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Sport: Die Bundesliga erzählt Märchen

Eine Sportkneipe in Berlin, vor drei Wochen: Es ist Halbzeit im Bundesligaspiel VfB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach, die Fans regen sich auf, denn das langweilige Spiel mit vielen Fehlpässen und technischen Unzulänglichkeiten ist nur schwer zu ertragen. Dann passiert etwas Ungewöhnliches.

Eine Sportkneipe in Berlin, vor drei Wochen: Es ist Halbzeit im Bundesligaspiel VfB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach, die Fans regen sich auf, denn das langweilige Spiel mit vielen Fehlpässen und technischen Unzulänglichkeiten ist nur schwer zu ertragen. Dann passiert etwas Ungewöhnliches. Sympathisanten beider Mannschaften fordern den Wirt auf umzuschalten. Auf die spanische Liga, gleich beginnt das Spiel Valencia gegen Real Madrid.

Jetzt kann man einwenden, ein richtiger Fan würde so etwas nie verlangen. Aber die Kneipenbesucher haben Gladbach-Schals oder schwäbischen Akzent. Sie wollen einfach guten Fußball sehen. Statt Bundesliga.

Dass die deutsche Liga in ihrem eigenen Saft schmort, ist nichts Neues. Und dass der Zuschauerschnitt nach dem WM-Märchen weiter steigt, ist auch keine Überraschung, obwohl Ballack, Berbatow, Zé Roberto, Micoud, Rosicky und Koller jetzt lieber in anderen Ländern spielen. Kein Problem für die selbstzufriedene Liga, machen wir uns eben neue Stars selbst, das hat in den vergangenen Jahren schließlich auch funktioniert. Doch wer kann sich am Ende der Hinrunde noch an spielerische Highlights außer vom, Gott sei Dank, neuen Star Diego und Werder Bremen erinnern?

Die Weltmeisterschaft könnte langfristig auch einen negativen Effekt auf die nach den wirtschaftlichen Kennzahlen weiter gut dastehende Bundesliga haben. Denn im Sommer haben alle gesehen, wie guter und unterhaltsamer Fußball geht. In den Monaten danach haben viele in denselben Stadien das Gegenteil mitansehen müssen. In der Liga und wenn im internationalen Wettbewerb ausländische Vereine zu Gast bei freundlich schlecht spielenden deutschen Vertretern waren. Die Bundesliga ist im europäischen Vergleich nicht annähernd so konkurrenzfähig wie die Nationalmannschaft in der Welt. Es hat viele Ursachen, dass andere Ligen mehr Geld für die besten Spieler haben. Das ist aber keine Entschuldigung dafür, schon vom Ansatz her lieber jeden Angriff des Gegners zu unterbinden anstatt mit ein wenig Risiko einen eigenen zu kreieren.

Noch erzählt die Bundesliga Märchen von tollem Fußball. Aber lange lässt sich der anspruchsvolle Kunde nicht mehr vorgaukeln, dass alles auf ewig gut sein wird. Dafür war die Hinrunde zu langweilig und zu schlecht.

Stuttgart hat übrigens 1:1 gegen Gladbach gespielt, Real 1:0 in Valencia gewonnen. Die Fans, die später aus einem Hinterzimmer kamen, haben zuerst nach dem Ergebnis aus Spanien gefragt. Geguckt hatten sie Manchester United gegen Chelsea.

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