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Sport: Die Angst vor der Harmonie

Hertha BSC hat eine gute Vorbereitung gespielt – und nur wenig geändert

Berlin - Wären nur nicht diese Trikots! Die dunkelblauen Hemden der Fußballer von Hertha BSC sehen zwar modern und schick aus, nur leider beißen sie sich völlig mit dem hellen Blauton der neuen Laufbahn im Olympiastadion.

Vielleicht ist der kleine Schönheitsfehler jedoch ganz angenehm. Harmonie ist bei Hertha BSC gefährlich, das wissen die Berliner seit der vergangenen Saison. In der Vorbereitungsphase trat Hertha damals gegen den FC Brügge und Galatasaray Istanbul an und gewann beide Spiele 4:0. Die Euphorie war enorm in Berlin – exakt bis zum ersten Spieltag, als Hertha gegen Werder Bremen 0:3 unterging und erst zum Ende der Saison wieder aus diesem Tief herauskam.

In diesem Jahr nun ist es ähnlich. Hertha hat auch unter dem neuen Trainer Falko Götz in der Vorbereitungsphase eine gute Bilanz erzielen können. Im letzten Testspiel gegen Besiktas Istanbul gewannen die Berliner am Sonntag 3:1, es war der sechste Sieg im achten Vorbereitungsspiel. Die Mannschaft blieb damit ungeschlagen. Am kommenden Sonnabend reist nun der VfL Bochum zum Bundesligastart nach Berlin.

Der Zustand der Mannschaft könnte schlechter sein, und doch ist diese Harmonie angesichts der jüngsten Vergangenheit unheimlich. Manager Dieter Hoeneß hält sich lieber mit steilen Prognosen zurück und sagt nur, dass „wir so eine Saison wie im vergangenen Jahr nicht noch einmal erleben wollen“. Und: „Wir orientieren uns an den Plätzen 9,8,7 und nicht 1,2,3“. Wenn Hertha aus der vergangenen Saison etwas gelernt hat, dann ist es mehr Zurückhaltung.

Die Mannschaft pflegt diese neue Sachlichkeit schon länger. „Wir haben uns in diesem Jahr bewusst keine Ziele gesetzt“, sagt Herthas Kapitän Arne Friedrich. Das ist die Konsequenz aus der vergangenen Saison, als Hertha mutig das Erreichen der Champions League anpeilte, am Ende aber gerade so den Klassenerhalt sichern konnte. „Wir wollen zumindest attraktiver spielen“, sagt Friedrich.

Teil eins beim Erfüllen dieser Vorgabe wird Hertha am Samstag gegen Bochum mit einer fast identischen Mannschaft absolvieren wie zum Saisonauftakt im Vorjahr. Yildiray Bastürk und Giuseppe Reina, die später zu Hertha stießen, fallen in den ersten Saisonwochen verletzt aus. Aufgedrängt haben sich letzlich nur die beiden anderen neuen Spieler, Oliver Schröder und Gilberto.

Das, was vor einem Jahr also so schön geplant war und misslang, soll in diesem Jahr endlich funktionieren. Das liegt auch an zwei Spielern, die in der missratenen Vorsaison die in sie gesetzten Erwartungen nur zum Teil oder gar nicht erfüllten. Artur Wichniarek etwa, damals die große Enttäuschung, hat in den Testspielen vier Tore erzielt. Und seitdem Fredi Bobic zum stellvertretenden Kapitän ernannt wurde, scheint auch langsam die gewünschte Hierarchie zu entstehen.

André Görke

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