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Nach der EM ist vor dem Erfolg: Röhler erneut in Zürich.

© AFP

Diamond League: Speerwerfer Röhler gewinnt in Zürich

Speerwerfer Thomas Röhler holt sich beim Diamond League-Meeting in Zürich den Tagessieg. Kugelstoßer David Storl verpasst den Coup als Zweiter. Beim Finale der Diamond League kassiert vor allem die Konkurrenz ab.

Es war ein Samstag zum Vergessen für Thomas Röhler. Auf indiskutable 70,31 Meter hatte der Mann aus Jena den Speer im Europameisterschaftsfinale geworfen und als Zwölfter noch nicht einmal den Endkampf der besten Acht erreicht. Bei seiner Rückkehr nach Zürich zwölf Tage später beim bedeutendsten Leichtathletikmeeting der Welt präsentierte sich Röhler genauso vollkommen anders wie der berühmte Letzigrund. Der 22-Jährige verbesserte beim Sieg über die versammelte Weltelite seine persönliche Bestleistung um 99 Zentimeter auf großartige 87,63 Meter und lief mit der deutschen Fahne über dem Rücken eine Ehrenrunde im ausverkauften Stadion vor einem Publikum, das seine Begeisterungsfähigkeit ebenfalls um gefühlte Welten steigerte.

Röhler schockte vor 25000 Zuschauern die Konkurrenz gleich mit seinem ersten Wurf, der ihm nicht nur den mit 10000 Dollar dotierten Tagessieg brachte, sondern auch Platz eins in der Diamond-League-Disziplinwertung und damit weitere 40000 Dollar. Als letzter deutscher Speerwerfer hatte Raymond Hecht 2001 bei „Weltklasse Zürich“ gewonnen. Olympiasieger Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago wurde Zweiter mit 85,77 Metern.

„Ich war positiv überrascht, was da für eine Stimmung aufgekommen ist“, gab Kugelstoß-Europameister David Storl nach seinem zweiten Platz mit 21,47 Metern zu. Vor 16 Tagen hatte sich auch seine Euphorie in Grenzen gehalten. Mit 21,41 Metern hatte der 24-Jährige wohl Gold gewonnen, sein eigentliches Ziel von 22 Metern aber weit verfehlt. Obwohl der Chemnitzer gestern an einem lauen Spätsommerabend die Kugel mit 21,47 Metern nur geringfügig weiter stieß und sich dazu noch dem Diamond-League-Gesamtsieger Reese Hoffa aus den USA (21,88 Meter) geschlagen geben musste, war Storls Laue wesentlich besser. Zwei Wochen nach dem Saisonhöhepunkt „ist das ein Niveau, das nicht so schlecht ist. Ich bin froh, dass es wieder etwas bergauf geht“, sagte Storl und meinte: „Das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Hoffa hätte auch anders ausgehen können.“ Storl wurde Zweiter der Gesamtwertung hinter Hoffa, der 40000 Dollar für Platz eins in der Disziplinwertung und weitere 10000 Dollar für den Tagessieg kassierte.

Im Diskuswerfen stand Europameisterin Sandra Perkovic schon vor Zürich als Saisonbeste fest. Die Kroatin bewies auch bei „Weltklasse Zürich“ ihre Weltklasse mit 68,36 Metern. Die Mannheimerin Shanice Craft, die EM-Bronze gewonnen hatte, musste sich diesmal mit Rang vier zufrieden geben. Mit ihren 63,44 Metern war die 21-Jährige „ganz zufrieden“ angesichts der Tatsache, dass nach den kontinentalen Titelkämpfen „die Spannung abgefallen ist. Es war schwer, sich wieder auf andere Wettkämpfe zu konzentrieren“. Das hält Shanice Craft aber nicht davon ab, schon an diesem Freitag wie Storl in Thum anzutreten, danach auch am Sonntag beim Istaf in Berlin, zudem in der kommenden Woche noch in Zagreb und zu guter Letzt noch in Binz.

Im Weitsprung der Frauen traten zwei deutsche EM-Pechvögel erneut an. Melanie Bauschke aus Berlin, die ein Messfehler aus allen Medaillenträumen gerissen hatte, überzeugte als Fünfte mit 6,65 Metern, weitengleich mit der viertplatzierten Schweizerin Irene Pusterla. Mit der exakt gleichen Weite war Malaika Mihambo von der LG Kurpfalz bei der EM Vierte geworden, sie verfehlte Bronze nur aufgrund des schlechteren zweiten Versuchs. Gestern kam die 20-Jährige über 6,37 Meter nicht hinaus. Die Serbin Ivana Spanovic gewann mit 6,80 Metern.

Reinhard Sogl

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