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Sport: Die Gratulanten kommen

Eintracht Frankfurt überrascht die Liga

Selten waren in der Alten Oper in Frankfurt so viele Schulterklopfer unterwegs. Dass sich Vorstandschef Heribert Bruchhagen, Präsident Peter Fischer oder Chefscout Bernd Hölzenbein inmitten der Prominenz beim Sportpresseball nicht unerkannt bewegen können, ist nicht ungewöhnlich, weil eben zu viele Ballgäste ein Faible für Eintracht Frankfurt pflegen. Neu war nur, dass die Vereinsvertreter so vielen Gratulanten begegneten. Zuvor hatten sich die Hessen schließlich mit einem mal wieder sehr ansehnlichen 3:1 (2:0) gegen den VfL Wolfsburg endgültig in den vorderen Regionen festgesetzt.

Weshalb sogar der 74-er Weltmeister Hölzenbein zwischen den Tischen ein gefragter Interviewpartner war, während auf der Bühne sein Weggefährte Franz Beckenbauer zur „Legende des Sports“ gekürt wurde. Und die Eintracht bald zur neuen Überraschung der Liga? „In dieser Saison ist alles möglich“, behauptet Patrick Ochs, „die Mannschaft hat richtig Spaß am Fußball.“ Dank des im Vorjahr installierten Trainers Michael Skibbe.

In der Tat hat sich das Ensemble weitgehend vom rumpeligen Zweckfußball unter Vorgänger Friedhelm Funkel emanzipiert. Skibbe hat schon in seiner ersten Saison sich nicht nur oft mit seinem Vorsitzenden Bruchhagen gestritten, sondern auch seine Wünsche und seine Philosophie durchgesetzt, die sich den FC Barcelona irgendwie als Vorbild nimmt. „Wir können nicht so spielen wie die, aber wir können auch den Ball am Boden halten und versuchen, flott nach vorne zu spielen“, sagt er, „und wir trauen uns zu, die Dinge spielerisch zu lösen: Den Ball wegschlagen, kann ja jeder.“

Akteure wie der emsige Schweizer Umschaltspieler Pirmin Schwegler, den Skibbe seinem Ex-Verein Bayer Leverkusen abschwatzte, sind Schlüsselspieler geworden. Symbolhaft nun Schweglers Traumtor zum 2:0. Und wer den Erfolg nur auf den Torgaranten Theofanis Gekas reduziert, der seine Saisontore zehn und elf erzielte, begeht einen Fehler. Die Defensivarbeit ist mindestens ebenso wichtig. Erst elf Gegentore sind Beleg, dass die Eintracht mehr als solide verteidigt.

Bruchhagen bleibt gelassen. „Ich bin genauso wenig euphorisch, wie ich deprimiert war, als wir Vorletzter waren“, sagte der 62-Jährige, „wir dürfen uns den emotionalen Strömungen nicht anschließen.“ Aber auf die Schultern klopfen lassen.

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