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Früh übt sich. Die erst 14-jährige Annabelle Prölß gewinnt mit Ruben Blommaert den Paarlauftitel. Foto: dpa

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Sport: Die Chuzpe der Debütanten

Sawtschenko/Szolkowy loben ihre Nachfolger.

Hamburg - Als die Show begann, waren auch die Stars endlich da. Zum achten Mal Deutsche Meister werden zu können, fanden die Paarlauf-Weltmeister Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy nicht so spannend; bei der Zugabe großen Glanz zu verbreiten, aber schon, nachdem sie am Tag zuvor in ihrer Heimatstadt Chemnitz die Highlightprogramme eines gut dotierten Schaulaufens zelebriert hatten. Als sie in der kleinen Halle neben dem großen Fußballstadion des Hamburger SV endlich angekommen waren, standen die Meister des Jahrs 2013 bei den auf Ende Dezember 2012 vorgezogenen Titelkämpfen längst fest. Es waren meist gute, alte Bekannte der viermaligen Welt- und Europameister Sawtschenko/Szolkowy.

Zum vierten Mal grüßten Sarah Hecken und Peter Liebers in den Einzeldisziplinen sowie das Tanzpaar Nelli Zigantschina und Alexander Gaszi vom obersten Podestplatz. Nur im Paarlauf, der Domäne von Sawtschenko/Szolkowy, feierten Annabelle Prölß und Ruben Blommaert ihre Premiere. Die 14 Jahre alte Oberstdorferin und ihr 20 Jahre alter belgischer Partner wurden bei ihrem ersten Start jenseits der Juniorenwettbewerbe auf Anhieb Erste. Was auch nicht allzu schwerfiel, da die beiden dazu nur ein einziges Paar besiegen mussten: Mari Vartmann und Aaron van Cleave, die Fünften der vergangenen Europameisterschaft. Immerhin ein arriviertes Paar, das nach van Cleaves wochenlanger Verletzungspause wegen eines Jochbein- und Nasenbeinbruchs noch nicht wieder in Form war.

Prölß/Blommaert nutzten ihre Debütantenchance mit einer Chuzpe und einem fröhlichen Elan, der auch bei den Großmeistern dieses Sports ankam. „Die sind sehr gut“, lobte die 28 Jahre alte Sawtschenko die jugendlichen Aufsteiger, „wenn sie so weitermachen, werden sie ein gutes Paar.“ Ingo Steuer, mit seiner Partnerin Mandy Wötzel Paarlaufweltmeister 1997, war ebenfalls angetan. „Die beiden gefallen mir“, sagte der Sachse, „sie bringen frischen Wind in das Geschäft.“ Steuer glaubt, dass den frechen Newcomern mit der Publikumsläuferin Prölß als Lokomotive die Zukunft gehöre. „Da haben sie gute Arbeit gemacht in Oberstdorf“, sagte er.

Prölß/Blommaert, die dem Hamburger Championat ein perspektivisches Lichtlein aufsetzten, dürfen, weil sie erst 14 ist, nicht vor 2015 bei internationalen Meisterschaften starten. Bis dahin muss sich zeigen, ob Annabelle Prölß nach ihrer Pubertät weiter ein Leichtgewicht ist und ob das Versprechen bei der ersten Meisterschaft über den Tag hinaus leuchtet. Aljona Sawtschenko warnte schon einmal vorsorglich: „Es gehört sich, weiter hart zu arbeiten. Man soll nicht denken, das Leben ist vorbei, wenn man etwas gewonnen hat.“

Dem deutschen Traumpaar Sawtschenko/Szolkowy steht die nächste große Prüfung Ende Januar bei der Europameisterschaft in Zagreb bevor, wenn das Paar auf die russischen Titelverteidiger Wolossoschar/Trankow trifft. Diese beiden gewannen vor Kurzem das Grand-Prix-Finale in Sotschi, auch weil die Deutschen dort nicht dabei sein konnten. Eine Nasennebenhöhlenentzündung machte der gebürtigen Ukrainerin Sawtschenko wochenlang so zu schaffen, dass die Weltmeister nach ihrem Sieg beim Grand-Prix-Wettbewerb Skate Canada weitere Starts in dieser erstklassig besetzten Konkurrenz absagen mussten – so wie die Teilnahme an der vorigen EM wegen einer Verletzung von Sawtschenko.

Bis Zagreb dürften Sawtschenko/Szolkowy ihren Trainingsrückstand allemal aufgeholt haben, zumal das Hamburger Schaulaufen die vorerst letzte schöne Ablenkung von der alltäglichen Trainingsfron gewesen ist. Roland Zorn

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