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Starker Auftritt: Tobias Reichmann und die deutschen Handballer dominieren den Vizeweltmeister.

© imago/Eibner

DHB-Team überrollt Katar: Mittendrin in der Weltspitze

Erfolgreiche WM-Revanche: Deutschlands Handballer besiegen Vizeweltmeister Katar. Die Form stimmt, um nach dem EM-Triumph auch in Rio eine Sensation zu schaffen.

Von Christian Hönicke

Gut sieben Minuten vor Schluss nahm der deutsche Trainer Dagur Sigurdsson eine Auszeit. Sein Kollege Valero Rivera schüttelte ungläubig den Kopf und drehte sich weg von seinen Spielern. Er hatte ihnen nichts zu sagen. Die deutschen Handballer führten 27:18 im Olympia-Viertelfinale gegen Katar, Rivera wusste, dass das Spiel entschieden war. Sieben Minuten später stand es 34:22, die deutschen Spieler hüpften im Kreis, Rivera ging wortlos aus der Halle. Der Europameister hatte den Asienmeister regelrecht überrollt.

Auch danach war Rivera nicht nach großen Reden zumute. „Es ist einfach“, sagte der Spanier in katarischen Diensten knapp. „Deutschland war ein großes Team heute, wir waren ein kleines.“ Nach den verpassten Spielen in London haben die deutschen Handballer bei ihrer Rückkehr sofort wieder Großes erreicht. Sie stehen im olympischen Halbfinale, erstmals seit 2004. „Jetzt kann man wirklich sagen, wir sind nicht nur an der Weltspitze dran, sondern mittendrin“, sagte Bob Hanning, der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB). „Wer Europameister wird und das Halbfinale erreicht, darf das sagen.“

Erfolgreiche Revanche für die Niederlage bei der WM

Vergangenes Jahr hatten die Katarer den Deutschen den Weg an die Spitze noch höchstpersönlich verstellt. Bei der WM 2015 setzten sich die Gastgeber im Viertelfinale gegen das DHB-Team durch und wurden anschließend Vizeweltmeister. „Wir haben uns vorher gesagt, dass wir hier eine richtige Revanche haben für die WM“, sagte Fabian Wiede. „Die ist uns geglückt.“

Nächste Prüfung gegen den Weltmeister

Der Berliner hatte mit vielen fantasievollen Anspielen und fünf Toren großen Anteil daran gehabt. Der Schlüssel zum Sieg war jedoch die Defensivleistung, „das war wieder die Europameisterabwehr“, sagte Hanning. Katars rechter Rückraumstar Zarko Markovic kam überhaupt nicht ins Spiel, was durchkam, fischte meist auch noch der starke Torhüter Andreas Wolff weg. „Wir waren klar besser“, sagte Sigurdsson. „Nach zehn Minuten in der zweiten Halbzeit hat Katar dann aufgegeben.“ Im Halbfinale wartet nun am Freitag Frankreich. Das Team um Nikola Karabatic ist als Weltmeister und Olympiasieger von 2012 der große Turnierfavorit, im Viertelfinale deklassierte es Gastgeber Brasilien beim 34:27. „Gegen die müssen wir ein richtig gutes Spiel liefern“, sagte Dagur Sigurdsson. „Aber wir wissen, was zu tun ist.“

Auch Fabian Wiede hat keine Angst vor seinem ersten Aufeinandertreffen mit der überragenden Handballmacht der vergangenen Dekade. „Bei der EM waren wir gegen Spanien und Dänemark auch Außenseiter“, sagte der 22-Jährige. „Wenn wir so spielen wie heute, sind wir auf jeden Fall ebenbürtig.“ Von seinem Chef Bob Hanning bekam er jedenfalls einen klaren Auftrag: „Wir hatten den Kuchen, das heute war die Sahne, jetzt wollen wir die Kirsche.“

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