine heiligen Kühe. Wir sollten jeden Stein umdrehen", sagte der 60 Jahre alte Jurist Rauball unmittelbar nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten des Ligaverbandes. Alles komme auf den Prüfstand: Winterpause, Spielplan, Anstoßzeiten. Der Präsident von Borussia Dortmund bekam bei der Generalversammlung des Verbandes in Berlin wie erwartet alle Stimmen der 36 Erst- und Zweitligisten.

Mit "Disziplin nach innen" will Rauball die Konflikte und Unstimmigkeiten in der Deutschen Fußball Liga (DFL) bekämpfen: "Es ist eine vordringlichste Aufgabe, hier intern die Wogen zu glätten." Der scheidende Übergangs-Präsident Wolfgang Holzhäuser zeichnete eine äußerst kritische Zustands-Beschreibung des Verbandes. "Die Deutsche Fußball Liga schmort im eigenen Saft", sagte Holzhäuser dem Tagesspiegel. Der Verband benötige "endlich Beratung von außen", doch mit dieser Forderung sei er bei den Proficlubs auf taube Ohren gestoßen, ergänzte Holzhäuser. "Das finde ich engstirnig."

Rummenigge: "Das war eine DDR-Wahl"

Karl-Heinz Rummenigge, der einen der elf Vorstands-Plätze bekam, sieht keinen Grund für eine Friedensmission. "Natürlich gibt es unterschiedliche Interessenlagen. Aber auch bisher haben wir immer Kompromisse hinbekommen", sagte der Vorstandschef des FC Bayern. Das gelang auch bei der Wahl, Kampfabstimmungen wurden schon im Vorfeld vermieden, alle Kandidaten gingen einstimmig durch. "Das war eine DDR-Wahl. Aber das war so gewollt. Die DFL wird mit Reinhard Rauball an Profil gewinnen", unterstrich Rummenigge.

SPD-Mitglied Rauball ("Ich werde kein Präsident mit dem Fernrohr sein") will schnell eine "einheitliche Linie", um die Grabenkämpfe zwischen kleinen und großen Clubs, Ersten und Zweiten Liga zu beenden. Die DFL habe sich zuletzt "zu viel mit sich selbst beschäftigt", kritisierte Holzhäuser. Er scheide nach 33 Jahren in Liga-Gremien "nicht mit Zorn und Bitterkeit, sondern ich bin traurig". Die DFL müsse "wieder zurück zur inhaltlichen Arbeit finden und sich fragen, warum deutsche Vereine in europäischen Wettbewerben immer schlechter abschneiden".

Meier fordert Holzhäuser zur Mitarbeit auf

"Grundsätzlich muss die Liga in einem ersten Schritt national und international noch attraktiver werden, um dann die Einnahmen aus dem TV-Bereich zu erhöhen", sagte Rummenigge, der den bisherigen Vertrag als "sehr sozialistisch ausgelegt" bezeichnete. Er hoffe für den nächsten Fernseh-Abschluss der DFL von der Saison 2009/10 an auf eine "harmonische Lösung" zwischen Free- und Pay-TV.

Der ebenfalls gewählte Kölner Manager Michael Meier forderte Kritiker Holzhäuser dazu auf, keine Opposition zum neuen elfköpfigen Liga-Vorstand aufzubauen. Der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen hatte nach dem Tod von Werner Hackmann als Übergangs-Präsident fungiert, auf eine neue Kandidatur aber mit dem Hinweis auf "Ränkespiele bei der Nominierung der Kandidaten" verzichtet.

Neben Präsident Rauball wurden auch die Vizepräsidenten Peter Peters (Schalke 04) und Harald Strutz (Mainz 05) sowie Heribert Bruchhagen (Eintracht Frankfurt) und Rummenigge (Bayern München) einstimmig in den Vorstand gewählt. Meier (1. FC Köln) und Andreas Rettig (FC Augsburg) werden dort die Interessen der Zweiten Liga vertreten. Zudem gehören nun die vier DFL-Geschäftsführer dem Gremium an. Der am 28. Januar gestorbene Hackmann wurde am Dienstag in Anwesenheit seiner Witwe und Tochter postum zum Ehrenpräsidenten des Ligaverbandes ernannt. (mit dpa)

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