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Sport: Die Entdeckung der Langsamkeit

Benedikt Voigt wundert sich über Michael Schumacher Irgendwie muss das zweite Duell zwischen Kandidat und Kanzler den Fernsehzuschauer Michael Schumacher nachhaltig verändert haben. Nach dem Betrachten der Fernsehbilder kündigte der Formel-1-Pilot an, zum ersten Mal in seinem 33 Jahre andauernden Leben zur Wahl gehen zu wollen.

Benedikt Voigt wundert sich

über Michael Schumacher

Irgendwie muss das zweite Duell zwischen Kandidat und Kanzler den Fernsehzuschauer Michael Schumacher nachhaltig verändert haben. Nach dem Betrachten der Fernsehbilder kündigte der Formel-1-Pilot an, zum ersten Mal in seinem 33 Jahre andauernden Leben zur Wahl gehen zu wollen. „Ich habe erkannt, dass ich mich nicht länger meiner Stimme enthalten darf“, sagte der Formel-1-Pilot. Drei Wochen später beim Grand Prix in Indianapolis war immer noch nicht der alte Michael Schumacher zu sehen, der in dieser Saison vorzeitig zum fünften Mal Weltmeister wurde. Plötzlich bremst der Rennfahrer vor der Ziellinie und will nicht mehr gewinnen. Schumacher rätselt über sich selbst. „Es ist einfach passiert.“

Womöglich ist er nach dem Fernsehduell in einen neuen Lebensabschnitt eingetreten. Wenn er nun vor Zielflaggen bremst, verhält er sich großzügig, arrogant und dumm zugleich. Großzügig, weil er dem Teamkollegen Rubens Barrichello zum Sieg verhilft und sich für die unfreiwillige Unterstützung des Teamkollegen beim Grand Prix in Spielberg bedankt. Arrogant, weil er einen Gegner zum Sieger von Schumachers Gnaden macht. Nun spielt er mit dem Sport, der ihn groß gemacht hat. Er leistet sich sogar den größten Luxus, den es in der Formel 1 gibt: das Bremsen. Wenn der Beste im Geschäft mit der Schnelligkeit plötzlich die Langsamkeit entdeckt, mag das vielleicht für Michael Schumacher einen Erkenntnisgewinn bringen. Doch eigentlich ist es nur dumm, denn sein Stehversuch bedeutet für seine Sportart eine Katastrophe.

Es zeigt, dass Michael Schumacher die Diskussion um die Langeweile in der Formel 1 nicht verstanden hat. Die Dominanz der beiden Ferrari-Fahrer ist schon schlimm genug. Schlimmer ist, wenn der eine nicht gewinnen darf, wie es Rubens Barrichello in Spielberg passierte. Am Schlimmsten aber ist es, wenn der andere überhaupt nicht mehr gewinnen will. Immerhin geht es im Sport, darauf hat man sich vor einiger Zeit geeinigt, um Siege und um Niederlagen. Es soll Menschen geben, die sagen, dass die Formel 1 gar kein Sport ist. Nach dem Rennen vom Sonntag fällt einem kein Gegenargument mehr ein.

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