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Sport: Die dritte Chance

Karsten Heine hat schon zweimal Herthas erste Mannschaft betreut

Berlin - Karsten Heine ist 1,76 Meter groß, auf dem Podium aber wirkt er größer. Der 52-Jährige streckt den Kopf in die Höhe, wenn ihm eine Frage gestellt wird, er will jedem seiner Gesprächspartner direkt in die Augen sehen. Das kommt gut an. Nach zwei Minuten wird zum ersten Mal gelacht an diesem Dienstagmittag – dabei hatte Heine gar keinen Witz gemacht. „Er ist ein Kumpeltyp“, sagt Mittelfeldspieler Ashkan Dejagah, der Heine aus der Regionalliga-Mannschaft kennt. „Aber Heine kann auch ganz anders sein.“

Dejagah hat exakt das Bild von seinem Trainer, das Heine von sich vermitteln möchte. Unverkrampft, aber konzentriert. Freundlich, aber bestimmt. Wie er sich selbst beschreibt? „Ich bin vielleicht etwas reifer geworden, aber das mögen andere beurteilen.“ Als Heine sich schließlich als Fußballer beschreiben soll, beginnt er zu schwärmen. Er sei „ein Guter“ gewesen. „Zuerst habe ich als Rechtsaußen gespielt, später bin ich dann ins Mittelfeld gerückt – das ist ja üblich, wenn man älter wird“, sagt Heine. Für den 1. FC Union und Stahl Brandenburg hat er gespielt, er wurde insgesamt 286 Mal in der DDR-Oberliga eingesetzt. Fußball, das ist Heines Gebiet. Drei, vier Jahre habe er mal etwas anderes gemacht und eine neue Perspektive entwickelt, erzählt Karsten Heine. Etwas anderes als Fußball? Nicht wirklich. „Ich habe für den Spielerberater Jörg Neubauer im Jugendbereich gescoutet. Da sieht man wesentlich mehr Spiele als gewöhnlich“, sagt Heine.

Allein auf Fußball ist Heine nicht zu reduzieren. Lesen führt er als sein Hobby an. Die Regionalliga-Mannschaft hat ihm kürzlich eine Romanreihe von Horst Bosetzky geschenkt. Wenn Heine Zeit hat, dann liest er. Im Moment ist er bei dem Buch „mit der Kartoffel im Titel“.

Nicht viele hatten Heine als neuen Cheftrainer erwartet. Die ruhige Arbeit mit dem Regionalliga-Team schien wie gemacht für den gemütlichen Mann. Er mochte diesen Job, drei Jahre blieb er dabei. Jochem Ziegert übernimmt das zweite Team vorerst. Für Heine war immer klar, dass er bei einem Angebot aus der Bundesliga aus seinem Vertrag aussteigen würde. Eine entsprechende Klausel ließ er sich in den Vertrag schreiben.

Heine weiß schließlich, wie es ist, Herthas Bundesligateam zu trainieren. Im Juni 1991 brachte er als vierter Trainer der laufenden Saison eine Spielzeit zu Ende. Damals war der Abstieg nicht zu verhindern. In der Zweiten Liga bekam er bei Hertha im März 1994 noch eine Chance, Ende 1995 löste Jürgen Röber ihn dann als Cheftrainer ab. Röber stieg auf und führte Hertha in die Champions League.

Für diese Spielzeit ist Heine optimistisch. Ein Großteil der Mannschaft hat bereits unter ihm in der Regionalliga gespielt. Daran sollte das Team allerdings nicht anknüpfen: Hertha II kann den Abstieg als Tabellensiebzehnter kaum mehr verhindern.

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