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Lange Gesichter. Die Eisbären um Trainer Uwe Krupp (links hinten) und Co-Trainer Mark Mahon (rechts) beim Spiel gegen die Freezers.

© Imago/Eibner

Die Eisbären im Tief: Zu wenig Tore, aber viel Moral?

Die Bilanz wird unschöner, die Eisbären sehen sich nach ihren Heimniederlagen gegen Nürnberg und Hamburg aber nur im Zwischentief.

Uwe Krupp hat ja in ein paar Jahrzehnten Profi-Eishockey schon viel gelernt, auch im Umgang mit der Öffentlichkeit. Das Adenauersche Prinzip, weiß der Trainer, bringt im Sportgeschäft nichts. Also stört sich Krupp auch nicht an alten zurückliegenden eigenen Aussagen, er nimmt sie vielmehr als Vorlage. Da hatte der Trainer der Eisbären das zurückliegende Wochenende als „Standortbestimmung“ für seine Mannschaft eingeordnet und dann verloren die Berliner gleich zwei Mal daheim, am Freitag 2:6 gegen Nürnberg, am Sonntag 2:3 gegen Hamburg nach Penaltyschießen. Und nun? „Nun“, sagte Krupp, „stehen wir zurecht in der Tabelle da, wo wir stehen. Das ist dann auch gerechtfertigt.“ Auf Platz fünf der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) also, nach 20 Spielen gar nicht mal so schlecht. Wenn da nicht die Tendenz nach unten ginge, die jüngsten fünf Spieltage waren die Eisbären nämlich mit nur vier Punkten das schwächste Team der Liga.

Es gibt viele Gründe für diese größer gewordene Schwächephase von Krupps Mannschaft. Besser ist sie in den vergangenen Wochen nicht geworden, nach den Verletzungen von Frank Hördler und André Rankel ist ein Substanzverlust zu spüren. Die richtige Maßnahme angesichts der Torflaute im Sturm und der Bullyschwäche einen neuen Center zu verpflichten war richtig, nur ist Mark Olver der richtige Mann? Bis auf ein paar deftige Checks, viele Strafminuten und markige Sprüche hat der Kanadier bisher noch nicht so viel gezeigt bei den Eisbären. Böse gesagt: Olver konnte in seinen ersten fünf DEL-Spielen noch nicht beweisen, dass er die Berliner ernsthaft verstärken kann. Dazu kommt noch eine gewisse Formschwäche bei einigen Angreifern (Petr Pohl, Julian Talbot), eine überforderte und daher selten eingesetzte vierte Sturmreihe mit Stürmer, die noch kein Tor erzielt haben (Shuhei Kuji, Laurin Braun). Was gut ist, ist die Defensive. Da allerdings machte sich gegen Hamburg der Ausfall von Bruno Gervais („Oberkörperverletzung“ - wie es so schön heißt für die Öffentlichkeit) bemerkbar. Der Kanadier ist sicher eine Bereicherung für die Berliner, mit Micki DuPont ist er im Übrigen auch ganz vorn in der teaminternen Scorerwertung.

Im Angriff hapert es bei den Berlinern - aber ganz gewaltig

In dieser Statistik lässt sich auch ablesen, auf wen derzeit in der Offensive Verlass ist: Auf Darin Olver und Marcel Noebels, vielleicht noch auf Barry Tallackson. Wobei der US-Amerikaner auch schon mehr überzeugt hat bei den Eisbären als jetzt. Die Misere mit den Toren – für Krupp das substanzielle Problem. „Wir müssen erst mal beginnen bei der Anzahl der Schüsse aufs Tor“, sagt er. Schon da läge seine Mannschaft im unteren Mittelfeld der Liga. Sie sei „zu verspielt“ und „zu wenig gradlinig“. Das stünde schon seit Tagen im Fokus. „Denn wenn Du nur zwei Tore schießt, kannst du kaum gewinnen.“

Die Probleme hat Krupp - "die Moral in der Mannschaft stimmt" - natürlich allesamt erkannt, nur mit der Lösung ist das so eine Sache: Ob sie mit dem Stammpersonal so zu schaffen ist, dass die Eisbären sich direkt für die Play-offs qualifizieren? Das erscheint schwer, wieder einmal. Mannschaften wie die Großverdiener aus Mannheim, Nürnberg mit den geschätzt 5000 NHL-Spielen im Kader oder das halbschwedische Team aus Köln sind für die Eisbären eher zu stark. Dahinter werden sie sich dann wohl mit Teams wie München, Hamburg, Düsseldorf oder auch dem Überraschungsteam aus Iserlohn um die Plätze vier bis sechs streiten.

Dessen sind sie sich bei den Eisbären auch sehr wohl bewusst. Constantin Braun, derzeit Kapitän für den verletzten André Rankel, sagt aber, man solle ruhig bleiben. „Wenn wir drei in Folge gewinnen, sind wir auf dem Weg zum Meistertitel. Wenn wir zwei verlieren, sind wir im Abwärtstrend.“ Alles noch nicht so schlimm also. Und das Schöne, sagt Braun, sei, dass es nächste Wochenende schon weitergehe.  Mit Spielen beim ERC Ingolstadt und bei den Schwenninger Wild Wings und die Eisbären sind, nachdem sie ihre Heimstärke offensichtlich erst einmal verloren haben, auch auswärts mehr gefordert. Da haben sie in zehn Spielen von möglichen 30 Punkten elf geholt – eine Bilanz, die sich noch verbessern ließe.

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