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Hertha BSC wie im Rausch: Die Berliner besiegen den 1. FC Kaiserslautern mit 6:1
So viele Attraktionen, so viele Emotionen. Hertha zieht durch einen überzeugenden Erfolg ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. Der Traum vom Endspiel im eigenen Stadion lebt.
Stand:
Der Pass von Maxwell Gyamfi war perfekt getimed. Der Linksverteidiger des 1. FC Kaiserslautern spielte den Ball in den freien Raum zum bestens postierten Mittelstürmer. Der Pfälzer Bub, ausgebildet in der Jugend des FCK, umkurvte den gegnerischen Torhüter und traf schon nach fünf Minuten zum 1:0.
Dumm für Gyamfi und den 1. FC Kaiserslautern, dass der Pfälzer Bub, Luca Schuler, kein rotes Trikot trug, sondern das blauweiße von Hertha BSC. So fand der Berliner Fußball-Zweitligist dank freundlicher Hilfe der Gäste aus der Pfalz am Dienstagabend perfekt in dieses Achtelfinale des DFB-Pokals.
Besser hätte es für Hertha kaum anfangen können. Und lange ging es auch nahezu perfekt weiter. Die Berliner spielten sich vor 51.193 Zuschauern im Olympiastadion zeitweise in einen Rausch, führten schon nach einer halben Stunde 3:0 – und erreichten am Ende mit einem souveränen 6:1 (3:1)-Erfolg das Viertelfinale. „Das war ein unfassbar geiles Spiel“, sagte Doppeltorschütze Schuler. „Eigentlich haben wir denen heute den Arsch versohlt.“
Der Traum vom Endspiel im eigenen Stadion lebt also weiter. Und auch finanziell lohnt sich der Wettbewerb, gerade für einen Klub wie Hertha BSC, der auf jeden Pfennig achten muss. In den ersten drei Runde haben die Berliner allein an Prämien 1,48 Millionen Euro eingenommen. Durch den Einzug ins Viertelfinale sind noch einmal knapp 1,7 Millionen Euro hinzugekommen.
Das war heute eine Mannschaft, von hinten bis vorne, die herausragend Fußball gespielt hat.
Herthas Kapitän Fabian Reese
Herthas Trainer Stefan Leitl hatte sein Team nach dem Sieg am Wochenende in Kiel auf zwei Positionen verändert. Niklas Kolbe ersetzte Michal Karbownik und verteidigte links in der Viererkette. Toni Leistner spielte anstelle des gesperrten Deyovaisio Zeefuik. Linus Gechter rückte für ihn aus der Innenverteidigung wieder auf die rechte Außenbahn.

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Gleich zu Beginn des Spiels hatte Herthas neu formierte Abwehr einen echten Schreckmoment zu überstehen, als Ivan Prtajin fünf Meter vor dem Tor völlig frei stand. Lauterns Mittelstürmer aber köpfte den Ball genau in die Arme von Herthas zuletzt beinahe unüberwindlichem Torhüter Tjark Ernst.
Der Schreck aber war schnell verdaut. Fast im Gegenzug gelang Schuler das Tor zur Führung. Im dritten Spiel mit Hertha war es für ihn bereits das vierte Tor gegen seinen Ex-Klub FCK. Das 1:0 war der Auftakt einer beeindruckenden halben Stunde, wie man sie schon lange nicht mehr von Hertha gesehen hat. „Das war heute eine Mannschaft, von hinten bis vorne, die herausragend Fußball gespielt hat“, sagte Fabian Reese. „Auch in der Höhe war der Sieg verdient.“
Allein bis zur Pause trafen die Berliner dreimal Pfosten und Latte. Und dreimal das Tor. Nach zwanzig Minuten legte Marten Winkler zum 2:0 nach. Er startete kurz vor dem eigenen Strafraum im Vollsprint zum gegnerischen Tor – und war von niemandem zu stoppen. Im Lauterer Strafraum schlängelte sich Herthas Linksaußen zwischen zwei Verteidigern hindurch und überwand auch Simon Simoni im Tor des FCK. Der Treffer war mindestens so spektakulär wie die Choreografie der Hertha-Fans in der Ostkurve.
So stark hat man Hertha lange nicht gesehen
Am dritten Tor der Berliner war Winkler zumindest mittelbar beteiligt. Nach einem Pass von Innenverteidiger Marten Dardai tief aus der eigenen Hälfte ließ er den Ball für den einlaufenden Kennet Eichhorn passieren. Der 16-Jährige überwand Simoni und erzielte sein erstes Tor als Profi – und ist jetzt der jüngste Torschütze überhaupt im DFB-Pokal. Eichhorn löste den früheren Dortmunder Jude Bellingham ab.
So viele Attraktionen, so viele Emotionen: Die Zuschauer wussten zeitweise gar nicht, wie ihnen geschah. Unmittelbar vor der Pause wurden sie zumindest ein bisschen geerdet. Kaiserslauterns Kapitän Marlon Ritter verkürzte mit einem Schuss aus 18 Metern hart neben den Pfosten auf 1:3. Es war das erste Gegentor für Torhüter Ernst nach exakt 615 Spielminuten.
In der zweiten Hälfte waren es zunächst die Gäste aus Kaiserslautern, die das Geschehen bestimmten. Aber Hertha stand – wie schon in den vergangenen Wochen – sicher in der Defensive und beseitigte durch Tore von Luca Schuler (60.) sowie den eingewechselten Dawid Kownacki (75.) und Maurice Krattenmacher (80.) die letzten Zweifel am Weiterkommen.
Schulers zweiter Treffer nach einem stringenten Konter kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Herthas Mittelstürmer traf mit einem Schuss durch die Beine von Torhüter Simoni. Gegen Kaiserslautern gelingt ihm offenbar alles.
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