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Sport: Die Angst vor der Abwehr

Vor dem heutigen Super Bowl fürchten die Fans des American Football, dass Carolina und New England ein langweiliges Finale bieten

Houston (Tsp). Die Vorfreude auf das gigantischste eintägige Sport und Showspektakel der Welt wird von einer Schreckensvision getrübt. Die Fans des American Footballs befürchten, dass der 38. Super Bowl nur die Anhänger der beiden Endspiel-Teams begeistern wird. Wenn die New England Patriots und die Carolina Panthers in der Nacht zum Montag (Premiere live/0.25 Uhr MEZ) vor 70 000 Zuschauern im Reliant Stadium von Houston den Champion der National Football-League (NFL) ermitteln, droht nach Ansicht der Experten das punktärmste und langweiligste Finale in der Geschichte der seit 1971 ausgespielten Vince Lombardi Trophy.

Denn die Stärke beider Mannschaften ist die Defensive. Damit können sich die sportverrückten Amerikaner nur schwer anfreunden. Dennoch bieten sie auf dem Schwarzmarkt mehr als das Fünffache für die eigentlich 500 Dollar teuren Eintrittskarten. Die „New York Times“ beschrieb das mögliche Szenario so: „Das Spiel wird erst in der vierten Verlängerung beim Stand von 0:0 durch ein 73-Yard-Fieldgoal entschieden.“ Doch selbst wenn die harten Abwehrreihen der beiden Teams nicht mehr Zähler zulassen sollten als im Endspiel 1973, als die Miami Dolphins gegen die Washington Redskins 14:7 gewannen; selbst wenn man Stars in den Aufstellungen der Teams vergeblich sucht und obwohl den Cheftrainern Bill Belichick (Patriots) und John Fox (Panthers) jegliches Charisma fehlt – der Super Sunday wird ganz sicher wieder die Amerikaner vor den Fernseher locken.

Über 130 Millionen Amerikaner und etwa eine Milliarde Menschen weltweit werden vor den Fernsehschirmen sitzen und die beim Super Bowl besonders pfiffigen Werbespots erleben. Für eine 30-Sekunden-Reklamespot musste die Rekordsumme von durchschnittlich 2,25 Millionen Dollar hingeblättert werden. Natürlich hoffen alle, dass nicht nur die Popstars wie Janet Jackson, Beyonce Knowles und Aerosmith, der Country-Sänger Willie Nelson oder Rapper P.Daddy in der Halbzeitpause ihren Part zum Gelingen der achtstündigen Übertragung von CBS beisteuern. Sondern auch die Mannschaften.

„Das werden wir auch“, sagt Patriots-Headcoach Bill Belichick. Beide Teams hätten einen extrem ausgeprägten Siegeswillen und seien felsenfest von dem überzeugt, was sie tun. Es werde sich ein hochspannendes Match entwickeln, prophezeite der 51 Jahre alte Football-Lehrer, der die Patriots bereits vor zwei Jahren gegen die St. Louis Rams (20:17) zum Triumph geführt hatte. Seinerzeit wurden sie als 14:1-Außenseiter gehandelt. Diesmal gehen sie als klarer 7:1- Favorit auf das Feld.

Aus dem damaligen Überraschungsteam sind außer Quarterback Tom Brady noch 25 Akteure dabei, die in dieser Saison dazu beitrugen, dass New England mit 14 Siegen und zwei Niederlagen die Vorrunde als beste Mannschaft abschloss. 14 Spiele hintereinander sind die Männer aus Boston inzwischen ungeschlagen. Nur die Miami Dolphins hatten 1972 eine längere Erfolgsserie (17). Doch das alles will nicht viel besagen. So haben zuletzt nur Baltimore und Denver (1998) die Vorhersagen der Buchmacher erfüllt.

Die Experten glauben, dass die Panthers hungriger sind. Noch vor zwei Jahren, als die Patriots in ihrem dritten Super-Bowl-Endspiel erstmals die wichtigste Sporttrophäe Nordamerikas erkämpften, waren sie mit einer Saisonbilanz von einem Sieg und 15 Niederlagen die Lachnummer der Liga. Headcoach John Fox, der wie Belichick seine erfolgreichen Abwehrtaktiken als Defensiv-Koordinator bei den New York Giants erlernt hat, übernahm das Verliererteam. Er formte daraus eine verschworene Gemeinschaft, die den 1995 gegründeten Verein erstmals ins Finale führte. Diese Geschichte könnte am Sonntag gekrönt werden. Ob es am Ende nur 3:0 stehen wird, ist den Panthers dabei egal. Hauptsache, sie erhalten am Ende die 5000 Dollar teuren Meisterschaftsringe.

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