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Sport: Die Exportweltmeister

Bei der Basketball-EM sind viele NBA-Profis im Einsatz – leicht haben sie es nicht

Auch für Andrej Kirilenko war das Hotel Srbija eine negative Überraschung. „Das ist nicht das, was wir aus der NBA gewohnt sind“, sagte der russische Basketball-Star, der in der amerikanischen Profiliga für die Utah Jazz spielt. Mit diesem Klub reist er in einer privaten Boeing von Spiel zu Spiel und steigt nur in den luxuriösesten Hotels ab. Als solches aber konnte man das Hotel Srbija in Vrsac an der serbisch-rumänischen Grenze nicht bezeichnen. Dort sind die Räume beengt und die Betten bereits für normal gewachsene Menschen zu kurz. Einen 2,07 Meter großen Basketballer wie Kirilenko stellen sie vor das Problem, die Beine nicht mehr unterbringen zu können. „Aber ich will mich nicht beschweren“, sagte der Russe, „wir sind hier, um Basketball zu spielen.“

Andrej Kirilenko ist nicht der einzige NBA-Spieler, der sich gegenwärtig bei der EM an andere Bedingungen gewöhnen muss. Die 16 Nationalteams bieten insgesamt 22 Profis aus der besten Basketballiga der Welt auf, so viele wie nie zuvor bei einer EM. Darunter sind drei Spieler, die auch in den USA zu den wichtigsten Leistungsträgern ihrer Teams zählen: Der Deutsche Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks), der Franzose Tony Parker (San Antonio Spurs) und eben Kirilenko. Der EM-Gastgeber tritt gar mit fünf Profis an, die in den USA ihr Geld verdienen. „Das ist Wahnsinn“, sagt der deutsche Kotrainer und ehemalige NBA-Spieler Christian Welp, „Serbien-Montenegro könnte mit diesem Team auch in der NBA spielen.“

Längst hat der europäische Basketball den Anschluss an das amerikanische Niveau geschafft. Dafür gibt es für Holger Geschwindner vor allem einen Grund. „Die Europäer haben den physischen Vorsprung der Amerikaner wettgemacht“, sagt Dirk Nowitzkis privater Trainer und Mentor. Längst wird auch in Europa professioneller gearbeitet. Inzwischen hätten die Europäer den Amerikanern sogar etwas voraus: „Hier ist die Grundausbildung besser, die Amis haben sich jahrelang nur auf ihre bessere Physis verlassen.“ Inzwischen aber sichern sich die US-Amerikaner sogar schon die Rechte an europäischen Spielern. „Die Amerikaner übertreiben es im Moment“, sagt Christian Welp, „aber kein NBA-Klub will den nächsten Nowitzki verpassen.“

Die europäischen NBA-Spieler müssen sich in ihrer Heimat nicht nur an kleinere Hotelbetten sondern auch wieder an die unterschiedlichen Regeln des Basketball-Weltverbandes Fiba gewöhnen. „Hier ist das Spielfeld viel kleiner und es gibt diese Hausfrauendreier“, sagt Geschwindner. Der 59-Jährige meint damit, dass die Dreipunktelinie in Europa einen Meter näher an Korb ist. Das macht es für die NBA-Spieler bei der EM schwieriger als in den USA zum Korb zu ziehen. Weil die Räume enger sind. Geschwindner glaubt, dass sich die unterschiedlichen Regeln angleichen werden. „Basketball rückt weltweit näher zusammen“, sagt der ehemalige deutsche Nationalspieler. Der Russe Andrej Kirilenko bekam das im Hotel Srbija sogar körperlich zu spüren.

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