zum Hauptinhalt

Sport: Die Gladbacher Mauer Durch ein 0:0 beim HSV so gut wie gerettet

In der Welt des Fußballs ist noch kein Fall bekannt geworden, dass sich erfahrene Profis von einem Stadionmagazin haben einschüchtern lassen. Gestern scheint es zum ersten Mal dazu gekommen sein.

In der Welt des Fußballs ist noch kein Fall bekannt geworden, dass sich erfahrene Profis von einem Stadionmagazin haben einschüchtern lassen. Gestern scheint es zum ersten Mal dazu gekommen sein. Der Hamburger SV hatte seinen Torhüter Stefan Wächter auf den Titel genommen, dazu ein Warnschild: „Betreten des Strafraums verboten!“ Die Spieler von Borussia Mönchengladbach hielten sich peinlich genau an diese Vorgabe. In 90 Minuten schossen sie ein einziges Mal auf das Tor von Wächter. Weil der HSV allerdings auch nur vor des Gegners Strafraum fröhlich kombinierte, blieb es in einem einseitigen Spiel beim 0:0. Doch während die Hamburger damit zwei wichtige Punkte im Kampf um einen Europacupplatz verschenkten, sind die Gladbacher im Abstiegskampf so gut wie gerettet. Zwei Spieltage vor Saisonende liegen sie sechs Punkte vor Bochum und Rostock und haben die deutlich bessere Tordifferenz.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass da noch was passiert“, sagte Trainer Horst Köppel. Viermal hat Köppel in dieser Saison Borussias Profi-Mannschaft trainiert. Seitdem ist sie ungeschlagen und noch ohne Gegentor. Warum diese Serie auch nach dem Auftritt in Hamburg Bestand hat, ist allerdings schwer zu erklären. Der HSV spielte aggressiver, entschlossener und mit der besseren Ordnung. Von der ersten Minute an sahen sich die Gladbacher in die Defensive gedrängt. 15:1 hieß die Torschussbilanz am Ende für die Hamburger, zehn Ecken gab es für den HSV, keine einzige für die Gladbacher. Nach 70 Minuten rollte der Ball zum ersten Mal über die Torauslinie der Hamburger: als Joris van Hout an einem Einwurf vorbei sprang.

„Wir haben das Spiel zu jeder Zeit dominiert“, sagte Hamburgs Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer. Allerdings entsprangen der Überlegenheit nur phasenweise gute Torchancen, jeweils zu Beginn der beiden Halbzeiten und noch einmal in der Schlussphase. In der dritten Minute konnte Gladbachs Torhüter Kasey Keller zum ersten Mal gegen Emile Mpenza retten, direkt nach der Pause sah das gleiche Duell erneut den Keeper der Borussen als Sieger. Auf der anderen Seite musste Wächter nur einmal eingreifen, als er einen schönen Volleyschuss von Bernd Thijs parieren konnte. Da war bereits eine Stunde gespielt.

„Die haben heute richtig gebrannt und irre Druck gemacht“, sagte Gladbachs Mittelfeldspieler Thomas Broich. Trainer Köppel hatte seiner Mannschaft aufgetragen, „nach vorne zu spielen, aber der HSV hat uns überhaupt keine Zeit gelassen, Luft zu holen“. Sein Kollege Thomas Doll hingegen klagte, „dass wir einfach nicht die Kaltschnäuzigkeit haben“. Vermutlich wird diese Nachlässigkeit dazu führen, dass der Verein die Qualifikation für den Uefa-Cup verpasst. Zwei Punkte liegen die Hamburger hinter Leverkusen auf Platz sechs.

Eine ähnliche Situation haben die Gladbacher mit dem Punktgewinn in Hamburg verhindert. Der neue Sportdirektor Peter Pander hätte es „sehr erschreckend“ gefunden, mit fünf Punkten Vorsprung in die letzten beiden Spiele zu gehen, dann unter Umständen das Heimspiel gegen Hertha BSC zu verlieren und zum Saisonabschluss in Leverkusen nicht verlieren zu dürfen. „Da spielen dir die Nerven vielleicht einen Streich“, sagte Pander. „Wir sind vorsichtig, aber jetzt lassen wir uns das nicht mehr nehmen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false