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Torjäger in der Krise. Union in dieser entscheidenden Saisonphase die beste Version von Damir Kreilach.

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Die Formschwäche beim 1. FC Union Berlin: Ob Damir Kreilachs Füße funktionieren, entscheidet sein Kopf

Damir Kreilach ist nach zwei Eigentoren zum Gesicht der Krise bei Union geworden. Der Zweitligist braucht den Kroaten schleunigst wieder in Bestform.

Gleich nach dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf bekam Damir Kreilach eine SMS von seiner Frau. Wie immer, ist so ein Ritual des Ehepaars. Zuletzt war der Inhalt der Nachrichten immer häufiger aufmunternder Natur, Kreilach hatte Zuspruch auch dringend nötig. Zwei Eigentore unterliefen dem Mittelfeldspieler des 1. FC Union Berlin innerhalb von acht Tagen und wenn man bedenkt, dass dem 27-Jährigen zuvor laut eigener Erinnerung in seiner ganzen Karriere kein einziges passierte, dann müssen wohl höhere, dunkle Mächte am Werk sein.

Nein, sagt Kreilach, „das ist einfach Pech. In beiden Situationen konnte ich nicht mehr viel machen“. Das stimmt, nur waren die Missgeschicke in beiden Fällen von entscheidender Natur. In Hannover bedeutete das 0:2 den endgültigen K.o. und in Düsseldorf brachte das 1:2 die Gastgeber wieder ins Spiel zurück, sodass sie am Ende noch zum Ausgleich kamen. Alles unglücklich zwar, aber so ist Kreilach zum Gesicht der Krise in Köpenick geworden. Einen von neun möglichen Punkten holten die Berliner in der englischen Woche und liegen weiter auf Platz vier. „Wir sind in einer Phase, in der es nicht so läuft, aber wir liegen weiter nur drei Punkte hinter Stuttgart und haben alles selbst in den Händen. Jetzt müssen wir positiv denken“, sagt Kreilach.

Gerade ihm ist das zu wünschen. Kreilach ist ein Fußballer, dessen begnadete Füße ein Spiel entscheiden können. Ob sie aber funktionieren, entscheidet sein Kopf. Bei ihm macht die Psyche mehr aus als bei anderen.

Das Kapitänsamt war eine Bürde für Kreilach

Vor zwei Jahren ernannte ihn der damalige Trainer Norbert Düwel zum Kapitän. Das machte nur auf den ersten, flüchtigen Blick Sinn. Klar, Kreilach war auch zu dieser Zeit schon eine prägende Figur des Berliner Spiels, aber die Rolle als Wortführer war seine nicht. Dafür ist er von seinem Naturell her ein zu introvertierter, höflicher Typ. Je weniger es sportlich lief, desto mehr machte er sich dafür verantwortlich. Der Gedanke, alles alleine schultern zu müssen, war ständig da.

Als nach Düwel Sascha Lewandowski Trainer wurde, befreite er Kreilach sofort von der Binde, was dieser ihm mit konstant guten Leistungen dankte. „Das Kapitänsamt war eine Bürde für Damir“, sagte Lewandowski im Oktober 2015.

Nun sind es zwei Eigentore, die ihn belasten. Oder war es die Tatsache, dass er in Düsseldorf zum ersten Mal in dieser Saison nicht in der Startformation stand? „Das ist kein Problem. Wir hatten eine anstrengende Woche mit zwei Spielen. Der Trainer hatte es mir vorher erklärt“, sagt Kreilach, der am Montag versuchte, locker zu wirken und dabei nicht locker wirkte. Die Krise ist wieder auch seine Krise. „Natürlich bleibt so ein Spiel wie in Düsseldorf im Kopf“, sagt Kreilach.

Trainer Jens Keller dürfte vor der Entscheidung für andere Spieler nicht entgangen sein, dass sein torgefährlicher Mittelfeldspieler in den vergangenen Wochen nicht mehr so gut drauf ist. Zuletzt traf der Kroate Anfang März gegen St. Pauli ins richtige Tor. Dabei benötigt Union in dieser entscheidenden Phase die beste Version von Kreilach.

Hilfe kommt aus Kroatien. Am kommenden Sonntag, wenn Union daheim gegen Kaiserslautern spielt, hat Kreilach Geburtstag. Teile seiner Familie werden dann im Stadion sein, als moralische Unterstützung. Und natürlich wird seine Frau wieder eine SMS tippen. Im besten Fall wird es eine Glückwunsch-Nachricht zum Sieg sein.

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