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Sport: Die Ausnahme wird zur Regel

Der russische Fußball erlebt gerade eine außergewöhnliche Saison. Weil sich die Premier Liga fortan am mitteleuropäischen Kalender orientiert, endet die Spielzeit diesmal nicht im Spätherbst, sondern erst im kommenden Frühjahr.

Der russische Fußball erlebt gerade eine außergewöhnliche Saison. Weil sich die Premier Liga fortan am mitteleuropäischen Kalender orientiert, endet die Spielzeit diesmal nicht im Spätherbst, sondern erst im kommenden Frühjahr. Es gibt eine Art Doppelsaison mit insgesamt 44 Spieltagen, die vom März 2011 bis zum Mai 2012 dauert. Doch so außergewöhnlich, wie es scheint, ist das gar nicht. In der Bundesliga gibt es das gleiche Phänomen. Da ist die Saison 2010/11, die vor einem Jahr begonnen hat, an diesem Wochenende sozusagen in ihre Rückrunde gestartet.

Die Bundesliga zeichnet sich durch eine erstaunliche Kontinuität aus, und damit ist jetzt nicht gemeint, dass Hertha BSC sich nach einjähriger Unterbrechung vergeblich um so was wie Heimstärke müht. Nein, Dortmund dominiert weiterhin die Konkurrenz, Hannover siegt verlässlich, und Schalke kann sich immer noch nicht für die Mühen des Alltags begeistern. Das alles kommt einem bekannt vor – und will so gar nicht zu den Prognosen passen, die seit Monaten zu hören sind.

Das Establishment des deutschen Fußballs hat die vergangene Spielzeit ja bis zum Freitag immer noch für eine Art Betriebsunfall gehalten. Hannover Vierter, Mainz Fünfter, Nürnberg Sechster, Kaiserslautern Siebter – so etwas kann man sich eigentlich gar nicht ausdenken. Klar, das war nur eine Laune des Schicksals, in diesem Jahr renkt sich alles wieder ein.

Man sollte sich von den vermeintlich unscheinbaren Namen nicht irritieren lassen, es geht um die Idee dahinter, die Hannover, Mainz, Nürnberg und Kaiserslautern stark gemacht hat. Und diese Idee hat von ihrer Wirksamkeit nichts eingebüßt. Im Prinzip geht es darum, dass eine Mannschaft immer mehr sein sollte als die Summe ihrer Einzelteile; dass man einen besseren Plan haben muss, wenn man schon nicht die besseren Spieler hat.

Es ist das Schicksal der Kleinen mit den besseren Ideen, dass die Großen mit mehr Geld ihre erfolgreichen Rezepte irgendwann kopieren und die alte Ordnung wiederherstellen. Das Tröstliche ist: Bisher ist den Kleinen auch immer wieder etwas Neues eingefallen.

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