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Sport: Die endlose Serie

Tennisprofi Roger Federer gewinnt zum 35. Mal in Folge auf Rasen und steht im Finale von Wimbledon

Als Lleyton Hewitt gestern Mittag den Centre Court in Wimbledon betrat, blickte er in den Himmel. Dort trieb der Wind dunkle Regenwolken über die Tennisanlage. Es schien so, als erbitte der Australier bereits vor dem ersten Ballwechsel Hilfe von oben. Sei es vom unberechenbaren Londoner Regen, der sein Match hätte unterbrechen können. Oder gleich vom lieben Gott. Denn neben ihm schritt Roger Federer auf den Platz.

Der Schweizer Tennisprofi dominiert seit zwei Jahren die Tennisszene wie zuletzt Pete Sampras in den Neunzigerjahren. Nur auf Sand ist ihm noch kein Grand-Slam-Erfolg gelungen. Auf Gras aber ist die Nummer eins der Weltrangliste seit drei Jahren unbezwungen. Daran änderte auch das gestrige Halbfinale nichts. Federer siegte in einem hochklassigen Match 6:3, 6:4, 7:6 und ließ Lleyton Hewitt nur im letzten Satz eine kleine Chance auf einen Satzgewinn. „Das Ergebnis sieht glatt aus, aber am Ende musste ich doch hart kämpfen“, sagte Federer, „ich bin erleichtert, es wieder ins Finale geschafft zu haben.“

Dabei ist Hewitt nicht irgendein Tennisspieler, er ist die Nummer zwei der Weltrangliste. Doch zwischen Federer und dem Rest der Welt tut sich eine immer größere Lücke auf. Seit 35 Matches ist er auf Gras ungeschlagen. „Ich hoffe, dass diese Serie nicht gerade im Endspiel gebrochen wird“, sagte Federer.

Er steht in Wimbledon bereits zum dritten Mal in Folge im Finale (Sonntag, 15 Uhr, live im DSF). 2003 und 2004 hat er das Turnier gewonnen, überhaupt hat er seine letzten 20 Finals gewonnen. Sein Gegner wird heute ab 13 Uhr im zweiten Halbfinale zwischen dem US-Amerikaner Andy Roddick und dem Schweden Thomas Johansson ermittelt. Das Spiel wurde gestern beim Stand von 6:5 für Roddick im ersten Satz unterbrochen und anschließend wegen des anhaltenden Regens nicht wieder aufgenommen.

Für Lleyton Hewitt wird Federer allmählich zum Trauma. Zum achten Mal in Folge hat er gegen ihn verloren, dabei schien es einmal, als wäre die Rolle des besten Tennisspielers für Hewitt reserviert. 2001 war das, als der Australier ein Jahr lang auf Rang eins der Weltrangliste stand. Dann kam Federer.

Inzwischen wirkt Hewitt auf dem Platz beeindruckt, wenn er gegen den 23-Jährigen antreten muss. Gestern gelang Federer bereits im zweiten Spiel das erste Break, doch Hewitt holte sich das verlorene Aufschlagspiel zurück. Es blieb sein einziges Break. Federer attackierte weiter das Service des Australiers und hatte im siebten Spiel sein zweites Break geschafft. Mit 6:3 gewann er den ersten Satz. Längst hatte er das Match unter Kontrolle. Im fünften Spiel des zweiten Satzes schaffte er erneut ein Break und gewann auch den zweiten Satz. Erst danach fand Hewitt besser ins Spiel.

Kurioserweise gelang ihm das, nachdem Federer den spektakulärsten Ball des gesamten Matches gespielt hatte. Mit der Vorhand hatte er Hewitt nach einem Smash aus vollem Lauf am Netz beim Stand von 2:2 passiert. Danach aber gelangen dem unermüdlichen Hewitt sechs Punkte in Folge, er hatte sogar die Chance, Federer den Aufschlag abzunehmen. Doch der 24-Jährige blieb glücklos. Der Schiedsrichter verbesserte einen Linienrichter, der einen Ball von Federer im Aus gesehen hatte. Ernüchtert ging Hewitt in die Hocke. Im Tiebreak des dritten Satzes ermöglichte er mit einem Rückhandschlag ins Netz das erste Minibreak – und fügte dann auch noch einen Doppelfehler zum 1:4 hinzu. Wenig später konnte Roger Federer feiern.

Nicolas Kiefer dürfte das Match mit Interesse verfolgt haben. Seine Leistung in Runde drei ist durch Federers jüngsten Erfolg noch aufgewertet worden. Kiefer bleibt der einzige Spieler, der gegen Roger Federer in Wimbledon in diesem Jahr einen Satz gewonnen hat. Mehr ist offenbar gegenwärtig auch nicht möglich.

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