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Terminabsprache für Spiele zur EM-Qualifikation

© dpa

Die DFB-Pressekonferenz: Live-Ticker: Löws Stillleben

In der merkwürdigsten Pressekonferenz der DFB-Geschichte wird erst lange nicht gesprochen und dann viel geschwiegen. Was Löw und Ballack trotzdem gesagt haben, erfahren Sie im Ticker!

13.30 Uhr Die merkwürdigste Pressekonferenz in der Geschichte des DFB ist zuende. Löw outet sich als Kettenraucher, Ballack mit einem Augenzwinkern als Blumenmädchen. Und das alles in einer Atmosphäre irgendwo zwischen subtilem Hass und verletzten Gefühlen. Doch  zumindest im Gesicht des Bundestrainers war Spannung. Sicher ist jedenfalls: Wenn die Mannschaft morgen mit derselben Einstellung wie der Löw heute auf den Platz geht, wird die Allianz Arena in Norbert Siegmann Kampfarena umbenannt. In diesem Sinne: Glück auf!

13.28 Uhr Gerade als alles wieder nett zu sein scheint, eitel Sonnenschein, stellt einer der anwesenden Journalisten die Lutscher-Frage: "Herr Ballack, bedauern Sie es, dass Torsten Frings nicht dabei ist." Aber Ballack reagiert so souverän, wie man es von einem Kapitän erwartet, verweist den argentinischen Agent Provocateur in seine Schranken, flüstert dann wieder. In München ist es jetzt stiller als in der Evangelischen Kirche Hannover. Harald Stenger lässt eine Stecknadel fallen und beendet diese Pressekonferenz.

13.25 Uhr In der hinteren Reihe wird ein neues Thema angschnitten. Der Jugendwahn im DFB. Ballack äußert sich altersmilde: "Die Jungs haben es verdient dabei zu sein." Und so erinnert der DFB in der Glitzerwelt von München für eine Sekunde an ein Dorf irgendwo in der Uckermark, wo die Neulinge noch vom Dorfältesten persönlich begrüßt werden.

13.23 Uhr Michael Ballack, der Cowboys nur aus Karl-May-Büchern kennt, kann mit dem Begriff Gauchos nichts anfangen, versteht immer nur Kautschuk. Aber egal: Bitterfeld oder Buenos Aires. Hauptsache Mitteldeutschland.

13.21 Uhr Ballack redet weiter den Gegner stark, die Ehrfurcht vor der Legende Maradona, diesem wahnwitzig genialen Irrwisch und heute übergewichtigen Genussmenschen, hat sich auf seine Stimme gelegt. Ballack flüstert. Wenn er morgen so spielt, wie er jetzt spricht, kriecht er nur über den Platz.

13.20 Uhr Was passiert eigentlich, wenn die Wade der Nation auf die Hand Gottes trifft. Der DFB schaltet live zu Dr. Müller-Wohlfarth, der aber darauf verweist, dass er kein Chiropraktiker ist.

13.18 Uhr Der Kapitän erinnert sich noch einmal an das WM-Viertelfinale von 2006, erleidet dann aber eine plötzliche Lokalamnesie: "Das ist vergessen. Es zählt nur das Spiel morgen." Verteilt danach auch noch Blumen (Veilchen?) an den Gegner: "Die Argentinier gehören zu den besten Mannschaften der Welt und besitzen außerordentliche Qualitäten."

13.15 Uhr Der Bundestrainer will sich nicht äußern. Nicht zu seiner Vertragsverlängerung, nicht zu seinen Personalentscheidungen und auch nicht zu Amarell und schon gar nicht zur Vorrratsdatenspeicherung. Gibt ab an Michael Ballack, der mit einem gut sichtbaren Veilchen hinter dem Pult kauert wie der Tränensack der Nation.

13.12 Uhr Joachim Löw ist auch wieder da, gibt jetzt eine Zugabe irgendwo zwischen Magath auf Sky und Kinski in einer 70er Jahre Talkshow im Dritten. Fürchterlich surreal. Werner Herzog klatscht sich vor dem Fernseher vergnügt auf die Schenkel.

13.10 Uhr Ein ntv-Praktikant hat sich mit einer Handy-Cam in die PK geschlichen. Es kann also weiter gehen.

13.05 Uhr In München läuft die Pressekonferenz unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiter. Der Tagesspiegel wird sich jetzt aber für Sie in die Zentralrechner des DFB hacken, um weiter berichten zu können.

13.02 Uhr Noch einmal schaltet sich Harald Stenger ein, der heute hier moderiert, als wollte er sich als siebte Gastmoderatorin bei "3nach9" bewerben. Doch bevor Giovanni Di Lorenzo anrufen kann, gehen in München die Lichter aus. "Das war die Pressekonferenz aus München", zwitschert die ntv-Empfangsdame vor dem Teleprompter. Diese Epiphanie lässt den Zuschauer ratlos zurück. Erst musste man länger warten als an der Tür des P1 und dann kam der Bundestrainer für einen Kurzauftritt auf die Bühne, der mehr an den Monolog von Klaus Augenthaler als an eine ernsthafte Pressekonferenz vor einem Länderspiel erinnert hat. Aber sicher ist: Wenn das die Generalprobe war, muss das Spiel morgen großartig werden.

13.00 Uhr Die Stimmung nähert sich dem Gefrierpunkt, Löw holt seinen Schal raus, stopft sich eine Pfeife. Die anwesenden Journalisten rudern sofort zurück, ergehen sich jetzt in harmlosen Positionsdiskussionen. Schweinsteiger auf der Sechs, wer spielt dann rechts. Das alles ist so spannend wie der politische Aschermittwoch mit Horst Seehofer. Und in etwa auch so humorvoll.

12.57 Uhr "Was meinen Sie mit Großbaustelle", fragt Löw. Wäre er eine Comicfigur, würden über seinem Kopf jetzt gleichzeitig Gewitterwolken und Fragezeichen aufpoppen. Harald Stenger versucht die Spannung aus der Situation zu nehmen, indem er einen Dolmetscher zwischen den Bundestrainer und die Journalisten schalten will. Das kommt in etwa so gut an, wie derzeit Migrantenwitze von Thilo Sarrazin.

12.55 Uhr Ist die Nationalmannschaft eine einzige Großbaustelle? Löw zuckt mit den Schultern, sieht aus wie ein ratloser Dichter aus dem Fin de Siecle. Transzendentale Obdachlosigkeit in München.

12.50 Uhr Und jetzt doch. Harald Stenger eröffnet dieses Kammerspiel mit dem ersten Kalauer. Es geht natürlich um die Rauchzeichen Maradonas. Jogi Löw unterstützt das Ganze mit einem gespielten Witz der obersten Hallervorden-Kategorie: Der Bundestrainer hat eine Zigarre mitgebracht, die er immer wieder in die Kamera hält. Im Saal: Gelächter wie an einem Abo-Kabarettabend in den Wühlmäusen. Und weil er schon dabei ist und längst auf Büttentemperatur vorgeglüht hat,  bewirbt sich Löw auch gleich noch um den Posten als Nationaltrainer Argentiniens: "Das würde doch passen. Nach Menotti als Kettenraucher. Und Maradona raucht sogar auf dem Platz." Schon jetzt löst sich diese Veranstaltung in Rauch auf.

12.45 Uhr Die letzte Live-Übertragung, die mit so viel Verspätung begonnen hat, war Das Aktuelle Sportstudio mit Günter Jauch Anfang der 90er nach einer Wetten dass...? Sendung mit Thomas Gottschalk.

12:40 Uhr In München ist immer noch Testbildstimmung. Im Off summt Harald Stenger die Tetris-Melodie.

12.35 Uhr Im Süden nichts Neues. ntv verzichtet auf Konserven, gibt dafür seinen Moderatoren die Chance, sich nachhaltig für den Grimme-Preis zu empfehlen. Es könnten also Sätze fallen wie: "Der erste Stuhl wackelt schon" oder "Ballack ohne Präsenz in München." Doch die beiden Fingerpuppen flirten lieber pubertär und erinnern so mehr an die unsägliche Kombination aus Sonja Zietlow und Dirk Bach als an das Dynamische Duo Reif-Jauch.

12.32 Uhr Entwarnung. Der DFB versucht die Zeit des Umbaus in München mit Konserven zu überbrücken, zeigt Bierhoff und Niersbach von heute Morgen, dann auch noch Bierhoffs Golden Goal in einer Installation von Douglas Gordon. 24 Hour Berti.

12.30 Uhr Jetzt geht es in München doch los. Aber gleich der erste Schock: Statt Ballack und Löw nur Bierhoff und Niersbach. Das ist, als würde man im Kino sitzen und sich auf einen Film mit Philip Seymour Hoffmann freuen, bekommt dann aber nur ein Endzeitepos mit Postman Kevin Kostner. Der DFB tanzt mit dem Wolf.

12.25 Uhr Noch fünf Minuten. In München wird extra für Michael Ballack noch ein Stuhl aus einem größeren Stuhl geschnitzt. Das kann dauern. Zeit genug also für wilde Spekulationen: Hat sich Gelegenheitsraucher Joachim Löw eine Beruhigungszigarre von Diego Maradona erschnorrt und wird Michael Ballack, der ewige Zweite, erst nach dem Bundestrainer zu Wort kommen? Die Antworten kennt wie immer nur Harald Stenger, aber der ist noch nicht da, der schnitzt noch. Mit einem Löffel.

12.21 Uhr Zur Entspannung zeigt der Nachrichtensender jetzt erst die Börse und dann ein paar Bilder aus Griechenland, die beweisen: Von der Euphorie nach der Europameisterschaft 2004 ist nicht mehr viel übrig. Wann wird Otto Rehhagel griechischer Finanzminister?

12.20 Uhr Auf ntv wird das aufkommende Fußballfieber im Blitzlichtgewitter einer Autoshow erstickt. Statt Löw und Ballack glänzt ein Nadelstreifen-Moderator in die Kamera, der so aussieht, als müsste er heute Abend noch als Tim Wiese-Double in einer Großraumdisco in Delmenhorst den Wet-T-Shirt-Contest anmoderieren. Und: Brüssel genehmigt den Anbau umstrittener Gen-Kartoffel. Schlimmer kann es kaum werden. Hoffen auf Harald.

12.15 Uhr Willkommen zur DFB-Pressekonferenz live aus München.

Morgen treffen sich die deutsche Nationalmannschaft und Argentinien hier in der Allianz Arena zum simulierten WM-Finale. Wir erwarten großes Fußballtheater im größten Schlauchboot der Welt. Mit Diego Maradona als alternder Marlon Brando. Oder umgekehrt.

Der DFB hat deshalb schon heute zum Prolog geladen. In den Sprechrollen: Der Bundestrainer Joachim Löw und sein Kapitän Michael „Ahab“ Ballack, die uns verraten werden, wie sie den weißen Wal aus Buenos Aires erlegen wollen. Als Statist an der Harpune: Wie immer Harald Stenger.

In wenigen Minuten wird hier der Vorhang aufgehen.

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