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Sport: Die Fußballer schauen zu

Die Analyse-Methoden von Hockeytrainer Peters

Berlin - Kein Räuspern, kein Hüsteln. Es ist still in der Sporthalle in Berlin. Gebannt schauen mehrere Hockey-Nationalspieler auf die Wand. Dort laufen Szenen eines Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft, an die Wand geworfen von einem Beamer. 40 Szenen à 30 Sekunden, nicht chronologisch geordnet, sondern nach taktischen Gesichtspunkten. Entscheidend sind die Spielsituationen. Ähnliche Szenen werden mehrmals hintereinander gezeigt. Dadurch kann Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters die Szenen besser vergleichen und seiner Mannschaft Wiederholungsfehler zeigen. Ab und zu stoppt Peters das Band und kommentiert in ruhigem, aber bestimmtem Tonfall eine Situation.

Peters studiert die Videos natürlich auch ohne die Spieler. „Ich zeichne mir die Stellung der Spieler auf dem Platz ab und entwickle daraus Übungen fürs Training“, sagt der 44-Jährige. „Spielnahe Situationen im Training herzustellen ist die eigentliche Kunst eines Trainers.“ Beim Fußball werde das nur selten gemacht. „Und dann wundern die sich, dass die Anforderungen im Spiel plötzlich ganz anders sind.“

Vor zwei Wochen informierte sich Peters fünf Tage lang beim Bundesligisten Schalke 04. Die ballorientierte Raumdeckung des Klubs interessierte Peters dabei besonders. Aber weil es beim Hockey kein Abseits gibt, muss er oft umdenken, um ein paar dieser Übungen in sein Programm einbauen zu können. „Dennoch war es sehr interessant und hilfreich.“ Auch Schalkes Kotrainer Mirko Slomka lobte die Zusammenarbeit: „Mit einem Trainer aus einer anderen Sportart über die ballorientierte Manndeckung zu diskutieren war sehr spannend.“ Peters hilft im Gegenzug bei der Videoanalyse.

Aber Peters hilft den Fußballern nicht nur in diesem Bereich. Als die Fußball-Nationalmannschaft im vergangenen Sommer in Berlin war, traf sich Peters mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Peters empfahl Klinsmann den Psychologen der Hockey-Nationalmannschaft, Hans-Dieter Hermann. Seitdem betreut Hermann beide Nationalteams. Und auch sonst stehen die beiden Bundestrainer in Kontakt. „Wir tauschen uns regelmäßig über viele Dinge aus. Klinsmann ist ein sehr interessanter Typ mit einer beeindruckend positiven Ausstrahlung“, sagt Peters.

Als Peters im November drei Tage beim Fußball-Bundesligisten in Mainz war, erlebte er ein anderes Fußballtraining als in Gelsenkirchen bei Schalke. „Der Mainzer Trainer Jürgen Klopp ist viel emotionaler als Rangnick.“ Außerdem sei in Mainz alles sehr auf Klopp zentriert. „Beim Training laufen die Kinder an den Spielern vorbei, um sich ein Autogramm von Herrn Klopp zu holen.“ Dem Hockey-Spitzentrainer Peters ist so etwas noch nie passiert.

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