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Sport: Die Elegante

Claudia Pechstein gewinnt nicht nur Titel, sondern Souveränität

Einmal hat Claudia Pechstein im vergangenen Jahr ihre schwarzrot-goldene Perücke aufgesetzt. Da war sie gerade in Berlin Weltmeisterin über 5000 Meter geworden. Es war eine nette Verkleidung für das Publikum, dem sich die 31 Jahre alte Berlinerin verbunden fühlt. Aber im Grunde hätte sie sich diese Geste sparen können. Die Perücke war nämlich eine Empfehlung aus ihrem Management nach ihrem großen Erfolg bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City. Sie sollte ein Markenzeichen werden, doch das wird sie bestimmt nie. Claudia Pechstein braucht keine Verkleidung, sie hat andere unübersehbare Markenzeichen.

Da wäre zum einen ihr eleganter Stil. Keine gleitet so schön übers Eis wie sie, vielleicht, weil sie früher Eiskunstläuferin war. Diese Eleganz behält sie bis zum Schluss bei, wenn andere längst wild mit den Armen rudern. Zum anderen fällt ihre Konstanz auf. Den Weltcup über 3000/5000 Meter hat sie in der vorigen Saison gewonnen. Deshalb ist für sie die vergangene Saison die erfolgreichste nicht-olympische. Da stört es wenig, dass zwei große Titel von anderen gewonnen wurden: Anni Friesinger wurde Weltmeisterin über 3000 Meter und Cindy Klassen Weltmeisterin im Mehrkampf.

Es war wohl für sie auch deshalb ein gutes Jahr, weil es keinen verbalen Schlagabtausch mehr mit Anni Friesinger gab. Die Souveränität, die Claudia Pechstein dabei gewonnen hat, ist vielleicht fast so wertvoll wie ein Titel. Claudia Pechstein kann anderen den Erfolg immer mehr gönnen und ihren eigenen immer mehr genießen. Eine Perücke braucht sie dafür nicht. teu

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