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Sport: Die Geldgeber grübeln

T-Mobile macht weiter, Wiesenhof steigt aus

Berlin - Raphael Schweda findet die Entscheidung der Telekom gut. „Es ist toll und mutig weiterzumachen. Ich bin mir sicher, dass sie es schaffen, ein positives Image zu erreichen“, sagte der Manager des Teams Wiesenhof gestern dem Tagesspiegel. Da hatte ihn bereits die Nachricht erreicht, dass sein Hauptsponsor zum Ende der Saison beim größten deutschen Team nach T-Mobile und Gerolsteiner aussteigen wird. Wegen der allgemeinen Lage. „Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen und Entwicklungen im Profi-Radsport haben uns zu diesem Schritt veranlasst“, hieß es beim Geflügelhersteller Wiesenhof. Beim Team Wiesenhof arbeitet auch der ehemalige Telekom-Fahrer Jens Heppner. Er streitet ab, gedopt zu haben. Mit der aktuellen Arbeit im Team hat die Entscheidung laut Wiesenhof aber nichts zu tun. Manager Schweda wurde „von der Nachricht überrascht, ich finde sie aber nachvollziehbar“. Er will weitermachen, schließlich sprächen die jüngsten Erfolge für die Arbeit im Team. „Wir haben für Wiesenhof super Mediadaten erreicht und mehr herausgeholt, als sie reingesteckt haben.“

Schweda verweist auf das Beispiel des Uhrenherstellers Festina, dessen Team für den großen Dopingskandal von 1998 steht. „Festina hat danach noch vier Jahre weitergemacht und ist schließlich mit einem guten Image ausgestiegen. Und ihr Fahrer Richard Virenque, der erst 2000 unter Tränen Doping gestand, ist heute beliebter als früher.“

Auch T-Mobile, wie das frühere Team Telekom seit 2004 heißt, will das angekratzte Image mit der Profilierung als Vorreiter im Anti-Doping-Programm verbessern. Der frühere Konzern-Sprecher Jürgen Kindervater sagte, er selbst habe nichts von Doping gewusst. „Bis vor ein paar Tagen habe ich es für unvorstellbar gehalten, dass es systematisches Doping beim Team Telekom gab.“ Der jetzige Sprecher Christian Frommert sprach von „einer Chance, den sauberen und klaren Weg fortzusetzen“.

Wie T-Mobile hat auch das Team Gerolsteiner schon vor einigen Wochen angekündigt, weitermachen zu wollen. Das deutsche Unternehmen Würth war nach dem Skandal bei der Tour de France 2006 als Kosponsor beim Team Liberty Seguros ausgestiegen, das nun Team Astana heißt und neben dem früheren Team-Telekom-Chef Walter Godefroot auch eine Reihe ehemaliger Fahrer beschäftigt.

International überdenken derzeit mehrere Sponsoren ihre Engagements. Die Regierung der Balearen, die das Team Caisse d’Epargne sponsert, steigt zum Jahresende aus. Der Druck, den der Radsportweltverband UCI und die Medien beim Thema Doping ausübten, sei nicht hilfreich für den Radsport. Außerdem habe das spanische Fernsehen die Rennen zuletzt nicht mehr übertragen.

Das ehemalige Team von Lance Armstrong, Discovery Channel, hat bereits vor einiger Zeit das Ende seines Engagements bekannt gegeben. Ohne den zurückgetretenen siebenmaligen Tour-de- France-Sieger Armstrong fehlte die große Vermarktungsfigur für die USA. Die starken Dopingverdächtigungen gegen Armstrong haben bei dieser Entscheidung eher keine Rolle gespielt. Armstrong selbst ist an dem Rennstall beteiligt. Mit der Verpflichtung des zwischenzeitlich freigesprochenen Ivan Basso, der seinen Vertrag bei CSC, dem Rennstall von Bjarne Riis, aufgelöst hatte, wollte Discovery Channel in dieser Saison noch einmal angreifen, um attraktiv für neue Sponsoren zu werben. Nach den neuen Vorwürfen gegen Basso, der später versuchtes Doping eingeräumt hat, wurde dessen Vertrag aber umgehend wieder aufgelöst.

Reaktionen bei der Sportmedizin Freiburg: Seite 3; Leitartikel: Seite 1

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