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Der Kapitän. Auf Manuel Neuers Fähigkeiten darf die Fußball-Nation auch in Russland hoffen.

© Christof Stache/AFP

Die deutsche Nummer 1 schweigt nicht länger: Manuel Neuer: „Ich war nicht so entspannt, wie ich gewirkt habe“

Der Torwart des FC Bayern München spricht erstmals öffentlich über sein Comeback in der Nationalmannschaft – und die Sorgen um seine Gesundheit.

Manuel Neuer versuchte sich vergeblich als Fliegenfänger. Ein kleines Tierchen schwirrte um seinen Kopf, Neuer wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht, und auch wenn er die Fliege nicht erwischte: Er schaffte es zumindest, sie zu vertreiben. Die Fliege bog nach rechts ab und suchte sich mit dem Pressesprecher der deutschen Fußball- Nationalmannschaft ein neues Opfer. Manuel Neuer ist halt einfach kein Fliegenfänger. Neuer ist der Kapitän, Neuer ist der beste Torhüter der Welt, und Neuer ist die Nummer eins.

Was Bundestrainer Joachim Löw seit Anfang des Jahres immer wieder gesagt hat, was sich in den knapp zwei Wochen Vorbereitung in Südtirol immer weiter verfestigt hat, das ist seit Montagmittag offiziell: Der 32 Jahre alte Torhüter des FC Bayern München, der am Samstag im Testländerspiel gegen Österreich sein Comeback gefeiert hat, steht im Kader für die Weltmeisterschaft in Russland. Am Sonntag kommender Woche wird Neuer die Nationalmannschaft ins erste WM-Spiel gegen Mexiko führen, auf den Tag genau neun Monate, nachdem er sich zum dritten Mal den linken Mittelfuß gebrochen hat.

Es sind noch ein paar Minuten, bis die Nominierungsfrist des Weltverbandes Fifa abläuft, als Neuer auf dem Podium des Pressezelts in Eppan Platz nimmt. Es ist sein erster öffentlicher Auftritt im Trainingslager, und natürlich wirkt er erleichtert, dass es so ausgegangen ist. Am Samstag hat er zum letztmöglichen Termin die finale Prüfung bestanden. Und das schon vor dem Anpfiff, als es darum ging, ob das Manuel-Neuer-Nominierungsspiel überhaupt würde stattfinden können. „Ich war nicht so entspannt, wie ich gewirkt habe“, erzählt er.

Knapp war es, sehr knapp. Neuer selbst hat während seiner Reha von der Sorge gesprochen, dass es auch um die Fortsetzung seiner Karriere gehe. In Eppan sagt er: „Ich war immer sehr positiv. Ich habe gewusst, dass ich es schaffen kann und schaffen werde.“

Eine Pause schließt Neuer aus

Von Klagenfurt ist Neuer am Samstag nicht mit der Mannschaft zurück nach Eppan geflogen. Er hat sich stattdessen nach München begeben und dort am Sonntag noch einmal eine frische MRT-Aufnahme von seinem Fuß anfertigen lassen. Medizinisch notwendig sei das nicht gewesen, sagt er. Eher sei es um „ein letztes Gefühl der Sicherheit für alle Beteiligten“ gegangen. Nach seiner Ankunft in Eppan ist Neuer dann beim Bundestrainer vorstellig geworden, um mit ihm das lange im Voraus vereinbarte Abschlussgespräch zu führen. Der Torhüter habe ihm bestätigt, „dass er sich zu hundert Prozent fit und in allen Abläufen gut fühlt“, berichtet Löw.

So erwischt es bei den Kaderstreichungen am Montag nicht Manuel Neuer, sondern den Leverkusener Bernd Leno. Als Torhüter mit nach Russland reisen außerdem Marc-André ter Stegen und Kevin Trapp. Von den drei Keepern im deutschen Aufgebot verfügen damit zwei über sehr wenige bis gar keine Spielpraxis. Trapp ist bei Paris St. Germain in der abgelaufenen Saison ganze vier Mal in der League 1 zum Einsatz gekommen, Neuer hat seit seinem ersten Mittelfußbruch im April 2017 in den vergangenen 14 Monaten lediglich drei Pflichtspiele für die Bayern bestritten. Trotzdem erhält Neuer den Vorzug vor ter Stegen, der nicht nur Stammspieler beim FC Barcelona war, sondern mit überzeugenden Leistungen zur souveränen Meisterschaft des Klubs beigetragen hat.

Manuel Neuer glaubt nicht, dass Löw mit seiner Nominierung ein Risiko eingehe. Gesundheitlich sei das Risiko für ihn genauso groß wie bei jedem anderen Spieler auch. Und was das Sportliche angeht: „Grundsätzlich steh‘ ich im Moment sehr gut da“, sagt er, „ich bin mit meiner Leistung aktuell sehr zufrieden.“ Auch Löw bescheinigt Neuer nach seinem Comeback gegen Österreich eine „gute Form“.

Zwei, drei Mal konnte er sich auszeichnen, allerdings landete einer seiner Pässe auch genau im Fuß eines Gegners. Sind das nicht genau die Feinheiten, die einem Torhüter nach so langer Pause abhandengekommen sind? Neuer wird deshalb wohl auch am Freitag gegen Saudi-Arabien wieder im Tor stehen. Dass er in Russland mal eine Pause brauche, schließt er aus. Manuel Neuer will bei der WM „so viele Spiele wie möglich“ bestreiten. Für Marc-André ter Stegen bedeutet das: Auf mehr als einen Einsatz im Spiel um Platz drei darf er erst einmal nicht hoffen.

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