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Sport: Die Fifa wird 100 – England feiert nicht mit

Was werden wohl die Briten mitbringen als Geburtstagsgeschenk? Und was werden sie der Fifa auf ihre Geburtstagskarte schreiben, weil sie doch an diesem Freitag in Paris den 100.

Was werden wohl die Briten mitbringen als Geburtstagsgeschenk? Und was werden sie der Fifa auf ihre Geburtstagskarte schreiben, weil sie doch an diesem Freitag in Paris den 100. Jahrestag ihrer Gründung feiert? Auf jeden Fall werden die Briten dem Fußball-Weltverband und ihrem Präsidenten Joseph Blatter die Anerkennung verweigern, alleinige Erbfolger des internationalen Fußballs zu sein. „Die Fifa steht nicht für den Weltfußball, sondern in erster Linie für die Weltmeisterschaft“, sagt Alan Tomlinson, Fifa-Experte und Professor für Sportwissenschaft in Brighton.

Es gibt im Grunde auch zwei Geschichten des internationalen Fußballs. Die der Fifa und die des britischen Fußballs. Als die Fifa gegründet wurde, war der britische Fußball in seinem Sinne längst international. 1872 hatte in Glasgow das erste Länderspiel der Welt stattgefunden: Schottland gegen England 0:0. Und 1886 hatten die Briten ihren eigenen nationenübergreifenden Verband gegründet, das International Board: England, Schottland, Irland und Wales waren die Mitglieder. Bis heute ist das International Board Hüter der Fußballregeln. Die vier britischen Verbände haben jeweils eine Stimme, die Fifa hat vier. Bei den Grundgesetzen des Fußballs ist die Fifa also auf das Vereinigte Königreich angewiesen. Und noch immer genießen die Briten das Privileg, mit vier Nationalmannschaften an internationalen Turnieren teilnehmen zu dürfen, mit der englischen, walisischen, schottischen und nordirischen.

Die Briten als Erfinder des Fußballs sahen es aus Hochmut gar nicht ein, 1904 beim Weltverband mitzumachen. So wurde die Fifa zwar mit den Regeln der Briten gegründet, aber ohne die Briten selbst. Erst 1905 traten die Engländer bei, Schotten, Waliser und Iren folgten. Als die englische Nationalmannschaft 1950 zum ersten Mal an einer WM teilnahm, scheiterte sie schon in der Vorrunde, weil sie unter anderem gegen die USA 0:1 verlor – eine Blamage. Wahrscheinlich ging es dem englischen Fußball nie wieder so gut wie 1966 beim Gewinn der WM im eigenen Land. Auch der damalige Präsident der Fifa, Sir Stanley Rous, war Engländer.

Inzwischen ist das Verhältnis jedoch wieder unterkühlt. Die Engländer leiden noch darunter, bei der Bewerbung um die WM 2006 im zweiten Wahlgang mit nur zwei Stimmen gescheitert zu sein. „Die Engländer haben in der Fifa nur noch marginalen Einfluss“, sagt Tomlinson. Mehr als eine höfliche Gratulation der Briten wird die Fifa heute nicht erwarten können.

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