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Schalker Symbol. 2006 absolvierte Manuel Neuer im Alter von 20 Jahren sein erstes Bundesligaspiel für Schalke (Foto). In Aachen blieb er damals ohne Gegentor – Manuel Neuers Mannschaft gewann 1:0. Foto: dpa

© dpa

Sport: Die Entscheidung trifft der Profi

Neuer gibt seinen Abschied von Schalke bekannt – nun wird mit Bayern um die Ablösesumme gefeilscht

Als alles beendet war, war es Manuel Neuer an seinen Augen anzusehen, dass er gerade eine schwerwiegende Entscheidung verkündet hatte. Der 25-Jährige hatte mehrfach mit den Tränen gerungen und seine Augen waren rot unterlaufen. Neuer musste seine Sätze mehrfach vorzeitig beenden, als er verkündete, was seit Monaten heftige Diskussionen auslöst. Der Torhüter des FC Schalke 04 wird den Verein verlassen, für den er 20 Jahre aktiv war und in dem er vom zunächst verkannten Jugendspieler bis zum Nationaltorhüter aufgestiegen ist. Er werde seinen 2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, teilte Neuer mit. „Das ist mir weiß Gott sehr schwer gefallen. Aber ich habe alle wichtigen Leute darüber informiert. Auch aus der Fanszene“, sagt Neuer.

Den Termin des Wechsels und auch den Namen seines neuen Arbeitgebers ließ er offen, auch wenn es ein offenes Geheimnis ist, dass der FC Bayern den gebürtigen Gelsenkirchener zur neuen Saison verpflichten möchte. „Wo ein Wille ist, da ist ein Weg“, sagte Bayerns Präsident Uli Hoeneß dem ZDF. „Ich denke, dass wir gewillt sind, das zu realisieren – und wenn die Schalker nächstes Jahr keine Ablöse bekommen, werden sie sich schon so bewegen, dass man sich einigen kann.“ Im Raum steht eine Ablöse von 18 bis 20 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach soll Neuer einen Vierjahresvertrag erhalten.

„Seitdem ich hier bin, gibt es kein anderes offizielles Angebot als das des FC Bayern. Ich habe bereits Kontakt mit Karl- Heinz Rummenigge gehabt“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt und beantwortete damit die Frage nach Neuers neuem Verein. „Wir sind aber im Moment nicht dazu bereit, Gespräche zu führen, weil wir viele sportlich wichtige Termine haben. Wir werden uns zu gegebener Zeit darum kümmern.“ Denn noch haben die Schalker mit dem Halbfinale der Champions League und dem DFB-Pokalfinale „historische Spiele“ vor sich.

Der schleunige Abgang des Kapitäns ist trotzdem programmiert. Und Neuer dürfte eine Lücke im Team, aber auch in der Schalker Seele hinterlassen, die bisher ungekannte Ausmaße annehmen und selbst den Wechsel Olaf Thons nach München deutlich überstrahlen wird. Neuer ist gleichzeitig Integrationsfigur, Leistungsträger, Liebling und Fan seines Klubs. „Ich möchte eine Veränderung haben, möchte mich weiterentwickeln und den nächsten großen Schritt machen“, sagte er und kämpfte erneut mit den Tränen. „Ich möchte immer auf höchstem Niveau spielen, und das ist die Champions League. Von einem Angebot von Manchester United weiß ich nichts.“

In Expertenkreisen dürfte er kaum Kritik für seinen Wechsel ernten. Der gestrige Tag deutete aber bereits an, was den jungen Mann im traditionell hoch emotionalisierten FC Schalke noch erwarten dürfte. Zwar war die Stimmung gestern unter den rund 1000 Besuchern bei der Trainingseinheit der Schalker Profis überwiegend positiv gegenüber dem Torhüter. Doch im Internet musste er sich bereits mit Beschimpfungen wie „Söldner“ oder „Verräter“ auseinandersetzen. „Vielleicht könnte ich die Entscheidung als Fan auch nicht verstehen, aber ich bin Fußballprofi und muss das etwas anders sehen“, sagte Neuer. Als Mitglied der „Buerschenschaft“, einer Fangemeinschaft aus dem Stadtteil Buer, in dem Manuel Neuer groß geworden ist und zu der er sich seit Jugendtagen zählt, pflegt er bis heute enge Kontakte. Deshalb hat er die wichtigsten Fanvertreter über seine Entscheidung bereits im Vorfeld informiert.

Ebenso spannend dürfte er auf die Reaktion der Anhänger in München warten, die im DFB-Pokal-Halbfinale im März mit „Koan Neuer“-Plakaten gegen den Wechsel des Schalkers protestiert haben. „Es ist schwerer, wenn man von der eigenen Familie ausgepfiffen wird als von Noch- Fremden“, sagte Neuer. Seinen Herzensklub will er jedenfalls nicht verleugnen. „Ich hoffe, dass ich meinen Mitgliedsausweis nicht abgeben muss“, sagte er.

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