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Mario Götze, ein Mann für Italien? Warum nicht?!

© dpa

Die Fragen zum Spiel Deutschland - Italien: Spielt Mario Götze anstelle von Julian Draxler?

Wen und wie lässt Joachim Löw gegen Italien spielen? Etwas überraschend könnte Götze wieder zum Einsatz kommen - sowie die Dreierkette.

Sind Änderungen in der Aufstellung zu erwarten?

Sie sind zumindest möglich, aber nur in Maßen. Das letzte Pflichtspiel beider Mannschaften vor vier Jahren in Warschau endete für die Deutschen auch deshalb so schmerzhaft, weil Bundestrainer Joachim Löw arg heftig hatte rotieren lassen. Insofern ist davon auszugehen, dass er diesmal allenfalls kosmetische Veränderungen vornehmen wird.
Je länger das Turnier dauert, desto intensiver wird über einen Startelfeinsatz von Bastian Schweinsteiger spekuliert; diese Variante ist eher unwahrscheinlich (siehe Text rechts). Realistischer schien, dass Benedikt Höwedes als rechter Außenverteidiger in die Startelf zurückkehrt und Joshua Kimmich verdrängt. Im ZDF-Interview aber verneinte Löw nach mehreren Sekunden Nachdenkens die Frage, ob Höwedes für Kimmich eingesetzt werde. Es wäre die Sicherheitsvariante gewesen, nachdem Löw gegen defensive Gegner wie Nordirland und die Slowakei mehr spielerische Potenz auf dieser Position hatte sehen wollte. Gegen Italien aber ist ein anderes Spiel zu erwarten. Deswegen ist die wahrscheinliche Entscheidung pro Kimmich durchaus mutig. Der erst 21 Jahre alte Kimmich hat noch nie auf vergleichbarem Niveau als Rechtsverteidiger gespielt. Außerdem ist Kimmich mit 1,76 Meter im Vergleich zu Höwedes (1,87 Meter) klein. Gerade bei Standardsituationen wird gegen die Italiener Wucht und Präsenz im Strafraum benötigt werden. Auf beiden Seiten.
Michael Ballack hat zudem vorgeschlagen, Mario Götze wieder für Julian Draxler im linken offensiven Mittelfeld spielen zu lassen. Auch wenn es auf den ersten Blick seltsam erscheinen mag, da Draxler gegen die Slowaken ein überragendes Spiel gemacht hat – ein Vorschlag muss nicht automatisch schlecht sein, nur weil er von Michael Ballack kommt. Mit seinem Gespür für enge Räume, seiner Stärke am Boden könnte Götze tatsächlich eine größere Bedrohung für Italiens Verteidiger Barzagli, Bonucci und Chiellini darstellen als Draxler. Joachim Löw hat sich immer sehr wohlwollend über den Münchner geäußert, der zudem beim letzten Aufeinandertreffen Ende März ein Tor gegen die Italiener erzielt hat.

Wäre eine Dreierkette denkbar?
Mehr als das. Vor drei Monaten, beim 4:1-Sieg gegen die Italiener, sind die Deutschen genau mit einer solchen Dreierkette angetreten. „Es hat zugegebenermaßen gut funktioniert“, sagt Mittelfeldspieler Toni Kroos. „Und wir haben es sicher nicht aus Spaß gespielt.“ Aber an der Dreierkette alleine lag es nicht, dass die Deutschen das Testspiel derart deutlich dominiert haben. Kroos bildete gemeinsam mit Mesut Özil die Doppelsechs. Und obwohl beide nicht als Balleroberer und Defensivkünstler bekannt waren, bescherten sie dem deutschen Spiel mit ihrer Ballsicherheit in der Zentrale ein stabiles Gleichgewicht. Es wäre trotzdem eine Überraschung, sollte sich Löw auch in einem K.-o.-Spiel für diese Variante entscheiden.
„Wir können beides“, sagt Innenverteidiger Jerome Boateng. „Aber bisher hat die Viererkette gut geklappt.“ In diesem System fühlen sich die Nationalspieler eher zu Hause, sie haben in jedem EM-Spiel mit einer Viererkette verteidigt, eine Umstellung ausgerechnet gegen den bisher stärksten Gegner des Turniers wäre schon arg mutig. Eher denkbar ist eine Umstellung im laufenden Betrieb, falls es der Spielverlauf erfordert.

Wer muss sich beherrschen?

Fünf deutsche Spieler sind vor dem Viertelfinale von einer Sperre bedroht, weil sie schon einmal Gelb gesehen haben. Eine weitere Verwarnung, und Mats Hummels, Jerome Boateng, Sami Khedira, Joshua Kimmich sowie Mesut Özil müssten im Halbfinale zuschauen. Nach dem Viertelfinale werden die Verwarnungen gestrichen, zum letzten Mal also heißt es: Aufpassen im Zweikampf und immer höflich zum Schiedsrichter sein. Jerome Boateng sagt, dass ihn der Gedanke an eine mögliche Sperre nicht beeinträchtigen werde und dürfe. Schade eigentlich. Bei den Italienern sind nämlich gleich elf Spieler vorbelastet. Ob sich einer von ihnen eine Sperre einhandelt, dürfte den Deutschen allerdings ziemlich egal sein. So oder so.

Und sonst?
Sollte Torhüter Manuel Neuer noch mehr Wert auf seine Garderobe legen und bloß nicht das rote Trikot anziehen. Das scheint die Italiener anzustacheln wie das rote Tuch den Torero. 1982 (im WM-Finale) und 2006 (WM-Halbfinale) trugen Neuers Ahnen Toni Schumacher und Jens Lehmann jeweils ein rotes Torwarttrikot. Genau wie er selbst vor vier Jahren im EM-Halbfinale. Alle diese Spiele gingen verloren. Nur einmal mussten die Italiener bei einem Turnier nach Hause, während die Deutschen weiter mitspielen durften. Das war bei der EM 1996, als Andreas Köpke beim 0:0 im Gruppenspiel alles hielt – in Hellblau. Hellblau ist die Farbe der Hoffnung.

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